Vor einem Monat kam aus Unterföhring eine Ankündigung, die nicht nur UFA-CEO Nico Hofmann als einen Schlag für die deutsche Produktionslandschaft bezeichnete: Völlig überraschend kündigte Sky Deutschland den Ausstieg aus der Beauftragung neuer fiktionaler Stoffe an. Eine sehr kurzfristige Entscheidung, weil noch 14 Tage zuvor ein neues Projekt angekündigt wurde und zum Filmfest München eigentlich zur Präsentation der kommenden Programme eingeladen wurde, die nur 24 Stunden vorher abgesagt wurde.

Der Ausstieg aus der fiktionalen Auftragsproduktion erwischte auch einige Geschäftspartner kalt. Schnell wurde bestätigt, dass die vierte Staffel von „Das Boot“ (Bavaria Fiction) sowie das dystopische Drama „Helgoland 513“ (UFA Fiction) wie geplant kommen werden bei Sky, weil sie schon abgedreht sind. Doch darüber hinaus war die Zukunft einiger anderer Serien-Projekte, die Sky Deutschland in den vergangenen anderthalb Jahren angekündigt hatte, unklar. DWDL.de hat nachgehakt, was sich in den vergangenen vier Wochen getan hat.

Man habe viele Gespräche geführt, heißt es heute bei Sky Deutschland. Bei den drei Serienprojekten „Frankenstein Untold“ (Neue Schönhauser Film), „Huntsville AL“ (Zeitsprung, Wildside und Beta Film) und „Garten Eden“ (Hager Moss Film) habe man sich in der Zwischenzeit „mit den betroffenen Produktionspartnern bereits auf faire und partnerschaftliche Lösungen einigen können“, wie eine Sky-Sprecherin auf DWDL-Anfrage erklärt. Was das im Einzelfall allerdings genau bedeutet, wird leider nicht beantwortet.

Sky versichert aber: „Von Produzentenseite haben wir dabei sehr positives Feedback für das professionelle und verantwortungsvolle Handling dieser für alle Beteiligten schwierigen Situation erhalten.“ Konkreter wird es bei „Public Affairs“: Die von Isarstrassen Film produzierte achtteilige Dramedy mit Helgi Schmid und Nilam Farooq in den Hauptrollen hatte nur zwei Wochen vor dem überraschenden Aus fiktionaler Auftragsproduktionen bei Sky Deutschland ihren Drehbeginn. Sky bestätigt: „Die sich im Dreh befindende Serie ‚Public Affairs‘ wird derzeit ganz regulär fertiggestellt.“ 

Komplexer ist die Situation bei der geplanten Klinikserie „KraNK“ von Violet Pictures und der Studio-Hamburg-Tochter Real Film Berlin, die noch nicht im Dreh war aber kurz davor stand als Sky Deutschland bei fiktionalen Auftragsproduktionen die Reißleine zog. Rund 250 Mitwirkende waren nach DWDL-Informationen auch schon verpflichtet, weil der Dreh Ende Juli hätte starten sollen. Noch aber hängt das Projekt in der Luft.

Ein neuer Partner soll nun helfen, das Projekt zusammen mit Sky Deutschland zu stemmen. „Bei ‚Krank Berlin‘ sind wir äußerst zuversichtlich, dass die Dreharbeiten mit einem neuen, weiteren Finanzierungspartner an Bord Ende August starten können“, erklärt die Sky-Sprecherin auf DWDL.de-Anfrage und ergänzt: „Seitens Sky Studios sind dafür alle Weichen gestellt.“ Es würde, wenn es klappt, produktionstechnisch die vorerst letzte fiktionale Auftragsproduktion von Sky Deutschland werden.

Doch es wurden in den vergangenen Wochen noch weitaus mehr Gespräche geführt. Sky weist auf Anfrage darauf hin, „dass im Übrigen auch fast nahezu alle weiteren, öffentlich bislang nicht bekannten Development-Projekte bereits jetzt erfolgreich in neue Bahnen gelenkt worden sind (sog. ‚Turnaround‘). Das heißt, wir haben unsere Produktionspartner umgehend in die Lage versetzt, neue Partner für die Realisierung der Stoffe zu finden.“ 

Das sei nicht falsch, bestätigt einer von ihnen. Und doch klinge da etwas zu viel Euphemismus mit. Denn die naheliegendste Hoffnung auf Finanzierung, gerade auch bei ungewöhnlichen Stoffen, sei mit dem Sky-Rückzug entfallen. Neben den großen bekannten Projekten „Babylon Berlin“, „Der Pass“ und „Das Boot“ hatte Sky Deutschland in den vergangenen Jahren insbesondere ein Herz für die Genre-Serie, traute sich an Horror und SciFi heran. Offenbar aber nicht mit ausreichendem Erfolg.

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