In einem Interview mit "Blickpunkt Film" hat Marc Lepetit, Produzent von UFA Documentary, einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Nationalelf-Doku gegeben, die unter dem Label "All or Nothing" ab September bei Prime Video zu sehen sein wird (DWDL.de berichtete). Ein genauer Blick auf die Doku könnte interessant werden, denn schon im Vorfeld räumt Lepetit ein, dass man auf Wunsch des DFB eine Szene entfernt habe - und auch sonst lief während des Drehs offenbar nicht alles reibungslos ab.
So erzählt Lepetit im "Blickpunkt Film"-Interview unter anderem, dass man dem DFB und Trainer Hansi Flick alle Folgen gezeigt habe. Danach habe es zwar kein Veto gegeben, sehr wohl aber "Rückmeldungen, Fragen und Gegenvorschläge". Der Produzent hält jedoch fest, dass die Entscheidungen, welche Szenen drin bleiben und welche nicht, bei Prime Video und UFA Documentary gelegen hätten. Der DFB habe darum gebeten, eine Diskussion des Trainerteams über die Verfassung verschiedener Spieler aus der Doku herauszunehmen. "Weil sie zurecht finden, dass das nur in diesen Kreis und nicht in die Öffentlichkeit gehört", sagt Produzent Marc Lepetit. Man habe das verstanden und dementsprechend auf die Szene verzichtet.
Auch andere Aussagen des UFA-Produzenten lassen daran zweifeln, wie authentisch die Doku tatsächlich geworden ist. Zwar habe der DFB nie etwas untersagt, dennoch hätten mehrere Spieler Interviews nach einer Niederlage verschoben. "Nach dem Japan-Spiel wollten wir unbedingt mit Nico Schlotterbeck reden, es hat zwei Tage gedauert, bis er vor die Kamera kam", sagt Lepetit. "Aber er kam." Im Nachgang zum Turnier sei es "ein Leichtes" gewesen, die Spieler, die man habe sprechen wollen, zu bekommen.
Weil die deutsche Nationalmannschaft in Katar bereits in der Vorrunde ausgeschieden ist, musste auch die Doku gekürzt werden. Statt geplanten sechs Folgen sind es vier geworden. Überlegungen, das Projekt zu stoppen, habe es nicht gegeben, sagt Lepetit. "Von Seiten der Verantwortlichen haben wir, da spreche ich insbesondere auch von Regisseur Christian Twente und Creative Producer Matthias Bittner, von Anfang an die Möglichkeit eines frühen Scheiterns miteinbezogen". Ein Scheitern im Halbfinale wäre ein sportlich größerer Erfolg gewesen, für die Doku wäre das aber eine "niedrigere dramatische Fallhöhe" gewesen.