Reaktionen auf die Veröffentlichung der DWDL-Recherchen zum geplanten Studio-Deal zwischen WDR und Bavaria Studios ließen nicht lange auf sich warten - und dürften keine der beteiligten Parteien überrascht haben: Neben Irritationen bei Wettbewerbern am Standort Köln ließ sich am Mittwoch ebenso bereits Kritik aus der Medienpolitik vernehmen. Es geht um Fragen der Transparenz und Wirtschaftlichkeit bei dem Vorhaben, das in die Jahre gekommene Studio-Gelände in Köln-Bocklemünd vom WDR anzumieten. Bavaria Studios wird dafür vor Ort nicht unerheblich investieren müssen, um Produktionen wie das gestern bereits angekündigte „Promi Big Brother“ dort durchführen zu können. 

ZDF-Logo in Mainz © ZDF/Ralph Orlowski
Auch deshalb sieht man das Vorhaben selbst in Mainz skeptisch. Nach Informationen des Medienmagazins DWDL ist das ZDF, immerhin mit 25,1 Prozent zweitgrößter Gesellschafter der Bavaria Studios GmbH, nicht begeistert von den Expansionsplänen des Geschäftsführers Friedhelm Bixschlag. Offenbar geht es dabei um die Sorge, dass sich die auf dem Gelände in Köln-Bocklemünd nötigen Investitionen nicht refinanzieren lassen durch den ohnehin schon intensiven und preissensitiven Wettbewerb am Standort. Noch dazu sende der Expansion-Plan das „falsche Signal zur falschen Zeit“, hört man aus Mainz. Ein bisschen lustig ist das allerdings schon, wenn man an die Ambitionen der eigenen Tochter ZDF Studios denkt.

Private Konkurrenz sorgt sich um Transparenz

Keine der an dem Bocklemünd-Deal beteiligten Parteien wollte sich nach Veröffentlichung der DWDL-Recherchen über das am Mittwochmorgen gemeinsam koordinierte Statement hinaus zu dem Thema äußern. Umso mehr Redebedarf haben erwartungsgemäß aber die privaten Studio-Betreiber in und um Köln, namentlich die MMC GmbH in Köln-Ossendorf sowie EMG Germany (ehemals Nobeo) in Hürth. Hier sorgt man sich nach Bekanntwerden der Expansionspläne von Bavaria Studios auf dem Kölner Markt um nötige Transparenz für einen fairen Wettbewerb. 

Jens Wolf MMC © MMC
„Wie ist hier denn sichergestellt, dass es zu keiner Wettbewerbsverzerrung durch den WDR und die Bavaria Studios zu Lasten der privaten Studioanbieter in NRW kommt?“, fragt der MMC-Geschäftsführer Jens Wolf aus naheliegendem Eigeninteresse. „Da das WDR-Gelände in Bocklemünd ursprünglich zur Nutzung einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt mit Gebührengelder gebaut wurde, sehe ich es kritisch, falls es hierbei zu einer Vermischung von öffentlich-rechtlichen Beiträgen und privatwirtschaftlichen Interessen kommen sollte.“

René Steinbusch © EMG Germany
Auch René Steinbusch, Geschäftsführer von Konkurrent EMG Germany, zeigt sich auf DWDL-Anfrage „durchaus etwas verwundert, dass der WDR von seiner bisherigen Strategie abweicht und nun auf seinem Gelände in Bocklemünd auch Produktionen für die private Senderkonkurrenz durchführt.“ Und er ergänzt: „Dies kostendeckend zu realisieren wird sicherlich eine große Herausforderung.“ Im Raum steht die Frage: Zu welchen Konditionen vermietet der WDR eigentlich an die Bavaria Studios, mehrheitlich eine Tochter von Bavaria Film, bei der die WDR Mediagroup (kommerzielle Tochter des WDR) wiederum größter Gesellschafter ist? 

MMC-Geschäftsführer Jens Wolf: „Gerade bei der Preisgestaltung des Mietvertrags sind die Unternehmen innerhalb des WDRs ja an das Arms-Length-Prinzips gebunden und da würden wir vollständige Transparenz bezüglich der vertraglichen Konstellation zwischen dem WDR und den Bavaria Studios erwarten. Unternehmerisch sehen wir das sportlich, aber die Systematik muss man hinterfragen.“ 

Der WDR profitiert, das Risiko wandert weiter

Schützenhilfe bekommt der private Wettbewerb dabei aus Teilen der Medienpolitik. Tenor der Antworten auf erste DWDL-Anfragen am Mittwoch: Auch unabhängig von der vertraglichen Ausgestaltung und Mietkonditionen sei in der aktuellen Debatte über künftigen Auftrag und Umfang des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nur schwer vermittelbar, dass ein Unternehmen aus dem ohnehin bereits komplexen Geflechts öffentlich-rechtlicher Produktionstöchter, an einem zusätzlichen Standort in einen bestehenden privatwirtschaftlichen Wettbewerb expandiert. 

KEF © KEF
Mit der sozusagen familieninternen Vermietung wolle der WDR nach Einschätzung einer ehemaligen WDR-Führungskraft nur einem Rüffel im kommenden 24. Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) zuvorkommen, der eine fehlende Perspektive für das unwirtschaftliche Studio-Gelände in Köln-Bocklemünd anprangern werde. Während der WDR damit eine Lösung gefunden hätte, wandere das Risiko der Wirtschaftlichkeit zu Bavaria Studios. Genau das ist es, was dem ZDF als Gesellschafter offenbar missfällt: Man will nicht ins Risiko, nur damit der WDR sich schönrechnen kann.

„Wir können bestätigen, dass der WDR und die Bavaria Studios GmbH eine Nutzung von WDR-Studioflächen in Bocklemünd durch die Bavaria Studios vereinbart haben. Da der Mietvertrag dem WDR-Verwaltungsrat noch zur Zustimmung vorgelegt wird, bitten wir um Verständnis, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben machen können“, teilten WDR und Bavaria Film als der Mehrheitsgesellschafter von Bavaria Studios am Mittwoch mit (DWDL.de berichtete). Ob der Verwaltungsrat dem Vorhaben vorbehaltlos zustimmen wird, ist fraglich. Eine Antwort darauf - und damit Planungssicherheit - hätten nicht zuletzt auch gerne Endemol Shine Germany und Sat.1.

Mehr zum Thema