Reaktionen auf die Veröffentlichung der DWDL-Recherchen zum geplanten Studio-Deal zwischen WDR und Bavaria Studios ließen nicht lange auf sich warten - und dürften keine der beteiligten Parteien überrascht haben: Neben Irritationen bei Wettbewerbern am Standort Köln ließ sich am Mittwoch ebenso bereits Kritik aus der Medienpolitik vernehmen. Es geht um Fragen der Transparenz und Wirtschaftlichkeit bei dem Vorhaben, das in die Jahre gekommene Studio-Gelände in Köln-Bocklemünd vom WDR anzumieten. Bavaria Studios wird dafür vor Ort nicht unerheblich investieren müssen, um Produktionen wie das gestern bereits angekündigte „Promi Big Brother“ dort durchführen zu können.
Private Konkurrenz sorgt sich um Transparenz
Keine der an dem Bocklemünd-Deal beteiligten Parteien wollte sich nach Veröffentlichung der DWDL-Recherchen über das am Mittwochmorgen gemeinsam koordinierte Statement hinaus zu dem Thema äußern. Umso mehr Redebedarf haben erwartungsgemäß aber die privaten Studio-Betreiber in und um Köln, namentlich die MMC GmbH in Köln-Ossendorf sowie EMG Germany (ehemals Nobeo) in Hürth. Hier sorgt man sich nach Bekanntwerden der Expansionspläne von Bavaria Studios auf dem Kölner Markt um nötige Transparenz für einen fairen Wettbewerb.
MMC-Geschäftsführer Jens Wolf: „Gerade bei der Preisgestaltung des Mietvertrags sind die Unternehmen innerhalb des WDRs ja an das Arms-Length-Prinzips gebunden und da würden wir vollständige Transparenz bezüglich der vertraglichen Konstellation zwischen dem WDR und den Bavaria Studios erwarten. Unternehmerisch sehen wir das sportlich, aber die Systematik muss man hinterfragen.“
Der WDR profitiert, das Risiko wandert weiter
Schützenhilfe bekommt der private Wettbewerb dabei aus Teilen der Medienpolitik. Tenor der Antworten auf erste DWDL-Anfragen am Mittwoch: Auch unabhängig von der vertraglichen Ausgestaltung und Mietkonditionen sei in der aktuellen Debatte über künftigen Auftrag und Umfang des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nur schwer vermittelbar, dass ein Unternehmen aus dem ohnehin bereits komplexen Geflechts öffentlich-rechtlicher Produktionstöchter, an einem zusätzlichen Standort in einen bestehenden privatwirtschaftlichen Wettbewerb expandiert.
„Wir können bestätigen, dass der WDR und die Bavaria Studios GmbH eine Nutzung von WDR-Studioflächen in Bocklemünd durch die Bavaria Studios vereinbart haben. Da der Mietvertrag dem WDR-Verwaltungsrat noch zur Zustimmung vorgelegt wird, bitten wir um Verständnis, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben machen können“, teilten WDR und Bavaria Film als der Mehrheitsgesellschafter von Bavaria Studios am Mittwoch mit (DWDL.de berichtete). Ob der Verwaltungsrat dem Vorhaben vorbehaltlos zustimmen wird, ist fraglich. Eine Antwort darauf - und damit Planungssicherheit - hätten nicht zuletzt auch gerne Endemol Shine Germany und Sat.1.