In wenigen Wochen wird Katrin Vernau nicht mehr an der Spitze des RBB stehen, als neue Intendantin des RBB wurde zuletzt Ulrike Demmer gewählt (DWDL.de berichtete). Für Vernau geht es dann zurück zum WDR, wo sie von ihrem Posten als Verwaltungsdirektorin bislang nur beurlaubt war. Vernau hatte den RBB im vergangenen Jahr nach dem Chaos rund um Patricia Schlesinger übernommen und dem Sender einen harten Sparkurs verordnet. 

Dass es aber auch durchaus Differenzen zwischen Vernau und den Gremien des RBB gibt, ist schon seit einiger Zeit offensichtlich. So wollte sich die Interims-Intendantin etwa im Prozess um die reguläre Unternehmensführung nicht bewerben, sondern lieber gefragt werden. Das wurde sie nicht, entsprechend stand sie dem Rundfunkrat auch nicht zur Wahl. Gegenüber der dpa bekräftigt Vernau nun noch einmal ihre Position. 

"Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass man mich hätte fragen können, wenn man Interesse gehabt hätte, dass ich hier weitermache", sagt sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur. "Es ist sogar die Verantwortung einer Findungskommission, nicht nur eine Stellenanzeige zu schalten, sondern auch − wenn sie denkt, dass es geeignete andere Kandidaten gibt, die sich nicht formal sofort beworben haben − die dann auch anzusprechen." Hätte sich Vernau beworben, wäre gewählt worden und hätte die gleichen Konditionen wie Ulrike Demmer akzeptiert, wäre ihr Gehalt allerdings auch deutlich gesunken. Aktuell verdient sie als RBB-Intendantin rund 295.000 Euro im Jahr, im WDR kam sie 2021 auf rund 247.000 Euro plus fast 10.000 Euro Sachbezüge. Die neue RBB-Intendantin wird wohl deutlich weniger verdienen, noch sind die genauen Zahlen nicht durch den Verwaltungsrat öffentlich gemacht worden. 

Stellen bis heute nicht nachbesetzt

Katrin Vernau übt aber auch ganz generelle Kritik an den Kontrollgremien des RBB. So moniert sie etwa, dass die Geschäftsleitung des Unternehmens bis heute nicht vollständig nachbesetzt worden sei. In zwei von drei Direktionen sind die Leitungspersonen aktuell beispielsweise nur geschäftsführend im Amt. "In jedem Unternehmen, wo die komplette Geschäftsleitung das Unternehmen verlässt, schaut man, dass man die Unternehmensleitung so schnell wie möglich wieder auf ordentliche Beine stellt. Und in einem Unternehmen in der Krise würde man es noch dringlicher ansehen normalerweise, aber im RBB offensichtlich nicht", sagt Vernau. 

Sie habe immer wieder auf die "fragile Situation in der Geschäftsleitung" hingewiesen, so die Noch-Chefin des RBB. "Wir hätten noch eine andere Schlagkraft gehabt, wenn ich mein Team noch hätte komplettieren können. Der Vorwärtsgang muss jetzt eingeschaltet werden." Das Problem ist wohl auch, dass sich Rundfunk- und Verwaltungsrat vor gar nicht allzu langer Zeit ebenfalls neu konstituiert hatten - und sich erst einmal einen Überblick verschafften mussten. Und dann stand auch schon die Wahl der neuen RBB-Intendantin an, bei der bekanntlich auch nicht alles rund gelaufen ist. 

In jedem Unternehmen, wo die komplette Geschäftsleitung das Unternehmen verlässt, schaut man, dass man die Unternehmensleitung so schnell wie möglich wieder auf ordentliche Beine stellt. Und in einem Unternehmen in der Krise würde man es noch dringlicher ansehen normalerweise, aber im RBB offensichtlich nicht.
Katrin Vernau


Darüber hinaus stellte Vernau gegenüber der dpa die nächste Sparrunde beim RBB in Aussicht, sollte es nicht zu einer Beitragserhöhung kommen. Wenn man auf die Beitragsanpassung warten müsse, habe man "erheblichen Druck im Budget", so Vernau. Alle Preissteigerungen müsste man dann abfangen. Das würde "unweigerlich die nächste Sparrunde einläuten". Aktuell prüft die KEF den angemeldeten Finanzbedarf von ARD, ZDF und Deutschlandradio. In der Folge wird die Kommission einen Vorschlag zur künftigen Höhe des Rundfunkbeitrags machen, das muss dann noch von den Bundesländern abgesegnet werden. Einige Ministerpräsidenten erklärten aber bereits, einer Erhöhung nicht zustimmen zu wollen - das geht laut Bundesverfassungsgericht aber nur in Ausnahmefällen. 

150 Millionen Euro - haben oder nicht haben

Zwischen der Bewilligung des bei der KEF angemeldeten Finanzbedarfs und der Fortschreibung der heutigen Beitragshöhe liegen für den RBB nach Angaben von Katrin Vernau 150 Millionen Euro. "Anders gesagt: Wenn wir den bei der KEF angemeldeten Betrag bekommen, dann haben wir als RBB 150 Millionen Euro mehr in der gesamten nächsten Beitragsperiode 2025-2028." Wenn dieses Geld nicht komme, könne man auch keine Tarifsteigerungen durchführen, so Vernau. Die aktuellen Verhandlungen laufen bekanntlich schleppend, zuletzt legten einige freie Mitarbeitende die Arbeit nieder und verabschiedeten sich in einen zuvor angekündigten Urlaub (DWDL.de berichtete). 

Wann genau Katrin Vernau aus dem Amt ausscheidet und Ulrike Demmer den RBB übernimmt, ist übrigens noch immer nicht zu 100 Prozent geklärt. Spätestens zum 14. September wird der Wechsel erfolgen. Gegenüber der dpa stellte RBB-Verwaltungsratschef Benjamin Ehlers nun aber den 1. September in Aussicht.