Trotz der schwierigen Marktlage ist Axel Springer im ersten Halbjahr 2023 gewachsen. So konnte man die Umsatzerlöse in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2022 leicht um 1,4 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro steigern. Das ist in diesen Zeiten, in denen vor allem der Werbemarkt unter Druck ist, schon eine ziemlich beachtenswerte Leistung. Doch Springer scheint davon wenn überhaupt nur sehr nebensächlich betroffen zu sein. In Deutschland habe man die Vermarktungsleistung "deutlich" steigern können, heißt es vom Konzern.
Das bereinigte EBITDA stieg im gleichen Zeitraum um 12,8 Prozent und auch der Anteil der digitalen Geschäftsmodelle am Umsatz hat sich nochmals auf 85,5 Prozent (Vorjahr: 84,9 Prozent) erhöht. Nach Angaben von Springer hätte sich das journalistische Geschäft "übergreifend auf Vorjahresniveau" entwickelt. Das ist eine gute Nachricht vor allem für die rund 3.400 angestellten Journalistinnen und Journalisten des Verlags. Weil vor allem "Politico" aber weiter stark expandiert, liegt das bereinigte EBITDA der US-Medienmarken unter Vorjahr.
Spannend ist aber natürlich vor allem der Blick nach Deutschland. Der umfassende Umbau von "Welt" und "Bild" trägt mittlerweile die ersten Früchte, die Umsätze der beiden Marken sind im ersten Halbjahr um 3,4 Prozent gestiegen. 48 Prozent der Umsätze stammen hier außerdem mittlerweile aus dem Digitalen, das sind drei Prozentpunkte mehr als noch im Jahr davor. "Im deutschen Mediengeschäft kompensieren die Digitalerlöse bereits heute den Rückgang des Printgeschäftes", heißt es von Springer. Zuletzt hatte der Konzern eine umfassende KI-Offensive angekündigt. So gibt es von "Welt" und "Bild" inzwischen News Plugins für ChatGPT (DWDL.de berichtete), darüber hinaus will man KI auch an anderen Stellen im Unternehmen einsetzen.
Treiber des Springer-Wachstums soll künftig auch weiter der Bereich Classifieds sein. Gerade erst hat die Springer-Tochter StepStone 100 Prozent der Anteile von Bayard in den USA übernommen und so seine Stellung am Recruiting-Markt gestärkt. Im ersten Halbjahr hielt StepStone zusammen mit AVIV den Umsatz auf Vorjahresniveau, das bereinigte EBITDA stieg um 9 Prozent. StepStone hatte zuletzt eine starke Wachstumskurve hingelegt: 2022 kam das Unternehmen zum ersten Mal auf einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro, das entsprach einer Verdopplung im Vergleich zum Jahr 2020. Das bereinigte EBITDA der idealo Gruppe lag zudem rund 60 Prozent über dem Vorjahr, bei Bonial waren es 40 Prozent. Umsatzseitig wuchs idealo fast 10 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022, bei Bonial waren es sogar 25 Prozent.
Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE: "Dass wir in wirtschaftlich schweren Zeiten weiter wachsen können, ist bemerkenswert. Ich danke allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre engagierte und ausgezeichnete Arbeit. Axel Springer ist entschlossen, ein rein digitales Medienhaus zu werden, das die Chancen der Künstlichen Intelligenz nutzt, um Qualitätsjournalismus und Classifieds-Angebote noch relevanter und erfolgreicher zu machen. Die Übernahme von Bayard durch StepStone war ein strategisch bedeutsamer Schritt. Als eine der größten Akquisitionen in der Geschichte des Konzerns hat sie das Potenzial, ein Game Changer für StepStone in den USA zu sein und deren rasantes Wachstum weiter zu befördern."