Der HR hat das Jahr 2022 überraschend mit einem Gewinn in Höhe von 14 Millionen Euro abgeschlossen. Der Rundfunkrat des Senders hat den entsprechenden Jahresabschluss am Freitag einstimmig genehmigt. Die Erträge lagen demnach bei 543,4 Millionen Euro, die Aufwendungen bei 529,3 Millionen. Gegenüber der Prognose ist das eine deutliche Verbesserung: Ursprünglich war der HR von einer Verlust in Höhe von mehr als 80 Millionen Euro ausgegangen. 

Zurückzuführen ist die deutliche Verbesserung vor allem auf die Zinswende an den Märkten. Dadurch musste der HR deutlich weniger Rückstellungen für seine Pensionsverpflichtungen bilden. Darüber hinaus generierte der Sender Mehreinnahmen durch den Rundfunkbeitrag in Höhe von rund 12,6 Millionen Euro. Dieses Geld kann der HR allerdings nicht ausgeben, sondern muss es zurücklegen, um künftig den Rundfunkbeitrag möglichst stabil zu halten. 

Trotz des überraschend guten Ergebnis übte sich HR-Intendant am Freitag bei der öffentlichen Hauptversammlung des Unternehmens in Zurückhaltung und dämpfte etwaig aufkommende Euphorie. "Wir haben einen schweren Weg vor uns und das wird noch zu Herausforderungen führen", erklärte Hager unter anderem. In Sachen des Jahresabschlusses wies er darauf hin, dass das deutlich bessere Ergebnis nicht kassenwirksam sei. Bei den Beträgen zu den Pensionsrückstellungen handele es sich um Buchwerte. Auch das Eigenkapital des HR liege noch immer im dreistelligen Millionenbereich im Minus. "Wir haben ein gutes Ergebnis in einem schwierigen Jahr geliefert. Am Sparkurs müssen wir aber festhalten", betonte Hager. 

Gleichzeitig verwies der HR-Intendant, dass man wenig Spielraum für Innovationen habe. 94 Prozent des Budgets machen Fixkosten aus, nur 6 Prozent sind flexibel einsetzbar. "Aktuell sind wir nicht flexibel genug, um auf die Herausforderungen der Zukunft Antworten geben zu können. [...] Aufgrund der hohen Fixkosten haben wir faktisch keinen Spielraum", sagt Hager. In dem Zusammenhang sprach er auch noch einmal von der "Transformation im Schrumpfen" - wie schon vor einigen Monaten im DWDL.de-Interview. Innovationen müsse man bewerkstelligen, in dem man andere Dinge, die im Zweifel erfolgreich sind, sein lasse. Das sei ein schwieriges Thema, so Hager, der sich insgesamt dennoch optimistisch zeigt. "Der HR ist auf einem guten Weg und wir schaffen das", so der Intendant. 

Kritik übte Hager unter anderem auch an der Politik und konkret einigen Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk immer wieder zu neuen Sparrunden aufrufen. Es sei nicht so, dass man Goldbarren in den Studios liegen habe, so der Intendant. In die gleiche Kerbe schlägt auch der Vorsitzende des HR-Verwaltungsrats, Hejo Manderscheid. Der sagt: "Für den Bestand und die Fortentwicklung des HR ist vor allem eine bedarfsgerechte Finanzierung absolut notwendig. Das Gerede und die Forderung nach Beitragsabsenkungen, wie es beispielsweise einige Ministerpräsidenten vortragen, ist nicht hinzunehmen. Wir fordern, die verfassungskonforme Beitragsfestlegung durch die unabhängige KEF sicherzustellen."

Massive Kritik an der Politik

Zuletzt hatten einige Landeschefs angekündigt, keiner Beitragserhöhung zustimmen zu wollen. Über eine mögliche Erhöhung müssen die Landesparlamente zwar entscheiden, die Empfehlung über die künftige Höhe des Rundfunkbeitrags kommt allerdings von der unabhängigen KEF. Und von deren Empfehlung darf die Politik nur in Ausnahmefällen abweichen - das ist inzwischen mehrfach durch das Bundesverfassungsgericht entschieden worden. Dass sich die Politik erneut eine höchstrichterliche Klatsche abholen will, ist aktuell aber durchaus vorstellbar. Voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres wird die KEF einen Vorschlag in Sachen Rundfunkbeitrag machen. 

Florian Hager selbst holte sich am Freitag vom Rundfunkrat viel Lob für seine Art der Unternehmensführung ab. Harald Freiling, Vorsitzender des Rundfunkrats, sagte etwa: "Der neue Intendant hat die digitale Transformation nicht erfunden, aber er hat das Tempo beschleunigt. Florian Hager hat einen neuen Stil eingeführt und macht Mut, die Veränderungen anzupacken. Jetzt muss es darum gehen, die Ziele zu präzisieren und konkrete Produkte zu präsentieren, die auch tatsächlich mehr Menschen und vor allem jüngere Zielgruppen für den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in den Bereichen Information, Bildung und Kultur zu gewinnen."