Bis 2026 hat Bob Iger seinen Vertrag als CEO von Disney verlängert – in der Nacht auf Donnerstag wurde publik, dass der 72-Jährige also noch einige Zeit lang das Sagen haben soll. Kurzfristig muss Iger die Folgen des Doppelstreiks in Hollywood bewältigen. Langfristig gilt es aber auch, noch defizitäre Geschäftsberichte in die schwarzen Zahlen zu führen. Disney+ etwa. Und da hat Iger klare Ansichten. Die Kosten sollen um satte 5,5 Milliarden US-Dollar runter, verbunden ist damit ein Stellenabbau.

 

Iger machte in seinem Interview mit CNBC deutlich, dass Disney zuletzt zu viel Geld für neue Streaming-Inhalte ausgegeben und daher nicht genug auf die Profitabiltät geachtet habe. Insbesondere machte er dies an vielen Serien aus dem "Marvel"-Universum fest, aber auch Fans von "Star Wars" werden damit rechnen müssen, dass es in geringer Schlagzahl weitergehen wird. Iger machte die Vielzahl an Streaming-Serien auch dafür verantwortlich, dass einige Stoffe im Kino unter den Erwartungen abgeschnitten hätten – "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" sei dafür ein konkretes Beispiel.

Eine wichtige Rolle soll in Zukunft das werbefinanzierte Disney+ spielen; eine Abomöglichkeit, die offenbar in Amerika gut angenommen wird. 40 Prozent der Neukunden würden sich für dieses Modell entscheiden. An anderer Stelle ist der rückläufige Werbemarkt aber ein Problem: im linaren Fernsehen. Hier überraschte Iger, dessen Konzern unter anderem das US-Network ABC und zahlreiche Kabelsender betreibt, mit einer in der Deutlichkeit bemerkenswerten Aussage. Es sei nicht sicher, dass das klassische TV-Geschäft auf Dauer Teil von Disney bleiben werde.

Den Umbruch im linearen Fernsehen bezeichnete sei "viel größer" als erwartet  und die allgemeine Lage schlimmer. "Als kaputt bezeichete er das Geschäftsmodell des Linearen. Da passte es ganz gut, dass er meinte, die klassischen TV-Sender seien "vielleicht nicht das Herzstück von Disney". Die Inhalte und Kreativen seien wichtig, aber ob das Distributionsmodell lineares Fernsehen habe, daran zweifelt er offenbar. Für den Sportsender ESPN, teilte Iger mit, sei man derzeit offen für strategische Partner. Positiv äußerte er sich zu Hulu, an dem Disney aktuell zwei Drittel hält (der Rest liegt bei Comcast). Schon seit einigen Monaten wird spekuliert, dass Disney Hulu 2024 komplett übernimmt. Sein Unternehmen sei mit Hulu "besser dran", ließ Iger durchblicken.