Nun wird Hollywood endgültig lahmgelegt. Bereits seit Anfang Mai streiken in den USA die Autorinnen und Autoren – bis jetzt ist kein Ende der Arbeitsniederlegung in Sicht. Und am Donnerstag wurde nun bekannt, dass auch zahlreiche Schauspielerinnen und Schauspieler ihre Arbeit niederlegen werden - erstmals seit rund vier Jahrzehnten. Es sei keine Alternative vorhanden, hieß es in einer Erklärung der SAG-AFTRA, die nach eigenen Angaben um die 160.000 Personen vertritt. Der Vorstand habe einstimmig für den Streik gestimmt. Es ist somit erst das zweite Mal in der Geschichte Hollywoods, dass Schauspieler und Autoren zeitgleich streiken. Fran Drescher, SAG-AFTRA-Präsidentin, erklärte auf einer Pressekonferenz, dass Schauspielerinnen und Schauspieler Opfer sehr gieriger Unternehmen seien. Sie schob Fragen nach wie: „Was macht ihr da? Warum tut ihr das?“
Streaming und Künstliche Intelligenz hätten das Geschäft zuletzt verändert, aber die Verträge mit denen, die vor der Kamera stehen, hätten sich eben nicht geändert, begründete sie. „Wenn wir jetzt nicht aufrecht stehen, werden wir alle in Gefahr sein. Man kann das Geschäftsmodell nicht so stark verändern, wie es sich verändert hat, und nicht erwarten, dass sich nicht auch der Vertrag ändert.“ So wollen sie mehr Gage und eine Regelung, die verhindert, dass KI ihre Arbeit übernimmt. Dass die Studios selbst immer wieder erwähnen, finanziell unter Druck geraten zu sein, wollte Drescher nicht gelten lassen. Zumindest so lange nicht, wie deren CEOs hunderte Millionen US-Dollar verdienen, erklärte sie.
Einer dieser CEOs ist Bob Iger, frisch von Disney mit einem neuen Vertrag ausgestattet. Ein Interview mit ihm bei CNBC zeigt, wie verhärtet die Fronten derzeit zu sein scheinen. Iger sagte dort, dass Schauspielerinnen und Schauspieler ein Maß an Erwartungen hätten, dass aktuell nicht realistisch sei. Er sprach auch davon, dass sich seine Branche von der Pandemie noch immer nicht ganz erholt habe. Den nun streikenden Schauspielenden warf der Disney-Boss vor, zu all den Herausforderungen in der Branche beizutragen, „was sehr störend ist“, wie sich Iger ärgerte. Den Streik bezeichnete er auch deshalb als „Schande“, weil er seiner Ansicht nach eine „sehr schädliche Auswirkung“ auf die ganze Branche haben werde.
Die Lage zwischen der Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP) und der SAG-AFTRA hatte sich übrigens erst in den vergangenen Tagen und Wochen verschlechtert. Zunächst war noch von „produktiven Sitzungen“ die Rede und davon, dass man optimistisch sei, dass ein Streik abgewendet werden kann. Ähnlich wie Iger verwies die AMPTP nun in einem ersten Statement darauf, dass der Streik zulasten zahlreicher Filmschaffender gehe. Er werde zu finanziellen Härten von tausenden Menschen führen, hieß es.
Ganz konkrete Auswirkungen hatte der Streik übrigens schon auf die Premiere des Films „Oppenheimer“ in London. Diese war eigentlich zeitlich noch nach vorn verlegt worden. Das half aber nichts. Christopher Nolan musste das Premierenpublikum darüber informieren, dass der Cast des Streifens die Veranstaltung aus Solidarität mit den Streikenden verlassen hat.