Erst wurden aus drei doch noch vier. Dann wurden aus vier wieder drei - und schließlich werden sich am Freitagnachmittag die Mitglieder des RBB-Runkfunkrates bei der Wahl einer neuen Senderspitze nur noch zwischen zwei Kandidatinnen entscheiden können. Neue RBB-Intendantin und somit Nachfolgerin von Katrin Vernau wird entweder Ulrike Demmer oder Heide Baumann. Schon vor wenigen Tagen hatte Juliane Leopold ihre Kandidatur zurückgezogen, am Abend vor der Wahl steht nun auch Jan Weyrauch nicht mehr zur Verfügung.
Weyrauch, der Radio Bremen-Programmdirektor, war nach Ansicht der Personalvertreterinnen in der Findungskommission des Rundfunkrates der "qualifizierteste Bewerber", wie sie in einem Schreiben betonten, als es darum ging, dass Weyrauch noch auf die Liste der wählbaren Personen kommt. Dass er dort erst nachträglich hinzugefügt wurde, lag an finanziellen Dingen. Der Verwaltungsrat, der letztlich den Vertrag mit dem neuen RBB-Boss aushandeln muss, möchte nach DWDL.de-Infos, dass die künftige RBB-Intendantin das niedrigste aller ARD-Intendantengehälter erhält. Man folgt damit einem (kritisierten) Wunsch des Brandenburgischen Ministerpräsidenten Woidke (siehe eigener Artikel) und auch einer Empfehlung der Rechnungshöfe Berlin und Brandenburg.
Dass Weyrauch letztlich doch nominiert wurde und sich dem RBB vorstellen konnte, lag daran, dass dieser dem Rundfunkrat vor acht Tagen mitgeteilt habe, "dass er trotz unveränderter Rahmenbedingungen doch für eine Kandidatur zur Verfügung stehe", wie der RBB damals sagte. Nun stellte sich aber heraus, dass die Gehaltsfrage nie vom Tisch war. Weyrauch stellte am Donnerstag zwar klar, dass er bereit gewesen wäre, im Vergleich zum Gehalt von Interimsintendantin Vernau Abstriche zu machen. Vernau soll pro Jahr auf rund 295.000 Euro kommen. Nun heißt es, dass während der vergangenen Tage aber Vorstellungen zur Gehaltsspanne des Intendantenvertrags mitgeteilt wurden, bei denen er "auch aus strategischen Überlegungen für die Folgewirkung auf das gesamte Gehaltsgefüge" nicht mitgehen könne. Er hatte zuvor gehofft, dass er ein Umdenken in der Frage hätte bewirken können. Als Programmdirektor von Radio Bremen verdient Weyrauch aktuell rund 214.000 Euro jährlich.
Das Chaos vor der Wahl zu moderieren hat Oliver Bürgel, Vorsitzender des RBB-Rundfunkrats: Er teilte am Donnerstagabend mit, die Entscheidung von Weyrauch zu bedauern. "Wir stehen vor grundlegenden Neuorientierungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und im RBB, das musste allen klar sein, die für das Intendantenamt antreten." Trotz der zwei Rückzüge zeigte sich Bürgel überzeugt, dass das Gremium am Freitag eine "gute Wahl" treffen könne.
Beobachten wird diese sicher auch Katrin Vernau. Sie hätte eigentlich nach eigenem Bekunden gerne weitergemacht. Offiziell bewerben wollte sie sich aber nicht. Sie begründete das stets damit, dass man sie, ihre Arbeit und ihre Vision für den RBB ja kenne. Der RBB-Rundfunkrat setzte sie in Folge dessen aber nicht auf die Liste.