Schon vor einigen Wochen hat ProSiebenSat.1-CEO Bert Habets ein umfassendes Sparprogramm für den Konzern angekündigt, auch Jobs sollen gestrichen werden. Man werde sich alle Bereiche des Konzerns ansehen, erklärte Habets Ende März. Bei einem Mediengespräch ist der ProSiebenSat.1-Boss vor Journalistinnen und Journalisten nun etwas konkreter geworden. "Das Restrukturierungsprogramm wird eine deutlich signifikantere Auswirkung auf den Konzern haben als frühere Maßnahmen", erklärte Habets demnach nach Angaben der dpa. 

Konkrete Zahlen nennen weder Habets noch ProSiebenSat.1 auf Anfrage. Zuvor hatte das Branchenportal "Television Business International" berichtet, dass 30 Prozent der Stellen beim deutschen Medienkonzern gestrichen werden sollen. Das klingt nach einer ungewöhnlich hohen Zahl und in Unterföhring will man diese auch nicht bestätigen. Stattdessen verweist man auf die Tatsache, dass man aktuell noch mit dem Betriebsrat in Gesprächen sei. "Es ist nichts entschieden und wir investieren weiter stark ins Programm", erklärt eine Unternehmenssprecherin gegenüber DWDL.de. 

Details zum geplanten Stellenabbau könnte es in einigen Wochen geben, wenn ProSiebenSat.1 seine Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2023 vorstellt. Habets erklärte nun aber schon einmal, in welche Richtung es gehen wird. "Wir wollen vor allem da Kosten einsparen, wo es Redundanzen bei Entscheidungen gibt und dadurch Prozesse verzögert werden", so der Unternehmensboss. Vor allem durch die Komplettübernahme von Joyn mit seinen rund 500 Mitarbeitenden sind offenbar Doppelungen entstanden, die man nun wieder loswerden will. Im Produktionsbereich der so wichtigen Entertainment-Sparte will man laut Habets keine Kosten sparen.

Als ProSiebenSat.1 im Jahr 2019 letztmals zu einem großen Stellenabbau ansetzte, waren davon 120 Vollzeitstellen betroffen. Wenn Habets nun von Auswirkungen des neuen Programms spricht, die signifikanter seien als frühere Maßnahmen, ist wohl davon auszugehen, dass dieses Jahr deutlich mehr Menschen gehen müssen. Ende März 2023 zählte ProSiebenSat.1 konzernweit 7.385 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ein Jahr zuvor waren es noch 7.923. Diese Zahlen sind allerdings nicht direkt miteinander vergleichbar, in der Zwischenzeit hat ProSiebenSat.1 nämlich auch sein US-Produktionsgeschäft verkauft. 

 

Auf Vorstandsebene hat Habets sein Team inzwischen bereits verkleinert: Erst am Montag wurde bekannt, dass Entertainment-Vorstand Wolfgang Link den Konzern nach 14 Jahren verlässt, seine Aufgaben übernimmt Habets selbst (DWDL.de berichtete). "Die Verkleinerung des Vorstands steht auch im Einklang mit dem konzernweiten Transformationsprogramm, um Strukturen und Kosten zu optimieren", erklärte Aufsichtsratschef Andreas Wiele. Und auch in den Etagen unterhalb des Vorstands wird es zu einer Schrumpfkur kommen.