In weniger als 40 Tagen, nämlich am 20. Juli, beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen, die dann bis zum 20. August in Australien und Neuseeland ausgetragen wird. Somit quasi auf den letzten Drücker haben sich die Sender der EBU, dazu gehören auch ARD und ZDF, mit der FIFA geeinigt – die beiden öffentlich-rechtlichen Sender werden das Turnier also in Deutschland übertragen. Auch in Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien sowie in der Ukraine sind die Übertragungen über den jetzigen Deal gesichert. Vorausgegangen war ein monatelanger Streit über den Wert dieser Rechte.
Erstmals nämlich wurde eine Frauen-Fußball-WM einzeln ausgeschrieben. Bisher gab es die Spiele immer im Paket mit der Herren-WM. Sogar FIFA-Chef Gianni Infantino hatte sich vor einigen Wochen in die Rechteverhandlungen eingemischt und TV-Anstalten in den großen europäischen Märkten vorgeworfen, zu wenig zahlen zu wollen. Zehn Mal weniger als für Herren-Weltmeisterschaften sollen die Sender bereit gewesen zu sein, auf den Tisch zu legen.
Nun also doch die Einigung. Übrigens an einem Tag, an dem deutsche Medien offen über einen Plan B der FIFA berichtet hatten. Ohne Einigung mit einem klassischen deutschen Sender hätte die FIFA das Turnier offenbar auf seinem Streamingdienst FIFA+ angeboten. Das ist nun aber nicht nötig. "Es freut uns sehr, dass wir unseren Zuschauerinnen und Zuschauern nun das Angebot machen können, alle Spiele der Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland im öffentlich-rechtlichen Programm zu erleben", sagt ZDF-Intendant Norbert Himmler und Tom Buhrow, der ARD-Sportrechte-Intendant, spricht davon, das Ergebnis sei im Sinne des Sports, der Spielerinnen und der Fans, "die nun in einem Monat die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft vor den Fernsehern, Radios und Online anfeuern können."
Freilich standen ARD und ZDF zuletzt unter Druck. Einerseits werden speziell die teuren Sportrechtedeals in Zeiten, in denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk zum Sparen angehalten ist, kritisch beäugt. Andererseits hätte es kein gutes Licht auf ARD und ZDF geworfen, gerade am Frauensport zu sparen. Alternativen zu ARD und ZDF gab es nicht. Vor wenigen Wochen hatten Sky und DAZN ("Heimat des Frauenfußballs") ihr Desinteresse bekundet und sich offen gewünscht, dass das Turnier im öffentlich-rechtlichen Fernsehen laufen soll.
Für werbefinanzierte Privatsender war die Frauen-WM wegen der Anstoßzeiten nicht attraktiv. Wegen der Zeitverschiebung werden die wichtigen Spiele morgens und vormittags, bestenfalls mittags, angepfiffen. Bei der Spielplangestaltung wurde darauf so gut wie es geht Rücksicht genommen. Deutschland spielt in einer Gruppe mit Marokko, Südkorea und Kolumbien. Das erste Spiel der DFB-Damen steigt am Montag, 24. Juli ab 10:30 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit. Am folgenden Sonntag wird ab 11:30 Uhr gespielt, das letzte Vorrundenspiel steigt dann am ersten August-Donnerstag um 12 Uhr MESZ.
Ein Achtelfinale mit deutscher Beteiligung würde entweder um 10 oder um 13 Uhr angepfiffen werden. Himmler sagt dazu: "Mit Blick auf die Zeitverschiebung bieten wir zudem in unseren aktuellen Sendungen und auf unseren Online-Portalen die Highlights der Spiele in Zusammenfassungen und vielfältigen Berichten." 2022, als die deutsche Mannschaft EM-Zweiter wurde, lag die Fernsehquote an einem Sonntagvorabend bei knapp 65 Prozent. Knapp 18 Millionen Fans sahen die DFB-Elf damals. ARD und ZDF dürfte die späte Einigung nun vor gewisse Herausforderungen stellen. Üblicherweise laufen redaktionelle und auch logistische Planungen bei der Übertragung von Sportgroßereignissen schon Monate im Vorlauf. Gewissheit darüber, dass die Frauen-WM auf den beiden Sendern zu sehen sein wird, hat man nun aber erst rund fünf Wochen vor dem ersten Anstoß.