Im September 2022 ist Katrin Vernau Interims-Intendantin des RBB geworden. Sie folgte damals auf Patricia Schlesinger, die nach vielen Skandal-Wochen ihren Hut nehmen musste. Die Amtszeit von Vernau war von Beginn an auf maximal ein Jahr begrenzt. Die Interims-Intendantin erklärte zuletzt zwar immer wieder, sie wolle den RBB langfristig führen, am offiziellen Bewerbungsprozess um den Posten der Intendantin beteiligte sich Vernau kurioserweise aber nicht. Nun steht fest: Auch zu einer Nachnominierung durch den Rundfunkrat wird es nicht kommen. 

Auf der jüngsten Sitzung des RBB-Aufsichtsgremiums am Donnerstag wurde Vernau zwar nominiert. Der Antrag, sie nachträglich auf die Wahlliste zu setzen, fand im Rundfunkrat allerdings keine Mehrheit. Damit ist nun klar, dass Vernau bei der Wahl am 16. Juni nicht zur Wahl stehen wird. Die Mitglieder des Rundfunkrats haben also die Auswahl aus drei Frauen und einem Mann: Der früheren Regierungssprecherin und Journalistin Ulrike Demmer, der Chefredakteurin Digitales von ARD aktuell, Juliane Leopold, Heide Baumann, ehemalige Managerin bei Microsoft und Vodafone und Jan Weyrauch, aktuell noch Programmdirektor bei Radio Bremen.

Vernau begründete ihre Nicht-Bewerbung unter anderem damit, dass der Sender keinen Wahlkampf gebrauchen könne. Man kenne sie und ihre Pläne, so die Interims-Intendantin. Mit dieser Art sorgte Katrin Vernau nicht nur bei externen Beobachtern für Verwunderung, auch intern nahmen ihr Teile der Belegschaft ihr Verhalten übel. Sie legten es Vernau als Arroganz aus, sich nicht an einem Standard-Verfahren zu beteiligen und stattdessen nur zur Wahl antreten zu wollen, wenn man sie bitte. Nach Angaben der "SZ" sagte Vernau am Donnerstag nach der Entscheidung, dass sie diese respektiere - "zwar nicht fröhlich, aber ohne Groll". Sie habe ihre "Arbeit im RBB ohne weitergehende persönliche Ambitionen begonnen und setze sie jetzt so fort." Die Übergabe an ihre Nachfolgerin bzw. ihren Nachfolger soll "vertrauensvoll und konstruktiv" laufen. 

Am Donnerstag stellten sich Ulrike Demmer, Juliane Leopold, Heide Baumann und Jan Weyrauch den Mitgliedern des RBB-Rundfunkrats vor. Anfang der kommenden Woche haben sie zudem die Möglichkeit, sich und ihre Pläne der Belegschaft darzulegen. Die Wahl durch den Rundfunkrat findet kommende Woche Freitag, am 16. Juni, statt. Katrin Vernau fällt indes weich: Nach ihrer Amtszeit beim RBB kehrt sie zurück zum WDR, wo sie als Verwaltungsdirektorin bislang schlicht beurlaubt ist. Ihr werden mittlerweile Ambitionen auf das Amt der WDR-Intendantin nachgesagt. Tom Buhrow hat dieses Amt noch bis Mitte 2025 inne. 

Ursprünglich bestand das Feld der Bewerberinnen um die RBB-Intendanz nur aus Demmer, Leopold und Baumann. Jan Weyrauch stand nach DWDL.de-Informationen bei drei Mitgliedern der Findungskommission hoch im Kurs, weil der Verwaltungsratsvorsitzende aber eine Gehaltsobergrenze als Ausschlusskriterium einführte,  zog er seine Bewerbung zwischenzeitlich zurück - das brachte die Personalvertreterinnen in der Findungskommission auf die Palme, die in Weyrauch den mit Abstand besten Kandidaten sahen und sehen. Kurz danach kündigten die RBB-Gremien an, dass sich Weyrauch doch zu einer Kandidatur bereiterklärt habe - die Voraussetzung hätten sich nicht verändert. Nach DWDL.de-Informationen will der Verwaltungsrat durchsetzen, dass der künftige RBB-Intendant bzw. Intendantin am wenigsten aller ARD-Intendantinnen und Intendanten verdient.

Mehr zum Thema