Der Tag der Entscheidung rückt näher. Kommende Woche Freitag, am 16. Juni, wählt der RBB-Rundfunkrat eine neue Intendantin. Nachdem es am Montag Spekulationen um mögliche Kandidaten gegeben hatte, veröffentlichte das Aufsichtsgremium eine Liste der Frauen, die sich definitiv zur Wahl stellen: Neben ARD-aktuell-Digital-Chefredakteurin Juliane Leopold sind das auch Ex-Regierungssprecherin Ulrike Demmer und die frühere Microsoft- und Vodafone-Managerin Heide Baumann (DWDL.de berichtete).
Nicht auf der Liste des Rundfunkrats tauchte die aktuelle Interims-Intendantin des RBB, Katrin Vernau, auf. Die hatte sich nicht am regulären Bewerbungsprozess um den Posten beteiligt, bekräftigte in Interviews aber, dass sie gerne an der Spitze des Unternehmens bleiben würde. Sie betonte, die zuständigen Gremien könnten sie auch ohne formelle Bewerbung nominieren und wählen. Daher war und ist unklar, ob Vernau bei der Wahl nächste Woche tatsächlich mit dabei ist.
Auch eine Anfrage bei der aktuellen RBB-Intendantin bringt nur ein wenig Aufklärung. Gegenüber DWDL.de bestätigt sie jedenfalls, auch weiterhin an der Spitze des Unternehmens bleiben zu wollen. "Es kann niemanden verwundern, dass mein Name auf nun der veröffentlichten Liste fehlt, ich habe mich an dem Bewerbungsverfahren nicht beteiligt. Das war kein Votum gegen den rbb", so Vernau. "Meine Bereitschaft, den Sender weiterhin zu führen, ist seit Februar bekannt, sie besteht weiterhin. Es liegt nun an den Gremien, zu entscheiden."
Zum weiteren Prozedere will sich Vernau aus "Respekt vor den neuen Kandidatinnen" nun nicht mehr äußern. Sie sagt nur: "Selbstverständlich werde ich in jedem Fall meinen Aufgaben, meiner Verantwortung und meinen Pflichten dem rbb gegenüber bis zu meinem letzten Arbeitstag gerecht werden – mit dem gewohnten Engagement und mit Freude."
Eine Anfrage von DWDL.de beim Rundfunkrat des RBB zu einer möglichen Nachnominierung Vernaus ist aktuell noch offen. Oliver Bürgel, Vorsitzender des RBB-Rundfunkrates und der Wahl- und Findungskommission zur Wahl der neuen Intendantin, sprach am Montag allerdings von einem "klaren, demokratischen und transparenten Verfahren". In einer entsprechenden Pressemitteilung wurde Vernau namentlich auch gar nicht erwähnt. Würde die Interims-Intendantin, die den Job damals von Patricia Schlesinger übernahm, es tatsächlich noch auf die Wahlliste schaffen, wäre das Verfahren wohl schnell nicht mehr sehr transparent.
Gut möglich aber auch, dass Katrin Vernau ganz andere Pläne hat. Sie wird bereits mit einem anderen Job in Verbindung gebracht: Nämlich mit dem der Intendantin des wesentlich größeren WDR. Wählt der RBB-Rundfunkrat Vernau nicht für eine reguläre Amtszeit, würde sie zum WDR zurückkehren, dort ist sie in ihrem Amt als Verwaltungsdirektorin aktuell nur beurlaubt. Tom Buhrow steht zwar noch bis Mitte 2025 an der Spitze der Anstalt, im kommenden Jahr dürften sich aber potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger in Stellung bringen.