"Wir sehen, dass wir jetzt bei YouTube eine Plattform haben, auf der wir über 800.000 Abonnenten im Free-Bereich generiert haben. Dort wollen wir die Pay-Produkte aufsatteln. Dieser Zielgruppe, die weniger im klassischen TV unterwegs ist, wollen wir auch unsere Pay-Channels anbieten.“Genau das ist der Hintergedanke: Andreas Briese nennt YouTube inzwischen einen One-Stop-Shop für alle Inhaltetypen. Egal ob die 800.000 Abonnenten von Sport1 oder der Serienfan, der sich gerade einen Trailer eines Formats anschaut. Im Optimalfall muss er nicht mehr die Plattform wechseln.. "Genau da ist Primetime Channels die Lösung, denn Betreiber von Pay-TV-Kanälen können Premium Inhalte als Bezahlangebot nun auch auf YouTube anbieten." Passend also, dass YouTube mit Paramount+ einen großen Streamer als Partner angekündigt hat. Los gehen soll es noch in diesem Jahr.
Schon jetzt direkt werden Crime + Investigation Play, die European League of Football, Fernsehen mit Herz, Motorvision TV, Sport+, Sportdigital Fussball, History Play und World of Freesports verfügbar sein. Bundles wird es, anders als bei einigen anderen Anbietern, nicht geben. "Unser Ziel ist es, unseren Nutzer:innen ein möglichst umfangreiches Angebot bei möglichst großer Wahlfreiheit zu bieten. Daher haben wir Primetime Channels als à-la-Carte-Konzept angelegt", sagt Briese und verweist auf die Kraft seines Unternehmens. Milliarden Nutzerinnen und Nutzer weltweit habe YouTube, in Deutschland seien es 49 Millionen Erwachsene – ohne die einzuberechnen, die YouTube über interaktive TV-Geräte nutzen. Und auf diesen interaktiven TV-Geräten würde YouTube derzeit in Deutschland am stärksten wachsen, sagt der Country Manager - ohne genaue Zahlen zu nennen. Gefragt seien am großen Bildschirm "insbesondere Inhalte, die die Nutzer:innen zu längerem Sehen motivieren – dazu zählen auch TV-Inhalte." Logisch also, dass Abos fortan auch direkt vom TV-Gerät aus abgeschlossen werden können.
YouTube tritt mit dem Schritt in direkte Konkurrenz zu den schon länger verfügbaren Prime Video Channels von Amazon, die nach ähnlichem Muster funktionieren. Dass Menschen bei Amazon schon seit jeher gewohnt sind, für etwas bezahlen zu müssen, während YouTube Vieles kostenfrei anbietet, will Briese nicht gelten lassen. "Wir haben zum Beispiel mit YouTube Premium eines der schnellsten wachsenden Subscription-Angebote geschaffen mit mittlerweile weltweit über 80 Millionen Nutzer:innen. Hier zahlen Kund:innen Gebühren, um keine Werbung vor oder während der Videos zu sehen, um Videos herunterzuladen und Zugang zu unserer Musik-App zu bekommen. Unsere Partner haben inzwischen die Möglichkeit, über zehn unterschiedliche Erlösmodelle Geld zu verdienen. Dazu gehören neben dem Zugpferd der Werbefinanzierung auch Merchandise- und Shopping-Möglichkeiten oder Paid Digital Goods wie Super Thanks", sagt er und sieht die neuen Primetime Channels daher als konsequente Fortsetzung.
Den Partnern kommt das neue Angebot sicher gelegen. Nicht immer sind Verhandlungen mit Plattforminhabern einfach – davon scheint auch der bei Sport1 für Distribution verantwortliche Andreas Gerhardt ein Lied singen zu können. Er betont die "lange und gute Partnerschaft" mit Vodafone und Telekom, sagt aber auch: "Der Druck der Plattformen gegenüber insbesondere kleineren Pay-Anbietern wird immer größer, die Verhandlungen werden nicht leichter. Man sieht ja, dass sich das Portfolio in Teilen ausdünnt und die Abonnentenzahlen im klassischen Pay-TV-Markt vermutlich nicht mehr steigen."
"Wir bauen unsere Free-TV-Präsenz aus, aber wir haben eben nicht nur ein Spiel pro Wochenende, sondern bieten zwischen Juni und September über 400 Live-Stunden Spitzensport an. Das sind 107 Spiele, die wir teils auch selbst verwerten wollen. Diese IP wollen wir mit mutigen Partnern wie YouTube ausbauen", so Koós. Kosten werden die einzelnen Channels bei YouTube übrigens zwischen 2,99 pro Monat für ein Abo bis hin zu 99 Euro für ganze Season-Pässe. Dabei ist interessant, dass nicht der jeweilige Anbieter, sondern YouTube selbst den Preis festlegt. "Wir, die den Service Primetime Channels schlussendlich bei den Endkund:innen anbieten, bestimmen den Preis", bestätigt Briese. Dabei werde darauf geschaut, wie die Angebote üblicherweise im Markt bepreist werden.