Die Deutsche Fußball Liga (DFL) ist erneut mit dem Vorhaben gescheitert, einen Investor an Bord zu holen. Wie schon 2021 hat die Mitgliederversammlung auch am Mittwoch nicht genügend Ja-Stimmen hervorgebracht. Erforderlich wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit gewesen, also 24 Befürworter. Von 36 Vereinen (18 Bundesligisten und 18 Zweitligisten) habe es aber elf Nein-Stimmen und obendrein fünf Enthaltungen gegeben. Wer wie abgestimmt hat, ist nicht bekannt. Angeblich auf Antrag des VfL Bochum wurde im Geheimen votiert.
Der Plan der DFL war es, von einem Investor schnell relativ viel Geld einzusammeln. In Aussicht gestellt wurden den Investoren im Gegenzug Anteile an einer neuen DFL-Tochterfirma, die in dem Fall gegründet worden wäre. Unter ihrem Dach wären alle audiovisuellen Rechte der Bundesliga vereint worden. Der Investor hätte an der Tochterfirma und somit indirekt an den Übertragungsrechten 12,5 Prozent der Anteile für einen Zeitraum von 20 Jahren erworben. Die DFL hat damit gerechnet, mit diesem Zug bis zu zwei Milliarden Euro einnehmen zu können. Das Geld wäre, wie die "Sportschau" berichtet, zudem nicht über 20 Jahre verteilt geflossen, sondern recht zügig – nämlich in Tranchen, die sich auf nur fünf Jahre verteilt hätten.
Das Geld wäre zum einen (teils zweckgebunden) an die Vereine gegangen, teils aber auch bei der DFL verblieben. Die Liga hätte die Summe in verschiedene Projekte wie Digitalisierung und internationale Vermarktung gesteckt. Bis zuletzt wurde über es drei interessierte Investoren berichtet; CVC, Advent und Blackstone. Gegen einen solchen Einstieg hatte es in den vergangenen Wochen immer lautere Bedenken gegeben, nicht nur von Fanseite, sondern teils auch von Bundesliga-Vereinen.
Der Vorstand des 1. FC Köln erklärte in einem öffentlichen Schreiben etwa, dass ein Private-Equity-Investor "immer auch bestimmte Mitbestimmungsrechte einfordern" werde, um so die Rendite seines Investments zu schützen und aktiv zu steigern. Auch stellten die Kölner fest, dass über den Deal quasi auf Zukunftserlöse vorzeitig zugegriffen werde – es also Geld sei, dass dann in zehn oder 15 Jahren fehlen würde. Fachleute gehen davon aus, dass eine gewaltige Kluft zwischen den Vereinen, die den Deal befürworteten und den ablehnenden Clubs bleiben werde.
Eine erste Konsequenz ist nun: Axel Hellmann, Interims-Vorsitzender der Deutschen Fußball Liga, wird seinen Posten Ende Juni räumen. Eigentlich wollte er bis zum Ende des Investoren-Prozesses bleiben. Auch Oliver Leki verlässt dann das Führungsgremium. Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Joachim Watzke kündigte an, dass die DFL im Juli einen neuen CEO präsentieren werde. Die Interimsspitze war nötig geworden, weil Donata Hopfen, die auf den langjährigen DFL-Boss Christian Seifert folgte, ihr Amt im Dezember 2022 schon wieder niedergelegt hatte.
Mit Blick auf die derzeitige Marktlage dürfte den Bundesligisten klar sein, dass es schwierig wird, bei der kommenden Rechteausschreibung alle Erlösziele zu erreichen. Vor drei Jahren gelang der DFL immerhin, an das Erlösniveau der Zeit zuvor anzuknüpfen. Der damalige DFL-Chef Seifert nannte dies "größtmögliche Stabilität in unsicheren Zeiten". Für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 generieren die Clubs Rechte-Einnahmen in Höhe von durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro – gesamt also 4,4 Milliarden. In den kommenden Monaten werden die nächsten Verhandlungen, dann für den Rechtezyklus bis Sommer 2029, Fahrt aufnehmen. Läuft alles nach Plan, wird die DFL in rund einem Jahr über den Ausgang informieren. Ein Investor wird dann nicht beteiligt sein.