Überraschung an der Hamburger Ericusspitze: Steffen Klusmann wird das Nachrichtenmagazin "Spiegel" künftig wohl nicht mehr als Chefredakteur leiten. Entsprechende Informationen liegen dem Medienmagazin DWDL.de vor. Klusmann führte die "Spiegel"-Redaktion seit 2019 und kam vom "Manager Magazin", er folgte damals auf Klaus Brinkbäumer, der inzwischen beim MDR als Programmdirektor arbeitet. Nach rund viereinhalb Jahren steht Klusmann nun seinerseits vor dem Abgang.
Zu den Gründen über die nun offenbar bevorstehende Trennung zwischen Chefredakteur und Nachrichtenmagazin ist bislang noch nichts bekannt. Auf eine kurzfristige Anfrage vom Medienmagazin DWDL.de beim "Spiegel" antwortet eine Unternehmenssprecherin lediglich, dass man Gerüchte grundsätzlich nicht kommentiere. "Sagen, was ist" - es ist eben nur die Werbebotschaft des "Spiegel".
Allerdings berichtet auch "Business Insider" über den bevorstehenden Abgang Klusmanns beim "Spiegel". Demnach habe es am Mittwoch eine Redaktionskonferenz gegeben, die innerhalb der Belegschaft für Verwirrung gesorgt haben soll. Dort habe sich Klusmann von den Redakteurinnen und Redakteuren verabschiedet, auf die Rückfrage, ob er zurücktrete, habe es keine eindeutige Antwort von ihm und den Mitgliedern der Chefredaktion gegeben. Entsprechende Informationen liegen auch DWDL.de vor. Zur Chefredaktion gehören noch Clemens Höges, Melanie Amann und Thorsten Dörting, Klusmann ist Vorsitzender.
Die Meldung zur wohl bevorstehenden Demission Klusmanns kommt überraschend. Wenige Stunden zuvor hatte die Spiegel-Gruppe noch ihre Geschäftszahlen für das Jahr 2022 veröffentlicht - und die fielen durchaus gut aus. So konnte man die Digitalerlöse weiter steigern und auch Spiegel+ hat sich in den vergangenen Jahren gemausert und soll weiter wachsen. Das ist auch ein Verdienst des Chefredakteurs, der keinen leichten Start beim Nachrichtenmagazin hatte. Rund um seinen Amtsantritt wurden die Fälschungen rund um den ehemaligen "Spiegel"-Journalisten Claas Relotius bekannt.
Trotz der soliden Geschäftsentwicklung sollen nach DWDL.de-Informationen nicht alle Mitarbeitenden in der Redaktion mit der Arbeit von Klusmann zufrieden gewesen sein. Kritik aus der selbstbewussten Redaktion mussten aber auch schon vor ihm viele Chefredakteure ertragen. Und in den zurückliegenden Wochen wurden öffentlich keine Zerwürfnisse zwischen Klusmann und der Redaktion bekannt. "Business Insider" berichtet derweil von "erbitterten Machtkämpfen" mit den Geschäftsführern Thomas Haas und Stefan Ottlitz, bei denen es um die künftige Strategie gehen soll.
Update (16:50 Uhr): Wie die "SZ" berichtet, soll es am Mittwochnachmittag zu einem Treffen mit der Mitarbeiter KG kommen, die die Mehrheit am Verlag hält. Daran wolle die Geschäftsführung allerdings nicht teilnehmen. Auch wenn es noch keine Bestätigung der Personalie gebe, werde in der Redaktion eine "gefühlte Wahrheit" wahrgenommen, dass Klusmann gehen müsse.