Neue Situation für Sky Deutschland: Noch nie zuvor war ein Programm des PayTV-Senders so heikel, dass die Ausstrahlung in Gefahr ist. Doch die Brisanz des Themas war den Auftraggebern in Unterföhring durchaus bekannt als sie bei dem Projekt der renommierten Produktionsfirma Gebrüder Beetz, Teil von Leonine, an Bord kamen: „Juan Carlos - Liebe, Geld, Verrat“ widmet sich in vier Episoden dem tiefen Fall des ehemaligen spanischen Königs Juan Carlos und der Rolle von Corinna zu Sayn-Wittgenstein dabei. Dass Sky Deutschland eine Doku-Serie über das spanische Königshaus beauftragt, hat auch etwas damit zu tun, dass spanischen Partnern das Thema zu heikel war. Keine unbegründete Sorge, wie sich jetzt wenige Tage vor der Ausstrahlung zeigt.
Nachdem bereits die Preview der Dokuserie beim Festival Cannesseries im April für Gesprächsstoff sorgte und am vergangenen Sonntag im Rahmen des Dok.Fest München die Deutschland-Premiere gefeiert wurde, sollte die Serie ab kommenden Sonntag, 21. Mai, nicht nur in Deutschland sondern auch bei Sky in Großbritannien laufen. Die Enthüllungen im Rahmen der Recherchen zur Doku-Serie haben schließlich internationale Tragweite. Doch in London macht man einen Rückzieher, weil offenbar Anwälte losgeschickt wurden, um eine Ausstrahlung zu verhindern. Mutmaßlich in UK, weil die englischsprachige Fassung deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird als die deutsche Sprachversion.
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Die genauen Beweggründe für den Rückzieher will man auf DWDL.de-Anfrage nicht nennen, doch ein Sprecher für Sky in Großbritannien bestätigt am Mittwochmittag die Verschiebung der Ausstrahlung von „Juan Carlos - Downfall of the King“ (so der englische Titel) auf unbestimmte Zeit. In Floskeln ausgedrückt klingt das dann so: „In seltenen Fällen müssen wir kurzfristig Änderungen an unserem Programm vornehmen. Wir werden zu gegebener Zeit ein Update zu der Ausstrahlung geben und entschuldigen uns für etwaige Unannehmlichkeiten, die dadurch entstehen können.“ Nach DWDL-Informationen will man sich in Großbritannien noch einmal juristisch absichern, bevor man das Programm aus Deutschland übernimmt.
In Unterföhring ist man trotzdem nervös. „Juan Carlos“ ist nicht das erste aktuelle Doku-Projekt von Sky Deutschland, aber das bislang riskanteste. Executive Producer auf Senderseite sind Christian Asanger und Felix Kempter. Dass der Wirbel um die Enthüllungen im Vorfeld Schlagzeilen und Aufmerksamkeit produziert, freut die Beteiligten des Projekts deshalb aus Sorge vor Einstweiligen Verfügungen bislang nur bedingt. Dass es sich lohnt für die Serie zu kämpfen, daran lässt Produzent Christian Beetz keinen Zweifel.
„Ich sehe es, wie unser spanischer Autor Pedro Barbadillo, der bereits vor 40 Jahren den ersten kritischen Artikel zu dem Korruptionssystem des spanischen Königshauses veröffentlicht hat. Es ist eine grundsätzliche Frage der Demokratie solch einen Machtmissbrauch ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen“, sagt er gegenüber DWDL.de und zitiert Barbadillo mit den Worten: „Bei dieser Dokumentation geht es um die demokratische Verantwortung einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens wie die des ehemaligen Königs von Spanien, der sich jahrelang so verhalten hat, als stünde er außerhalb des Gesetzes.“
Eine ausführliche Kritik zu „Juan Carlos - Liebe, Geld, Verrat“ erscheint am Donnerstag bei DWDL.de