Die Sadcom "MaPa" gehört vielleicht zu den unterschätzten deutschen Serien der vergangenen Jahre. Zwar wurde sie sowohl für den Deutschen Fernsehpreis als auch für einen Grimme-Preis nominiert, weil Joyn sich 2020 aber gegen eine zweite Staffel entschied, klang die erste Aufmerksamkeitswelle recht schnell ab. Mit ihrem Mix aus Traurigkeit und Witz balancierte die Serie der Produktionsfirma Readymade Films sehr geschickt zwischen den Gefühlen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Glücklicherweise ist es dem RBB, der schon bei Staffel eins mit im Boot saß, gelungen, die ARD Degeto mit ins Boot zu holen, um eine Fortsetzung zu produzieren. Und genau die wird nun veröffentlicht.
Aber noch einmal ein kurzer Blick zurück: Als Joyn 2020 nach der ersten Staffel den Ausstieg aus dem Projekt verkündete, gab es auf Seiten der Kreativen durchaus Frust. Joyn begründete das Ende von "MaPa" nämlich mit schlechten Abrufzahlen - und widersprach damit auch der damaligen Joyn-Chefin Katja Hofem, die einige Monate zuvor in Bezug auf die Serie noch von einem Erfolg sprach. Auch beim RBB, der die Free-TV-Ausstrahlungsrechte an der Serie hielt, war man damals über das Vorgehen von Joyn verwundert.
![Alexander Lindh Alexander Lindh](http://www.dwdl.de/images/1684331074_alexander-lindh.jpg)
Produzentin Laura Bull sagt, sie sei sich schnell sicher gewesen, eine zweite Staffel von "MaPa" mit anderen Partnern umsetzen zu können. Die Serie sei "unser Happy Place" gewesen und es gebe immer wieder Projekte, an die man glaube - egal was sich drumherum verändere. Tatsächlich steht Staffel zwei nun auf interessanten Beinen. RBB und ARD Degeto tragen finanziell die Hauptlast der Fortsetzung, darüber hinaus ist aber auch Warner mit HBO Max recht früh mit an Bord gekommen und hat sich die Rechte für den Raum Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) gesichert. Und dann gibt es zwei Auswertungsfenster bei ARD Plus und Joyn. Wie schon bei Staffel eins war auch das Medienboard Berlin-Brandenburg wieder an der Finanzierung der Serie beteiligt. "Ich glaube ich habe noch nie so viele Verträge für so eine kleine Serie gemacht", sagt Laura Bull.
Metins Tochter ist groß geworden
Inhaltlich ist in der zweiten "MaPa"-Staffel vieles ähnlich, aber dann doch ganz anders als im Vergleich zum ersten Durchlauf. Die lange Unterbrechung macht sich auch bei den Figuren bemerkbar. Der alleinerziehende Vater Metin (Max Mauff) hat nämlich kein Baby mehr an seiner Seite, seine Tochter Lene ist mittlerweile fünf Jahre alt und geht in die Vorschule. Das hat den Macherinnen und Machern einige Türen geöffnet: Der große Trauerschleier, der in Staffel eins noch über weiten Teilen der Folgen lag, hat sich gelüftet. Metins überraschend verstorbene Freundin Emma (Lia von Blarer) kommt immer noch regelmäßig vor, in den neuen Folgen geht es aber auch darum, wie (und ob) Metin beruflich und privat vorankommt. Der Vater datet auch wieder neue Frauen, kämpft dabei aber mit allerlei Hindernissen, die ihn mal mehr und mal weniger stark belasten. Ganz verarbeitet hat Metin die Geschehnisse aber noch nicht, daher nimmt auch ein Psychologe einen wichtigen Part in der neuen Staffel ein.
Pola Friedrichs verkörpert Metins Tochter Lene - auch das hatte Auswirkungen auf den Dreh, denn plötzlich musste man einen Blick auf das Jugendarbeitsschutzgesetz haben - mit dem Baby in Staffel eins gab es hier zuvor nur wenige Berührungspunkte. "Ein Baby in Staffel eins darf fast den ganzen Tag am Set verbringen, eine Fünfjährige nicht. Da sind schon alle mehr unter Druck die Szenen zu bekommen, gleichzeitig konnte Max bei dieser Staffel aber mit seiner Tochter kommunizieren und richtig spielen. Das war so schön anzusehen, die Chemie zwischen den beiden war so einzigartig und hat dann am Ende zu Szenen geführt, die wir in Staffel eins nicht hatten", sagt Produzentin Laura Bull gegenüber DWDL.de.
Ich glaube ich habe noch nie so viele Verträge für so eine kleine Serie gemacht.
Produzentin Laura Bull
Keine Veränderungen gibt es bei den Nebenrollen - und damit tun sich die Verantwortlichen auch einen Gefallen. Metins Mutter wird auch weiterhin von Lina Wendel verkörpert. Sie weiß immer noch alles besser und geht ihrem Sohn so auf die Nerven, rückt teilweise aber auch selbst in den Fokus der Erzählung. Und dann ist da auch noch Bastian Reiber, der Metins besten Freund Tom spielt. Und es ist immer wieder auch Reiber bzw. dessen Figur zu verdanken, dass "MaPa" eben nicht nur "Sad" ist, sondern oft auch "Com". Den schwarzhumorigen Einschlag finden die Zuschauerinnen und Zuschauer auch in den neuen Folgen, etwa dann, als die beiden Freunde darüber diskutieren, ob die Frauen nun mehr auf Metin stehen, weil er Witwer ist. Oder als sich Tom mit einem Mann anlegt, der die Freunde aus einer Waldhütte vertreibt - und erst von seiner Freundin gestoppt wird.
In der Waldhütte haben sich Metin und seine Freunde übrigens zurückgezogen, weil es in Berlin eine Zombieapokalypse gegeben hat - es ist eine Anspielung auf Corona und die 2020 erlassenen Regeln zur Kontaktbeschränkung. Am Ende der Folge sieht man aber tatsächlich einen Zombie durch die Straßen laufen. Und auch sonst wird es in der zweiten Staffel von "MaPa" oft übernatürlich: Da redet die kleine Lene etwa regelmäßig mit einer Fabelfigur, einem Waldalien und zum Babysitting wird ein Roboter herangezogen. Eine andere Folge spielt zudem lange in einer Traumwelt. Eine konventionelle Serie ist "MaPa", in Staffel zwei übrigens erneut inszeniert von Jano Ben Chaabane, damit auch inhaltlich ganz gewiss nicht.
![Mapa 2. Staffel - Großbild im Popup-Fenster Mapa 2. Staffel](http://www.dwdl.de/images/1684326494_mapa-2-staffel.jpg)
Bei der Produktion der neuen Folge ist man bei Readymade Films ungewöhnliche Wege gegangen, so hat man eine 4-Tage-Woche am Set eingeführt. Produzentin Laura Bull will das nun aber nicht als generelle Strategie auch bei anderen Projekten verstanden wissen. Jedes Projekt sei anders und man müsse sich individuell ansehen, wie man es umsetze. "Das merke ich jetzt, wo wir eine andere Serie vorbereiten, bei der ich leider sicher bin, dass es nicht ganz so einfach funktionieren würde." Bei "MaPa" habe es unter anderem wegen des durchgängigen Motivs funktioniert. "Wir haben mehr, oder weniger alles in einem Kiez gedreht, hatten wenig lange Anfahrten- oder Aufbauten und kaum Nachtdrehs." Bull: "Zudem müssen die Crew und auch der Produzent finanzielle Abstriche machen." Das Team habe zwar einen Tag in der Woche frei, bekomme diesen aber nicht gezahlt. Und natürlich gehe es auch ins Budget, mehr Urlaubstage auf einen längeren Drehzeitraum zu verteilen. "Aber der finanzielle Verzicht vs. Lebensqualität hat sich definitiv bewiesen. Arbeitszeit ist Lebenszeit, vor allem in der Filmwelt."
Ideen für Fortsetzung sind schon da
![Laura Bull Laura Bull](http://www.dwdl.de/images/1684331110_laura-bull.jpg)
Bleibt die Frage, wie es perspektivisch weitergehen wird mit "MaPa", nachdem die neuen Folgen nun veröffentlicht wurden. Noch einmal will man die Fans der Serie ganz sicher nicht drei Jahre lang auf Nachschub warten lassen. Genügend Ideen für weitere Folgen gibt es jedenfalls. "Unendlich viel Musik" stecke noch in der Geschichte rund um Metin und Lena, sagt Headautor Alexander Lindh. "Wir haben eine lange Liste mit potentiellen ‘MaPa’-Folgen. Diese Staffel haben wir eine Flashback-Folge, eine Märchen-Folge und eine Was-Wäre-Wenn-Folge. Natürlich brauchen wir mindestens noch eine Musical-Folge, eine stumme Folge und ein Christmas-Special. Am liebsten würde ich alle paar Jahre mal bei Metin und Lene vorbeischauen - wie bei 'Boyhood'."
Alle Folgen der zweiten "MaPa"-Staffel stehen ab sofort zum Abruf in der ARD Mediathek bereit. Am 26. und 27. Mai sind die Episoden am späten Abend auch im Ersten zu sehen.