Rund zwei Monate ist es nun her, dass Intendant Peter Limbourg bei der Deutschen Welle einen massiven Stellenbbau und Kürzungen bei verschiedenen Angeboten angekündigt hat. Betroffen ist davon insbesondere das deutschsprachige Angebot - so soll der deutschsprachige TV-Kanal beispielsweise ganz eingestellt werden. Die freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben nun in einem Offenen Brief ihren Protest gegen diesen Kurs zum Ausdruck gebracht.
Darin weisen sie darauf hin, dass Peter Limbourg noch 2020 davon gesprochen habe, dass das deutschsprachige Angebot "selbstverständlich eine Bestandsgarantie" habe - von der er nun nichts mehr wissen wolle. Dabei weisen sie auch darauf hin, dass die deutsche Sprache im DW-Gesetz eine "geschützte Stellung" habe - der aktuelle Kurs dieser Festlegung aber zuwiderlaufe. Tatsächlich heißt es im DW-Gesetz unter anderem "Die Angebote der DW werden in deutscher Sprache sowie auch in anderen Sprachen verbreitet" und "Die Deutsche Welle fördert dabei insbesondere die deutsche Sprache."
Nach dem deutschen Radioprogramm werde aber nun auch der deutsche Fernsehkanal eingestellt, die deutschen Social-Media-Aktivitäten reduziert und zudem auch noch am deutschen Online-Angebot gespart. Mittelfristig befürchten die freien Mitarbeiter eine komplette Einstellung. So schreiben sie: "Alle Dienstplan-Einsätze der freien Mitarbeiter, die für die deutsche Online-Seite bei Kultur, Sport und Nachrichten arbeiten, werden gestrichen. Die Rund-um-die-Uhr- Versorgung mit Nachrichten auf Deutsch sollen künftig viereinhalb festangestellte Mitarbeiter übernehmen, deren Durchschnittsalter über 60 Jahre liegt. Zum einen ist für jeden ersichtlich, dass eine 24/7-Versorgung mit Nachrichten so nicht möglich ist. Zum anderen dürfte auch klar sein, was in spätestens fünf Jahren sein wird, wenn der letzte Nachrichtenredakteur in den Ruhestand gegangen sein wird." Falls Nachrichtenartikel fehlen würden, würden aber auch die Hintergrundartikel weniger Aufmerksamkeit bekommen, so die Argumentation. "Mit den dann drastisch einbrechenden Nutzerzahlen hätte die Geschäftsführung dann auch einen Grund gefunden, Deutsch komplett abzuschaffen."
Den kritisierten Kurs führen sie "auf eine Mischung aus Geringschätzung für Deutsch als Programmsprache und Großmannssucht" dar - schließlich wurden andere Angebote in den letzten Jahren andere Angebote deutlich ausgebaut - ein englischsprachiger Rund-um-die-Uhr-Kanal, weitere Programmsprachen, mehr Auslandsbüros. In diesem Kurs sehen sie einen grundsätzlichen Fehler: "Ist es wirklich sinnvoll, dass der deutsche Steuerzahler Journalisten in allen Teilen der Erde finanziert, die in ihren jeweiligen Ländern in ihrer jeweiligen Landessprache berichten, ohne jemals in Deutschland gelebt zu haben, ohne die hiesige Kultur, Politik und Sichtweisen zu kennen, ohne deutsche Debatten mitzubekommen? Geht es nicht darum, dass die Deutsche Welle deutsche Sichtweisen und Werte ins Ausland vermittelt? Es scheint vielmehr nur um Reichweite als um Inhalte zu gehen."
Generell hält man die Behauptung der DW-Führung, der drastische Sparkurs und die Entlassungswelle sei notwendig, für vorgeschoben. 2013 habe die DW einen Etat von 269 Millionen Euro gehabt, 2023 waren es 406 Millionen - kommendes Jahr gerade mal sechs Millionen weniger. Zugleich seien die Tarifsteigerungen bei der DW weit unterhalb der Inflationsrate. "Die Gewerkschaften verzichten auf eine in dem aktuellen Umfeld angemessene Tarifsteigerung – und zum Dank entlässt die Deutsche Welle auch noch massenhaft Mitarbeiter. Und nicht nur das: Wenn die Geschäftsführung die Entlassungen begründet, argumentiert sie immer auch mit den Tarifsteigerungen. Das empfinden wir als zynisch."
Die Forderung an Politik und Rundfunkrat lautet: "Bringen Sie die Geschäftsführung der Deutschen Welle wieder auf den richtigen Weg. Der Rückhalt der Belegschaft ist bereits bei dem letzten Kahlschlag vor drei Jahren gebröckelt, nun ist er weitestgehend zerstört. Mehr Geld benötigt die Deutsche Welle nicht. Sie benötigt nur eine andere Führungskultur."