Wie viel Sky will Comcast künftig noch haben? Das ist eine weiterhin aktuelle Frage, wenngleich das Unternehmen bei möglichen Verkäufen noch nicht weitergekommen ist. Kürzlich gab es Berichte darüber, dass etwa auch das italienische Sky-Geschäft aus der pan-europäischen Pay-TV-Gruppe herausgelöst werden könnte – Sky Deutschland soll bekanntlich schon seit Monaten zum Verkauf stehen, sofern ein in Philadelphia für akzeptabel erachteter Preis erzielt wird. Entgegen dieser Spekulationen hat der US-Medienriese Sky inzwischen noch tiefer in seine Konzernbilanzen eingewoben, was es noch schwerer macht, über Erfolg oder Misserfolg von Sky zu berichten. Sky-Kennzahlen tauchen nicht mehr alleinstehend auf, sondern zusammen mit anderen Comcast-Aktivitäten. Nicht wenige sehen diesen Schritt als Reaktion, weil Comcast von Kritikern vorgeworfen wird, einst viel zu viel für die nicht genug abwerfende Sky-Gruppe gezahlt zu haben.
Konkret taucht ein Teil des Sky-Umsatzes fortan im Bereich "Konnektivität und Plattformen" auf, dort fließen auch die Ergebnisse der amerikanischen Marke Xfinity ein. In diesem Bereich wurden im ersten Quartal 2023 rund 20,15 Milliarden US-Dollar umgesetzt, was einem leichten Rückgang entspricht. Dieser Rückgang sei in erster Linie Währungsschwankungen geschuldet. Wie viele Kundinnen und Kunden Sky in Europa nun hat, wird nicht mehr genannt. Sie werden nun mit den Xfinity-Abschlüssen in einen Topf geworfen; insgesamt nennt Comcast hier einen leichten Anstieg um rund 80.000 auf jetzt 52,5 Millionen.
Nicht in den Bereich "Konnektivität und Plattformen" fließen seitens Sky die Sportkanäle hinein. Ein spannender Schritt, verursacht Sky Sport in allen Ländern wegen der zu erwerbenden Rechte erst einmal hohe Kosten. Sky Sport ist nun im Segment "Inhalte und Erlebnisse" integriert – neben den internationalen TV-Sendern, Peacock, den Filmstudios und den Themenparks. Und speziell die Themenparks sind weiterhin ein gutes Geschäftsfeld. Dieses Geschäftsfeld habe sich Anfang 2023, wie es heißt, erholt – es ist von einem Trend hin zu einem Level die Rede, das man in Zeiten vor Corona kannte. Die Umsätze stiegen in Q1 2023 um ein Viertel gegenüber dem Auftaktquartal des Vorjahres. Dass der Umsatz des Bereichs "Inhalte und Erlebnisse" dennoch um 9,5 Prozent gegenüber Q1 22 fiel und auch das Adjusted Ebitda um ein Prozent niedriger war als damals, hängt insbesondere am Bereich "Medien" – der liegt bei den Umsätzen nämlich mit 20,7 Prozent im Minus und beim Adjusted Ebitda sogar bei über 25 Prozent.
Comcast erklärt diesen Abschwung fast ausschließlich mit zusätzlichen Einnahmen in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar aus Anfang 2022, als man Olympia und Super Bowl zeigte – was bekanntlich in den vergangenen Monaten nun nicht der Fall war. Wie Sky wirtschaftlich abschloss? Das lässt sich aus den Bilanzen inzwischen kaum mehr heraus lesen.
Während Peacock in Deutschland nach einer wesentlichen Ausdünnung des Programmangebots kaum eine Rolle mehr spielt, zeichnet der US-Gigant eine reichlich gemischte Bilanz des Dienstes, der immer mehr Geld frisst. So stiegen die Verluste von rund 450 Millionen US-Dollar in Q1 2022 auf nun 704 Millionen US-Dollar. Mit dem ausgegebenen Geld ließen sich aber auch in der Tat neue Kundinnen und Kunden gewinnen. Nach Comcast-Angaben stieg die Zahl der Paid-Abos auf 22 Millionen, was einem Plus von rund 60 Prozent entspricht. Umgesetzt wurden mit dem Dienst nun 685 Millionen US-Dollar, auch hier steht ein kräftiges Plus von 45 Prozent in den Büchern. Für 2023 insgesamt wird in der Comcast-Chefetage damit gerechnet, dass der Streamer Verluste im Bereich von rund drei Milliarden US-Dollar machen wird.
Im Ganzen gesehen geht es Comcast weiterhin sehr gut: Der Umsatz lag im ersten Quartal bei 29,7 Milliarden US-Dollar und somit leicht über den Erwartungen der Analysten. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um drei Prozent auf 9,42 Milliarden US-Dollar.
CEO Brian Roberts blieb in einem ersten Statement oberflächlich. Er sprach von einer "tollen Dynamik", nannte herausgestellt den Kino-Kassenerfolg "Super Mario Bros.", verschwieg aber kritische Themen. Und dazu dürfte nicht nur die Entwicklung des Geschäfts in Europa gehören, sondern auch die künftige Aufstellung von NBCUniversal. Dort hatte man sich erst vor wenigen Tagen von CEO Jeff Shell getrennt, der eine "unangemessene Beziehung" zu einer Mitarbeitern zugeben musste.