Anne Hoffmann ist ab sofort nicht mehr Chefredakteurin der Funke-Zeitschrift "Die Aktuelle", das gab der Verlag in einer am späten Freitagabend versendeten Pressemitteilung bekannt. Man trenne sich mit sofortiger Wirkung von der Chefredakteurin, heißt es darin. Funke reagiert damit auf eine breite Kritikwelle an einer Veröffentlichung des Blatts. In der jüngsten Ausgabe des Magazins war ein angebliches Interview mit Michael Schumacher erschienen, die vermeintlichen Antworten des ehemaligen Rennfahrers kamen allerdings von einer Künstlichen Intelligenz (DWDL.de berichtete). 

In der Pressemitteilung von Freitagabend bittet Funke zudem um Entschuldigung bei der Familie Schumacher, diese hatte zuvor angekündigt, juristisch gegen das Klatschblatt vorgehen zu wollen. "Dieser geschmacklose und irreführende Artikel hätte nie erscheinen dürfen. Er entspricht in keiner Weise den Standards von Journalismus, wie wir – und unsere Leserinnen und Leser – ihn bei einem Verlag wie Funke erwarten", sagt Funke-Zeitschriften-Geschäftsführerin Bianca Pohlmann.

Dass Funke ausgerechnet jetzt Konsequenzen zieht und Hoffmann, seit 2009 in journalistischer Verantwortung für "Die Aktuelle", vor die Tür setzt, kommt überraschend - aller Kritik in den vergangenen Tagen zum Trotz. Regenbogenblätter sorgen immer wieder für einen Aufschrei, weil sie irgendwelche Nebensächlichkeiten zu vermeintlichen Topmeldungen aufblasen und in schlimmer Regelmäßigkeit Leserinnen und Leser in die Irre führen - gerne auch auf ihren Titelseiten, damit die Menschen am Kiosk die Zeitschriften kaufen. Vor allem "Die Aktuelle" ist in dieser Hinsicht in den vergangenen Jahren unter Anne Hoffmann häufig negativ aufgefallen. 

Bislang hat sich bei Funke offenkundig niemand an dieser Art von Journalismus gestört, im Gegenteil. Für das Medienunternehmen sind Blätter wie "Die Aktuelle" ein Businessmodell. Funke-Verlegerin Julia Becker beschwor in den zurückliegenden Jahren nicht selten den Qualitätsjournalismus. Als sie vor wenigen Jahren über die Yellow-Titel sprach, erwähnte sie auch, dass ihr die Einhaltung von Grenzen wichtig seien. Becker sprach von einer "moralischen Verpflichtung", diese Grenzen zu wahren. Und während diese Grenzen in der Vergangenheit für Becker offenbar nicht überschritten wurden, war das jetzt der Fall. 

Das KI-Interview mit "Michael Schumacher" wurde auf dem Cover von "Die Aktuelle" als "Weltsensation" und den Worten "Michael Schumacher - Das erste Interview" angepriesen. Im Heft selbst klärte man dann zwar auf, dass die Antworten von einer KI stammen, gab sich aber auch sonst viel Mühe, das Gespräch echt wirken zu lassen. "Die Aktuelle" suggerierte in dem Text sogar, Schumacher selbst oder Personen aus dessen Umfeld könnten die KI mit Informationen befüllt haben. Vor einigen Jahren erklärte "Die Aktuelle" Schumacher übrigens schon einmal auf dem Cover für tot ("Er ist nicht mehr unter uns"), damals musste Funke 100.000 Euro Strafe zahlen. Julia Becker war damals noch nicht Vorsitzende des Aufsichtsrates von Funke. Die Chefredakteurin von "Die Aktuelle" hieß aber auch schon damals Anne Hoffmann.