Fast zwei Jahre ist es inzwischen her, dass Bernd Reichart nicht nur einen Strategiewechsel für RTL Deutschland ankündigte, sondern auch ein Rebranding für das gesamte Unternehmen in Aussicht stellte. Reichart hat das Unternehmen längst verlassen und hinter die Frage nach der neuen Strategie lässt sich - Stichwort Dieter Bohlen - längst ein Fragezeichen setzen. Doch das Projekt "RTL United" läuft weiter - auch wenn man mit Blick auf die Debatte um die Zukunft von Gruner + Jahr und das schlagzeilenträchtige Nachfolge-Projekt "One" zuletzt das Gefühl bekommen konnte, dass "United" keine allzu große Priorität mehr besitzt. 

Sicher, der deutsche TV-Sender RTL und viele seiner Ableger setzen längst auf das neue Logo mit seinen verschiedenen Farben, doch insbesondere im Radio-Bereich herrscht nach wie vor ein Wildwuchs, von den RTL-Sendern im Ausland ganz zu schweigen. Von der vor ziemlich genau einem Jahr versprochenen Umstellung der RTL-Radiosender auf das neue Logo ist bislang jedenfalls erstaunlich wenig zu sehen. Der Plan, zumindest das Rebranding des deutschen Geschäfts noch im Laufe des vergangenen Jahres abzuschließen, war offensichtlich vor dem Hintergrund der lähmenden Debatte um die künftige RTL-Aufstellung zu ambitioniert.

Wie weitreichend der Schritt hin zu einer einheitlichen Markenidentität ist, lässt ein Schaubild erahnen, das 2021 im Rahmen einer internen RTL-United-Präsentation gezeigt wurde. Auf der linken Seite: die enorme Vielzahl von völlig unterschiedlich aussehenden RTL-Logos in ganz Europa - und daneben ein vereinheitliches RTL-Logo für alle.

RTL Logowolke © RTL Deutschland Schon seit zwei Jahren versucht RTL das Logo-Durcheinander zu ordnen.

"Für RTL Deutschland hat unsere Markenführung natürlich weiterhin eine hohe Priorität", bekräftigt Eva Messerschmidt, seit wenigen Wochen neue Kommunikationschefin von RTL Deutschland, auf DWDL.de-Nachfrage. "Einerseits ist der einheitliche Auftritt  zur Stärkung und Schärfung/Neupositionierung unserer Kernmarke RTL - nicht zuletzt mit Blick auf unseren stark wachsenden Streamingdienst RTL+ - extrem wichtig", sagt sie mit Verweis auf die einst angekündigt "schrittweise Harmonisierung der Marken-Architektur". "Auf der anderen Seite bleiben wir aber auch ein Markenverbund und arbeiten intensiv daran, unsere starken Medienmarken wie Vox, ntv und 'Stern' so zu positionieren, dass sie in ihren Feldern einzigartig sind."

Ein Rebranding der Corporate-Radio-Marken sei bereits zum 1. Januar erfolgt, so Messerschmidt. "Für die RTL-Radiosender ist das Rebranding vorbereitet und wird schrittweise bis zum Sommer umgesetzt." Das Ziel rückt also näher - und wird mit Blick auf die TV-Märkte außerhalb Deutschlands, auf denen RTL aktiv ist, sogar noch etwas früher erreicht werden. Nachdem der Free-TV-Sender RTL Klub in Ungarn schon im vorigen Herbst zu RTL wurde, im Zuge dessen den Markenauftritt anpasste und wenig später auch dort einen Streamingdienst unter dem Namen RTL+ startete, rückt die Umstellung in weiteren Ländern in greifbare Nähe.

"Der internationale Rollout der neuen, mehrfarbigen Markenidentität von RTL startete wie angekündigt im Jahr 2022 mit dem internationalen Werbevermarkter RTL Ad Alliance und RTL Hungary. In den nächsten drei Wochen folgen nun RTL Luxembourg und RTL Nederland", kündigt Oliver Fahlbusch, Sprecher der RTL Group, gegenüber DWDL.de an. Ein guter Zeitpunkt für die Umstellung in Luxemburg könnte nach DWDL.de-Informationen die für den 26. April angesetzte Hauptversammlung der RTL Group in der dortigen "RTL City" darstellen. 

Bleibt noch die Frage, wie es mit Super RTL weitergehen wird. Schon vor einem Jahr hieß es aus Köln, dass der Kindersender im Kontext des neuen Unternehmens integriert und damit Teil der Corporate Brand RTL werden soll. Geschehen ist allerdings nichts - bis jetzt. "Auch Super RTL steht natürlich noch auf der Agenda", stellt Eva Messerschmidt auf Nachfrage klar. In Sachen Rebranding befinde man sich "auf der Zielgeraden". Vorgestellt werden soll das Ergebnis wohl im Sommer.