"Das ist unsere Zeit, das ist unsere Chance. Alles ist möglich. (...) Das ist unser Rendezvous mit dem Schicksal". Nachdem Warner Bros. Discovery-Chef David Zaslav die Zeit seit der mehr als hakeligen Zusammenführung von WarnerMedia und Discovery vor allem mit Restrukturierung verbracht hat und das Unternehmen mit der Revidierung zahlreicher Entscheidungen der alten Warner-Führung und der Streichung teilweise sogar schon fertig produzierter Filme und Serien Schlagzielen machte, galt es am Mittwoch nun Zuversicht und Aufbruchstimmung zu verbreiten - und die eigene Größe zu betonen. WB Discovery sei schließlich der erfolgreichste Produzent von Inhalten, zumindest nach eigenen Maßstäben.
Und auch wenn Zaslav schon häufiger klar gemacht hat, dass er längst nicht allein auf kostenpflichtiges Streaming als Zukunftsmodell setzen will: Es bleibt natürlich ein Schlüsselangebot. Bislang war man hier mit zwei getrennten Diensten unterwegs: Discovery+ und HBO Max. Und künftig? Ist man mit zwei Diensten am Start: Discovery+ und Max. Tatsächlich steckt aber natürlich mehr dahinter als die Streichung von HBO aus dem Namen.
Während Discovery+ wie schon vor einigen Wochen angekündigt unverändert auch als (relativ günstiges) Standalone-Angebot weiterbetrieben wird, umfasst Max ab dem 23. Mai das komplette Angebot von WB Discovery, also neben den bisherigen Inhalten von HBO Max auch jene von Discovery+. Zaslav sieht darin die ideale Kombination: Hochklassige HBO-Produktionen sorgen dafür, dass man neue Kundinnen und Kunden gewinne, Reality-Inhalte wie die von Discovery+ würden aber dafür sorgen, dass die Leute auch bleiben. Der Starttermin gilt übrigens nur für die USA, der Rollout für Europa ist erst für 2024 anvisiert - und Deutschland dürfte wegen der Vereinbarungen mit Sky und RTL+ wohl wie bislang bei HBO Max auch bei Max vorerst weiter außen vor sein.
Positioniert werden soll Max als "The one to watch" - also in der Vorstellung von WB Discovery der eine Streaming-Dienst, der alles abdeckt. Er soll die Antwort sein auf die "Era of Peak Confusion", die JB Perrette ausgemacht hat. Das Publikum sei genervt von zu vielen Angeboten, zu viel Auswahl, zu vielen häufig mäßig guten Inhalten. Und während all diese Erkenntnisse wohl für viele zutreffen, hakt die Erzählung daran, dass Max dafür ja trotzdem keine Lösung bietet. Ob Max tatsächlich wie versprochen eine größere Bandbreite als alle anderen Dienste anbiete, sei mal dahingestellt: Wer künftig alle angesagten Filme, Serien, Realitys und Dokus sehen will, für den reicht "The one to watch" auch weiter nicht aus, weil vieles davon bei anderen Anbietern läuft.
Preislich versucht man, die Nutzerinnen und Nutzer nicht durch eine Anhebung zu verschrecken - und sie letztlich doch in einen teureren Tarif zu locken. Zunächst mal bleiben die jüngst angehobenen Preise von 9,99 Dollar für das Abo mit Werbung und 15,99 Dollar für das werbefreie Abo unverändert - allerdings ist auch das werbefreie Abo für diesen Preis nun generell auf HD-Qualität beschränkt. Wer 4K-Qualität (und vier statt zwei parallele Streams) haben will, muss künftig 19,99 Dollar zahlen. Zum Vergleich: Netflix gibt's mit Werbung schon für 6,99 Dollar, der Standard-Tarif liegt mit 15,49 Dollar ebenfalls unter dem Max-Angebot, beim teuersten Tarif liegt man gleichauf.
Dass man die für Premium-Inhalte stehende Marke HBO aus dem Angebotsnamen tilgt, sieht WBD-Streamingchef JB Perrette übrigens für HBO sogar als Vorteil - schließlich könne man sich hier nun wirklich wieder auf hochkarätige Produktionen konzentrieren, statt dass man die Marke mit Reality-Programm verwässert. "HBO ändert seinen Kurs nicht" beteuerte auch HBO-Chef Casey Bloys. Die Marke bleibe natürlich erhalten und werde auch innerhalb von Max prominent zu finden sein. Damit ergeht es HBO in jedem Fall besser als dem Konkurrenten Showtime: Der hat nicht mehr nur keinen eigenen Streaming-Dienst unter seinem Namen mehr, sondern wird auch im TV in "Paramount+ with Showtime" umbenannt.