Das Verhältnis von Jochen Schweizer und der ProSiebenSat.1 Media SE ist offenbar merklich abgekühlt, das legen zumindest Aussagen des Unternehmers nahe. Gegenüber der "Bild" sagt Schweizer, dass der Verkauf seines Geschenkgutscheine-Imperiums an den Medienkonzern "einer der größten Fehler meines Lebens" gewesen sei. Die Aussage ist vor allem deshalb überraschend, weil Jochen Schweizer auch jetzt noch rund 10 Prozent der Anteile an der Jochen Schweizer mydays Holding GmbH hält. 

Schweizer hat das gleichnamige Gutschein-Portal aufgebaut und groß gemacht, 2017 verkaufte er den Großteil der Anteile schließlich an ProSiebenSat.1 und der Medienkonzern führte das Geschäft mit dem Erlebnis-Anbieter mydays zusammen. Zuletzt geriet dieser Bereich des Konzerns aber in die Schlagzeilen, weil im Zuge der Vorbereitung zur Veröffentlichung der Jahreszahlen 2022 regulatorische Fragestellungen rund um Jochen Schweizer mydays aufgetreten sind. ProSiebenSat.1 musste die Veröffentlichung seiner Jahreszahlen 2022 sowie der Prognose für das laufende Jahr daher verschieben, auch die für Anfang Mai geplante Hauptversammlung findet nicht wie geplant statt. 

Gut möglich, dass der deutsche Medienkonzern aufgrund der Turbulenzen in seinem Gutschein-Geschäft auch aus dem MDAX fliegt, das entscheidet sich wohl noch im April. Der "Bild" sagt Jochen Schweizer nun, er "leide wie ein Hund, wenn mein Name ohne meine Schuld beschädigt wird." Gegenüber der Boulevardzeitung betont der Unternehmer, nur noch Gutscheine für seine Jochen Schweizer Arena zu verkaufen, alles andere würde über ProSiebenSat.1 laufen. 

Bleibt die Frage, wieso Schweizer vor einigen Jahren sein Haupt-Unternehmen verkaufte. "Ich wurde 60, steckte in einer Midlife- und Findungsphase und bekam eine neunstellige Summe vom Sender geboten. Ich brauchte das Geld nicht, habe aber trotzdem verkauft. Ich hatte damals keine Lust mehr." Und weiter: "Philosophisch betrachtet sage ich heute: Leben tut man nach vorn, verstehen nach hinten."