Die BBC protestiert nun gegen die neue Kennzeichnung des eigenen Accounts und will dagegen vorgehen. Wie die BBC selbst berichtet, habe man Twitter kontaktiert, um die Sache "so schnell wie möglich" zu lösen. "Die BBC ist und war schon immer unabhängig. Wir werden von der britischen Öffentlichkeit durch die Lizenzgebühr finanziert", heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens.
Als die BBC Elon Musk auf die Sache aufmerksam machte, soll der via E-Mail gefragt haben, ob das Twitter-Label des BBC-Account so korrekt sei. Musk soll darin auch angedeutet haben, einen zusätzlichen Link zur Verfügung zu stellen, über den Nutzerinnen und Nutzer die genaue Finanzierung der BBC nachverfolgen können. In einer andere Mail, aus der die BBC zitiert, ist die Rede von "maximaler Transparenz und Genauigkeit", die Musk beschwört. "Auf Eigentumsverhältnisse und Geldflüsse hinzuweisen, erscheint uns sinnvoll", so Musk weiter.
"Meiner Meinung nach sollten Medien selbstreflexiv sein und nicht fälschlicherweise behaupten, völlig unvoreingenommen zu sein. Alle Organisationen sind voreingenommen, manche natürlich mehr als andere", schrieb der Twitter-Boss. Musk behauptete zudem, dass die BBC zu den am wenigsten voreingenommenen Medien gehören würde - er würde dem Kanal BBC News schließlich folgen.
Dem BBC-Kanal folgen etwas mehr als 2 Millionen Twitter-Accounts. Andere, weitaus größere Accounts der BBC, haben das "staatlich finanziert"-Label dagegen nicht. Auch Channel 4, das sich immerhin im Eigentum des Staates befindet, sich aber über Werbung finanziert, hat kein entsprechendes Label. Und auch ARD und ZDF in Deutschland tragen eine entsprechende Bezeichnung - zumindest bislang - nicht.
Klickt man auf die Information, die BBC würde ein "staatlich finanziertes" Medium sein, erscheinen in der deutschen Version übrigens spannende Erklärungen. Auf einer extra dafür eingerichteten Seite versucht Twitter zu erklären, wie man "staatsnahe Medien" definiert. Es seien solche Medien, "bei denen der Staat durch finanzielle Ressourcen, direkten oder indirekten politischen Druck und/oder Kontrolle über Produktion und Verbreitung die Kontrolle über redaktionelle Inhalte ausübt". Und dann stellt man noch einmal klar: "Staatlich finanzierte Medienorganisationen, die redaktionell unabhängig sind, wie z. B. die BBC in Großbritannien oder NPR in den USA, werden im Rahmen dieser Richtlinie nicht als staatsnahe Medien angesehen." Staatsnah ("state-affiliated media") meint in diesem Zusammenhang aber nicht "staatlich finanziert", sondern Medien wie RT, die als Propagandakanal eines Staates (in diesem Fall: Russland) dienen. NPR wurde durch Twitter zuletzt allerdings doch als "staatlich kontrolliert" gelabelt, nach einer Kritikwelle wurde das dann in "staatlich finanziert" geändert.
Die BBC sendet in Großbritannien auf Basis der sogenannten Royal Charter, die man regelmäßig neu mit der Regierung verhandelt. Darin heißt es aber eben auch, dass die BBC unabhängig sein muss. Politisch ist der Druck auf die BBC in den vergangenen Jahren dennoch immer mehr gewachsen, vor allem aus dem konservativen Lager. Die aktuelle Royal Charter läuft noch bis Ende 2027, danach könnte es zu größeren Veränderungen kommen. Die britische Regierung hat bereits angekündigt, die Rundfunkgebühren ab 2028 streichen zu wollen. Ob es tatsächlich dazu kommen wird und wie sich die BBC künftig finanzieren soll, ist aktuell noch unklar. Bei einem Wegfall der Gebühren dürfte die BBC jedenfalls deutlich schrumpfen.
2022 brachten die Rundfunkgebühren der BBC 3,8 Milliarden Pfund ein, das entspricht rund 71 Prozent aller Einnahmen der Rundfunkanstalt. Der Rest wird generiert durch Werbung, Lizenzeinnahmen oder andere Posten. Tatsächlich erhält die BBC auch 90 Millionen Euro pro Jahr, um BBC World Service zu betreiben - also einen Dienst, der vor allem internationalem Publikum zugute kommt. Der Twitter-Account von BBC World Service hat kein Label erhalten.