Foto: RTLNachdem der Streit zwischen ARD und Günther Jauch durch das "Gremlins"-Interview im Spiegel und den darauf folgenden offenen Brief des SWR-Intendanten Peter Voß zwischenzeitlich zu eskalieren drohte, haben sich die Wogen inzwischen wieder geglättet. Im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" sagte Jauch, er habe "keine Lust mehr, das ARD-Bashing fortzusetzen". Fritz Pleitgen habe ihm zu mehr Contenance geraten und die ARD leide ja ohnehin schon genug.

In der "Zeit" äußerte sich Jauch auch dazu, wie das Konzept seines Talks hätte aussehen sollen. Er hätte für einen "evolutionären Ansatz" votiert, so Jauch. "So ähnlich anfangen wie Christiansen und dann innerhalb des ersten Jahres Schritt für Schritt verändern." So wollte Jauch weniger Talkgäste einladen und vor allen Dingen weniger Berufspolitiker. Stattdessen hätten mehr Betroffene zu Wort kommen sollen. "Profis wie Müntefering ziehen sich nicht plötzlich ein Harlekinkostüm über, nur weil sie zu mir kommen."


Auch bei der Zusammensetzung des Studiopublikums hatte Jauch eine neue Idee. Er habe vorgeschlagen, das Publikum repräsentativ von einem Umfrageinstitut ermitteln zu lassen. "Stellen Sie sich vor, wir hätten jeden Sonntag ein repräsentatives Meinungsbild der Deutschen im Publikum sitzen gehabt", so Jauch.

Neben den Themen, die durch aktuelle Ereignisse und Debatten ohnehin fest vorgegeben würden, hätte Jauch auch neue Themen aufgreifen wollen. Als etwa Finanzminister Steinbrück in einem Interview sinngemäß sagte, die Leute sollten zugunsten der Altersvorsorge auf einen Urlaub verzichten und danach ein Aufschrei durch die Medien ging, was Steinbrück zum Zurückrudern veranlasste, hätte man daran "das Verhältnis Politik-Medien-Wähler zeigen können", so Jauch. "Ich war ja selbst gespannt zu erleben, ob das funktioniert hätte."

Erneut wiederholte Jauch, dass die beiden Hauptgründe für seine Absage gewesen seien, dass seine Talkshow ins Ressort Politik wechseln sollte und er ein weiteres journalistisches Format moderieren sollte. "Manchen mag das überraschen: Ich will gar nicht noch mehr Sendungen machen!", so Jauch dazu. Beim ersten Punkt sei ihm klar gewesen, dass er "in der öffentlichen Debatte immer verlieren würde", weil das auf den ersten Blick in der Tat vernünftig sei.

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Doch habe er die Einflußnahme aufgrund politischer Interessen gefürchtet. Als Hintergrund dazu: Mitte der 80er Jahre sollte Jauch zweiter Moderator beim "heute-journal" werden. Aus Proporzgründen habe jedoch Sigmund Gottlieb den "CSU-Posten" bekommen. "Als ich das verstanden hatte, wurde es für mich leichter, so etwas wie einen Karriere-Bypass zu legen" - die Unterhaltung. Dabei sie die Unterhaltung "immer nur ein Umweg gewesen".

Dennoch: Den Umweg wird er weiter beschreiten, das Projekt Polittalk sei beendet. Es sei ausschließlich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen möglich, ohne Werbeunterbrechung und Zielgruppenfixierung. Für immer hat er seine Rückkehr in den politischen Journalismus aber noch nicht abgeschrieben. "Mit 50 hat's nicht geklappt, dann vielleicht mit 55", so Jauch gegenüber der "Zeit".