Manche Tage sind einfach ruhiger als andere. Rund um Feiertage wie das bevorstehende Osterfest beispielsweise oder wenn gerade kein neues Projekt ansteht und man zwischen Aufgaben endlich einmal durchatmen kann. Das klingt nach willkommener Abwechslung, aber nur, wenn es nicht zum Dauerzustand wird. Mit Sascha Schwingel gibt es gerade einen geschätzten Fernsehmacher, dessen Aufgaben seit Monaten ein Rätsel sind.

Am 17. November vergangenen Jahres wird Henning Tewes von seinen Aufgaben bei RTL Deutschland entbunden. Am 11. Januar diesen Jahres folgt die Information, dass Inga Leschek zum 1. März neue Programmgeschäftsführerin von RTL und RTL+ wird. Ein Name, über den bei beiden Verlautbarungen von RTL Deutschland nicht gesprochen wurde: Sascha Schwingel. Der kam 2019 von der ARD-Produktionstochter Degeto zunächst als neuer Geschäftsführer zum Sender Vox, stieg im März vergangenen Jahres unter Henning Tewes dann zum Deputy Head of TV & Entertainment bei RTL Deutschland auf.

Doch die Doppelspitze währte nur bis zum 17. November. Tewes war weg und die Rolle von Schwingel als seinem Stellvertreter ist seither in der Schwebe. Ein Zustand, der inzwischen seit fast 20 Wochen anhält. Wie es weitergeht, ist niemandem bekannt. Das räumt zum Wochenstart auch eine Sprecherin von RTL Deutschland auf Anfrage des Medienmagazins DWDL.de ein: „Die bisherige Position von Sascha Schwingel wird es so im Inhalte-Bereich nicht mehr geben. Wir befinden uns derzeit in sehr guten, konstruktiven Gesprächen hinsichtlich seines zukünftigen Aufgabenbereichs."

Und das nach fast einem halben Jahr. Dass Schwingel nach dieser Hängepartie noch eine neue Aufgabe bei RTL Deutschland übernehmen wird, wirkt unwahrscheinlich. Zurück zur Vox-Führung dürfte es auch nicht gehen. RTL Deutschland bestätigte gerade noch einmal: Diese Aufgabe übernimmt seit Tewes' Ausscheiden Stephan Schmitter. Und so wurde der 51-jährige Schwingel, der vor 25 Jahren bei Teamworx / UFA seine TV-Karriere begann, in den vergangenen Wochen und Monaten zum heiß gehandelter Kandidaten für gleich mehrere mögliche neue Aufgaben.

Besonders hartnäckig hält sich das Gerücht, Schwingel werde wieder auf die Produzentenseite wechseln und zurück zur UFA gehen. Für Gütersloh bzw. Köln eine elegante Lösung: Damit würde er Bertelsmann bzw. der RTL Group erhalten bleiben. UFA-CEO Nico Hofmann und er kennen sich aus gemeinsamen Teamworx-Jahren sehr gut. Denkbar auch, dass er zu einem späteren Zeitpunkt dann Hofmann als CEO der UFA beerbt.

Doch nicht nur dort wurde sein Name zwischenzeitlich ins Spiel gebracht: Auch bei der ARD-Produktionstochter Degeto, wo Sascha Schwingel mal Redaktionsleiter war, steht in wenigen Jahren die Führungsfrage an, wenn Thomas Schreiber (wie auch Nico Hofmann Jahrgang 1959) in Ruhestand geht. Da es bis dahin jedoch bei der Degeto keine naheliegende Perspektive für Schwingel gibt, ist ein Wechsel zur UFA wahrscheinlicher - und das trotz eines dritten Posten, bei dem zuletzt gerne über Schwingel spekuliert wurde.

Die Gesellschafter der Film- und Medienstiftung NRW suchen seit einigen Monaten nach einer Nachfolgerin bzw. einem Nachfolger für die aktuell noch amtierende Geschäftsführerin Petra Müller. Einigen galt Schwingel auch aufgrund seiner persönlichen Produktionserfahrung als „Traumkandidat“ für diese Aufgabe. Doch sie würde ihn aus der aktiven Programmgestaltung herausholen und verbunden mit viel Standortpolitik auf die Finanzierungsebene bringen. Daher wäre ein solcher Wechsel zwar spannend, aber auch extrem überraschend. Als Förderer wäre Schwingel an der Seitenlinie eines Spiels, das er lieber noch weiter mitspielen würde, wie ein Weggefährte einschätzt.