Der Deutsche Journalisten Verband (DJV) hat die bei der Deutschen Welle geplanten Stellenstreichungen wie erwartet klar kritisiert. Verbandsvorsitzender Frank Überall erklärte in einem Statement, während in Osteuropa ein Krieg tobe und die Demokratie in anderen Ländern unter Druck sei, "darf bei der Deutschen Welle keine einzige journalistische Stelle zur Disposition gestellt werden." Unabhängiger und kritischer Journalismus sei, so Überall, in Autokratien und Diktaturen das Lebenselixier der Opposition.
Konkret geht es um 20 Millionen Euro, die der staatliche Auslandssender 2024 sparen will - etwa fünf Prozent der bisherigen Etats, wie jüngst bekannt wurde. Rund 100 Vollzeitstellen sollen Ende des Jahres gestrichen werden, betroffen sein werden sogar um die 200 Mitarbeitende. DW-Intendant Peter Limbourg sprach von "schmerzlichen Einsparungen". Etwa die Hälfte der Einsparungen betreffen das Programm und hier prozentual besonders stark den Sport, der mit Kürzungen von um die 75 Prozent wird leben müssen.
Dass die DW nun also derart den Gürtel enger schnallen muss, war eigentlich nicht absehbar. Der Ampel-Koalitionsvertrag sah noch einen Ausbau des Angebots vor. Intendant Limbourg: "Aus diesem Grund haben wir bestimmte Maßnahmen ergriffen, weil wir uns darauf verlassen haben, dass alles so geschieht wie es beschlossen wurde", erklärte Peter Limbourg im Gespräch mit Journalistinnen und Journalisten. Dann sei jedoch der Krieg "mit all seinen Zusatzkosten" gekommen. "Wir haben sämtliche Reserven aus dem 2022er-Haushalt in den 2023er-Haushalt reingenommen und gehofft, dass der 2024er-Haushalt für einen Ausgleich sorgen wird. Wir haben keine Reserven mehr."
DJV-Vorsitzender Überall hält Kürzungen trotz gestiegenem Bundeszuschuss für nicht nachvollziehbar. Die Begründung der Zusatzkosten durch den Ukrainekrieg sei aus Sicht des Verbandes zudem nicht akzeptabel. "Wenn das stimmen sollte, hätte sich der Intendant für einen höheren Bundeszuschuss einsetzen müssen", kritisiert Überall.