Jörg Pilawa hat in seinem Leben schon unzähllige Quizshows moderiert. Insofern dürfte die Ankündigung eines weiteren Rateformats mit dem Mann, der einst in der ARD sogar eine Sendung namens "Quizonkel.TV" moderierte, inzwischen bei den meisten Menschen eher ein unscheinbares Schulterzucken auslösen. Im Falle seiner neuesten Sat.1-Sendung ist das aber nicht gerechtfertigt, denn "Das 1 % Quiz" - nein, an dieser Stelle folgt kein Einschaltquoten-Witz - erweist sich als erstaunlich kluge Weiterentwicklung eines eigentlich schon tot geglaubten Genres.
Das Konzept ist eigentlich erstaunlich simpel: 100 Kandidatinnen und Kandidaten müssen Fragen beantworten, deren Schwierigkeitsgrad sich danach bemisst, wie viel Prozent sie mutmaßlich beantworten können. Dafür wurden die Fragen vorab einem Querschnitt der Bevölkerung gestellt, sodass sich sagen lässt, dass 90 Prozent der Deutschen bei der ersten Frage richtig liegen, aber nur noch ein Prozent bei der letzten.
Wer falsch antwortet, fliegt raus - und sorgt dafür, dass der Jackpot um 1.000 Euro steigt. Dazu gibt's Geld für jeden gezogenen Joker, denn zwei Mal hat jeder Kandidat die Möglichkeit, eine der Fragen zu überspringen und sich somit im Spiel zu halten. Und das ist gar nicht zu einfach, denn abgefragt wird keineswegs nur banales Allgemeinwissen, wodurch die neue Show dem "IQ-Test" wesentlich näher kommt als "Wer wird Millionär?". Wer bis zur finalen Frage kommen will, muss zuvor nämlich eine Reihe von Denksport-Aufgaben meistern, bei denen es mal mehr, mal weniger stark darauf ankommt, um die Ecke denken zu können.
So etwa direkt zu Beginn, als es bei der "90 %"-Frage gleich 14 Ratefüchse erwischt, weil sie nicht erkennen, dass die findige Grafikabteilung dem abgebildeten Napoleon Tennissocken und Sneaker im Outfit untergejubelt hat. Später in der Sendung scheitert ein Kandidat daran, aus den Worten "Freies Hecheln" den Namen der Schlagersängerin Helene Fischer zu bilden. "Ich kenn' sie", sagt er zur Verteidigung, "aber nur vom Weghören." Es geht - aller Ernsthaftigkeit zum Trotz - also durchaus launig zu im "1 % Quiz", das den verbliebenen vier Kandidaten am Ende die vermeintlich schwierigste Aufgabe stellt, nämlich die Begriffe "Schnuller", "Schweinskopf", "Zweifler" und "Badreiniger" in eine logische Reihenfolge zu bringen (richtig ist übrigens: A, B, C, D, weil in den Worten die Zahlen null bis drei vorkommen).
Etwas schade ist allerdings, dass Sat.1 einmal mehr der Versuchung erlegen ist, die im britischen Original einstündige Show auf die doppelte Länge zu strecken, indem - warum auch immer - mit Andrea Kiewel und Pierre M. Krause noch zwei Promis außer Konkurrenz zum Mitraten eingeladen wurden. Das bringt die Show ebenso wenig voran wie vereinzelte Einspielfilme, in denen die Fragen wahlweise von Schulkindern oder Passanten in einem Einkaufszentrum ein weiteres Mal beantwortet werden. Was günstig die Sendeminuten füllen soll, erweist sich ein ums andere Mal als Bremsklotz eines eigentlich temporeichen Formats.
Aber sei's drum: Neben der Neuauflage der "Pyramide" ist "Das 1 % Quiz" die gelungenste Show-Idee, die Sat.1 bislang für seinen Rückkehrer Jörg Pilawa hatte. Bleibt für den Sender zu hoffen, dass die Quote besser ausfallen wird als es der Sendetitel suggeriert. (Nun gut, ein Einschaltquoten-Witz musste dann doch sein. Entschuldigung.)
"Das 1 % Quiz - Wie clever ist Deutschland?", mittwochs um 20:15 Uhr, Sat.1