"'Asbest' ist für uns beispielhaft für ein Programm, das die Mediathek zum Leuchten bringt" - die Euphorie angesichts von fast zehn Millionen Abrufen für die Serie, von der auch bereits eine zweite Staffel bestellt wurde, ist Christoph Pellander von der ARD Degeto im Interview mit "Blickpunkt Film" anzumerken - und Serien wie diese soll es künftig noch viel mehr geben, auch wenn sie vielleicht nicht immer solch hohe Abrufzahlen generieren können. Das sei auch gar nicht das vorrangige Ziel: "Unser und mein Job ist es vor allem, jüngere Generationen in die ARD-Mediathek zu bringen und weniger insgesamt für Millionenergebnisse bei den Abrufzahlen zu sorgen. Es geht vor allem darum, neue Zielgruppen zu erschließen", erläutert Carolin Haasis, die als Koordinatorin für den Mediatheken-Content zuständig ist.
Dafür sei es wichtig, dass Projekte "lauter, provokanter und außergewöhnlicher" seien, weil man "mit herkömmlichen Geschichten keine Aufmerksamkeit" erzeugen könne. "Wir wollen uns trauen, radikale Geschichten zu erzählen, Geschichten, über die gesprochen und geschrieben wird, die auf Social Media, in den Communities zum Thema werden", so Pellander. Aus diesem Grund werde man in den nächsten weniger deutlich weniger Krimis produzieren, weil die ARD hier ohnehin schon stark aufgestellt sei. Im Fokus stünden andere Genres wie Horror, Mystery, SciFi aber auch Humor.
Vier neue Serien kündigen die beiden ganz konkret an. Bei "Weihnachten bei den Meurers" handelt es sich um eine Fortsetzung von "Das Begräbnis", die zu Weihnachten zu sehen sein wird. In "Schwarze Früchte" werde "eine Lebenswirklichkeit ausschließlich aus der Perspektive von verschiedenen jungen schwarzen und queeren Progatonist:innen mit ganz unterschiedlichen, unbequemen Fragen an die Welt erzählt", die alle ihren Platz im Leben suchen. "Natürlich wird die Serie auch von schwarzen kreativen Macher:innen geschrieben, umgesetzt und inszeniert", so Haasis.
"Made in Germany" wiederum handelt von der "jungen postmigrantischen Generation, die das Thema Herkunft ganz anders verhandelt und dabei nicht mehr akzeptieren will, dass es immer noch Türen gibt, die ihnen verschlossen bleiben. Laut Christoph Pellander ist das Projekt als Anthologie-Serie angelegt, bei der in jeder Folge eine andere Hauptfigur im Vordergrund stehen wird. Dritte neue Produktion ist "Die Zweiflers" über eine dysfunktionale jüdische Großfamilie, die man gemeinsam mit dem HR produzieren wird. "Anhand eines großen Festes erzählen wir die Geschichte dieser Familie, ihres Glücks, ihres Leids, ihrer Trauer", so Pellander.
Ergänzen will man das Angebot auch weiterhin durch Lizenzserien - bei denen man sich allerdings nicht auf eine allzu lange Verfügbarkeit verlassen sollte. "Wir wissen aus unseren Review-Prozessen, dass der Run auf eine Serie nach 30 Tagen stark abnimmt" - nach einem Monat dürften viele dieser Produktionen also auch wieder verschwunden sein. Bei großen und dementsprechend auch teuren "Signature-Serien" sei auch weiter der Anspruch, dass sie non-linear und linear gleichermaßen funktionieren müssten. Bei solchen Leuchtturm-Projekten über mehrere Staffeln wolle man darauf achten, dass sie dann - anders als "Babylon Berlin" - jährlich zu sehen sein werden. "Nur so bindet man Publikum an eine Mediathek", so Christoph Pellander.