Nachdem sich kürzlich schon Funke-Verlegerin Julia Becker kritisch zu den von Thomas Rabe verordneten Einschnitten bei den ehemaligen Gruner + Jahr-Magazinen geäußert hat, meldete sich in einem "Zeit"-Interview nun auch Philipp Welte zu Wort, der nicht nur im Burda-Vorstand sitzt, sondern auch den Verlegerverband MVFP führt. Und auch er findet deutliche Worte: "Magazine einstellen zu müssen, ist Teil unseres Geschäftes. Aber das ist ein Kahlschlag, den es so noch nie gegeben hat."
Interesse an einer Übernahme von ehemaligen G+J-Titeln habe man zwar nicht, auch wenn man auf vielen Märkten im direkten Wettbewerb gestanden habe. "Jetzt ist da plötzlich niemand mehr. Das fühlt sich an, als würde man für ein Fußballspiel ins Stadion einlaufen, aber die gegnerische Mannschaft verlässt die Arena gerade durch die Hintertür." Nun müsse man "dafür Sorge tragen, dass nicht die ganze Branche in dieser morbiden Finsternis verschwindet, die Gruner umgibt".
Erstmal malt aber auch Welte die aktuelle Situation in düsteren Farben. Bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen - den aktuell stark gestiegenen Energie- und Papierkosten - könne in den kommenden Jahren bis zu einem Drittel der Magazine die Luft ausgehen. Zwar könne man auch unter den aktuellen Bedingungen ein Verlagsgeschäft erfolgreich betreiben - Burda selbst habe im vergangenen Jahr damit in Deutschland 720 Millionen Euro erwirtschaftet und sei auch profitabel gewesen - man brauche dafür aber "Resilienz und Nervenstärke".
Welte klagt einmal mehr über die "unfairen Marktbedingungen", mit denen deutsche Medien im Vergleich zu amerikanischen Tech-Plattformen wie Google, Amazon oder Facebook zu kämpfen hätten. Welte nutzt den Kahlschlag bei G+J daher auch, um den Ruf nach einer staatlichen Subventionen zu erneuern - kurioserweise verbunden mit dem Satz: "Unsere Branche neigt grundsätzlich nicht dazu, nach Subventionen zu schreien."
Und während er zunächst betont, dass er sich vor allem um kleinere und mittlere Verlage sorge, will er die staatliche Förderung dann doch am liebsten an die verbreitete Auflage knüpfen - was große Verlage und Massenblätter bevorteilen würde. Welte argumentiert: "Ich glaube, dass das in der realen Verbreitung gezeigte Interesse der Menschen in fairer Maßstab ist. Gleichzeitig ist die Höhe der Auflage ja auch ein Indikator für die tatsächliche Kostenexplosion durch Papierpreise und Energiekosten."