Die Beschlüsse der Rundfunkkommission der Länder, die bei ihrer letzten Tagung im Januar unter anderem mehr Kooperationen unter den Sendern gefordert hatte, sind durchaus auf der Linie, die die ARD in den letzten Monaten bereits eingeschlagen hatte. Spät, aber doch reifte nun die Erkenntnis, dass es nicht sinnvoll ist, dass jede Landesrundfunkanstalt alles macht. Senderübergreifende "Kompetenzzentren" heißt das Zauberwort, auf das man nun stattdessen setzt.
Doch Gerede über Reformen gibt es schon lange - nach der jüngsten Sitzung der Intendantinnen und Intendanten will man nun vor allem signalisieren, dass es jetzt auch tatsächlich an die Umsetzung geht. Der neue ARD-Vorsitzende Kai Gniffke hat dabei einen "großartigen Team-Spirit" ausgemacht und spricht von einer "Sitzung des Aufbruchs". Konkret wurde beschlossen, dass bis Ende Februar eine Steuerungsgruppe aus elf ARD-internen Fachleuten gebildet wird, die sich dann um die Umsetzung der Reformvorhaben kümmern wird. Die ersten crossmedialen Kompetenzzentren sollen dabei in den Bereichen Hörspiel, Gesundheit, Klima und Verbraucher gebildet werden - erste Ergebnisse werden hier nun bis Juni versprochen. Und im weiteren Verlauf des Jahres sollen weitere Themenfelder dann zumindest definiert sein.
Kooperationen sollen künftig der Regelfall und nicht die Ausnahme sein, frei werdende Ressourcen wolle man in "journalistische Exzellenz und hohe Recherchetiefe" stecken. Erarbeitet werden unter anderem "gemeinsame Pool-Lösungen für die Radio-Angebote und die regionalen TV-Programme". Daneben werde das Portfolio der Social-Media-Angebot überprüft und nach klaren Erfolgskriterien bewertet - mit dem Ziel, das Angebot hier etwas zu lichten. Auch im Bereich von Verwaltung und Technik will die ARD stärker zusammenarbeiten - wobei dieses Ziel schon seit vielen Jahren verfolgt wird, konkrete neue Ankündigungen dazu gab es nicht.
Konkreter wird man, was Zahlen anbelangt - schließlich hat auch das ZDF schon mit seiner Ankündigung der Umschichtung von 100 Millionen Euro Schlagzeilen gemacht. Bei der ARD betont man, dass für den digitalen Umbau schon jetzt jährlich mehr als 150 Millionen Euro pro Jahr aus dem linearen Programm ins "Digitale" geschoben wurden. Für den Zeitraum 2025 bis 2028 sollen in Summe weitere 250 Millionen Euro dazu kommen, mit denen "attraktive Inhalte für Streaming-Fans entwickelt werden" sollen. Insgesamt sind es aufs Jahr gerechnet dann also mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr, rechnet die ARD vor. Noch in diesem Jahr soll die Abschaltung eines linearen Kanals und die Verlagerung rein ins Digitale erfolgen.
Generell sei das Ziel all dieser Maßnahmen, zum "relevantesten Streaming-Angebot" des Landes zu werden. Dazu brauche man aber Kooperationen mit anderen Partnern - zunächst natürlich im öffentlich-rechtlichen Bereich, grundsätzlich hofft man aber, dass sich auch private Medienhäuser anschließen. Kai Gniffke schwebt ein "fairer, transparenter, von Respekt geprägter Marktplatz für Medienhäuser in Deutschland" vor. Erstmal wird man aber die ARD-Mediathek technisch aufrüsten, will die Bedienung komfortabler machen und im zweiten Halbjahr 2023 dann auch eine Personalisierung anbieten. Zugleich soll die Mediathek dann auch auf regionale Vorlieben eingehen.
Der ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Kai Gniffke sagt zu den Veränderungen: "Im Maschinenraum der ARD wird an der Zukunft des Journalismus gearbeitet. Wir schaffen die konkreten Voraussetzungen für die neue ARD, die ihre Kräfte mit Blick auf die Bedürfnisse der Menschen bündelt. Künftig soll jeder ARD-Sender der Gemeinschaft das bieten, was er am besten kann und so für journalistische Inhalte mit noch mehr Tiefe sorgen. Im Laufe eines Jahres werden die Konturen dieser neuen ARD für die Menschen in Deutschland sichtbar werden."