In den Ankündigungen von Bertelsmann-CEO und RTL Deutschland-Chef Thomas Rabe am Dienstag in Hamburg, zahlreiche Gruner+Jahr-Titel einzustellen oder zu verkaufen, sieht der Deutsche Journalisten-Verband einen „verheerenden Aderlass für den renommierten Medienstandort Hamburg“. Man kommentiert mit erwartungsgemäß deftiger Wortwahl. „Diese Entscheidung ist durch nichts begründet als durch gewissenlose Profitmaximierung“, erklärt DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. Das sei die Abwicklung des renommierten Medienhauses Gruner + Jahr, obwohl die Marke an sich überraschenderweise überleben darf.
Doch den Ankündigungen von RTL Deutschland traut man beim DJV nicht. Es sei zu befürchten, so der DJV, dass sich RTL Deutschland mittelfristig doch von den verbleibenden Titeln trennen wolle und bis dahin nicht mehr investiere. Die Vorsitzende des DJV Nord, Marina Friedt, sieht Bertelsmann in der Pflicht, der sozialen Verantwortung für die Beschäftigten gerecht zu werden.„Das RTL-Management muss betriebsbedingte Kündigungen ausschließen. Das ist es den Kolleginnen und Kollegen schuldig.“ Darüber hinaus erwartet sie die Einbindung des Betriebsrates in die jobrelevanten Entscheidungsprozesse innerhalb von RTL. „Bisher ist die Kommunikation mit den gewählten Vertretern der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer katastrophal.“
Update 11.00 Uhr: Auch die Gewerkschaft ver.di hat sich zu Wort gemeldet und kritisiert "die Zerschlagung und die Kündigung von Beschäftigten in dem europaweit anerkannten Zeitschriftenverlag RTL, ehemals Gruner+Jahr." Man gehe wegen der verbreiteten Teilzeit im Verlag von deutlich mehr Personen aus, die von Kündigungen betroffen sein werden. "Aus Unfähigkeit ein profitables und europaweit beachtetes Zeitschriftenhaus in die digitale Transformation zu führen, zerschlägt Bertelsmann nun den Magazinverlag RTL in Hamburg", kommentiert Christoph Schmitz, für den Bereich Medien zuständiges Mitglied im ver.di Bundesvorstand.
"Die fehlgeleitete Strategie aus Gütersloh schneidet dem Medienstandort Hamburg und der Presselandschaft ein großes Stück Vielfalt heraus. Ohne Rücksicht auf die Leistungen und den Wert der Verlagsbelegschaft werden nun hunderte Menschen ihre Arbeit verlieren, die bis jetzt noch zu den Gewinnen in der Bilanz des Konzerns beigetragen haben. ver.di wird sich mit den Beschäftigten gegen diese Entwicklung wehren und regt an, in Hamburg nach Alternativen für dieses vom Bertelsmann-Konzern angerichtete Desaster zu suchen, mit dem Ziel, Magazin-Vielfalt und Arbeitsplätze zu erhalten."