Es war ein Wettbewerb mit ungleichen Mitteln, dem sich die deutsche Serie "Sunshine Eyes" im März 2022 auf Europas größtem Serienfestival Series Mania stellte. Als einziges Projekt, das zwar schon abgedreht, aber noch nicht an einen Sender oder eine Plattform verkauft war, trat sie gegen Konkurrenten wie die Sky-Serie "Funeral for a Dog", die BBC-Serie "The Responder" oder die HBO-Max-Serie "Station Eleven" an (DWDL.de berichtete).

Der Mut zum Risiko wurde belohnt: "Sunshine Eyes" ging mit einem Sonderpreis der Jury in der Kategorie "International Panorama" nach Hause. Und wie von Autorin und Regisseurin Maria von Heland erhofft, sorgte der Festivalerfolg für Aufmerksamkeit, nachdem erste Gespräche mit TV-Sendern zuvor ergebnislos verlaufen waren. Beim Filmfestival von Cannes im Mai schlug Beta Film als Weltvertrieb zu, der die Rechte für Deutschland, Österreich und die Schweiz nun an Netflix lizenziert hat.

"Ich habe die Serie daraufhin ent-lowbudget-isiert", scherzt von Heland im Gespräch mit DWDL.de. Alle zehn Episoden, die zuvor variable Längen oberhalb von 30 Minuten hatten, wurden auf Halbstünder geschnitten, der Ton neu gemischt und die von Birger Clausen neu komponierte Score-Musik mit professionellen Musikern eingespielt. "Jetzt haben wir sogar einen eigenen End-Credit-Titelsong, den Mélanie Pain von Nouvelle Vague singt, und ein eigenes Soundtrack-Album." Auf Netflix startet "Sunshine Eyes" am 15. Januar. Am selben Tag wird der Soundtrack auf Spotify veröffentlicht.

Die gebürtige Schwedin von Heland, die sich als Regisseurin von "Nord Nord Mord", "Solo für Weiss" oder "Kolleginnen" einen Namen gemacht hat, hatte im Frühjahr 2020 – während des ersten Corona-Lockdowns – weitgehend spontan und improvisiert das Porträt einer verlorenen Generation gedreht. "Sunshine Eyes" erzählt die Geschichte der Schwestern Leonie (14) und Lea (16), die seit dem Tod ihrer Mutter getrennt leben und kurz davor stehen, gemeinsam bei ihrer Großmutter einzuziehen – ein Plan, den die Pandemie zunichtemacht. Für die Rolle der Leonie engagierte von Heland ihre Tochter Aliza, als Lea die Freundin ihres Sohns, Laetitia Adrian, die wiederum ihre echte Großmutter mitbrachte. In Nebenrollen sind Stars wie Nina Petri, Juliane Köhler oder Barry Atsma zu sehen.

Die Produktion stemmte von Heland mit ihrer eigenen Firma Tindra Film sowie den befreundeten Produktionsfirmen Maze Pictures und Red Balloon Film. "Soweit ich weiß, sind wir die einzige Serie weltweit, die sich auf diese Weise mit dem Lockdown beschäftigt", so von Heland. "Wir erzählen von einem Phänomen, das jeden Menschen beeinflusst hat. Entsprechend lautet unsere Logline: It's a must see for everyone who survived the lockdown."