Der Krieg in der Ukraine, damit verbundene Inflation und Ängste des Überschwappens der Aggression auf weitere Länder, Nachwirkungen der Pandemie und eine insbesondere an den Rändern erfolgende gesellschaftliche Radikalisierung waren einige der Themen der realen Welt 2022. Bei "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", der meistgesehenen täglichen Serie in Deutschland, waren es stattdessen plötzlicher Reichtum, eine beherrschende und in den Ruin treibende Spielsucht, sowie eine Geschichte um einen mehr oder weniger versehentlichen gemeinschaftlichen Totschlag in einer Notsituation. 



Dominique Moro © UFA Dominique Moro
Die Nachwirkungen der Pandemie, etwa viele grippebedingte Ausfälle, haben indes die Produktion der UFA Serial Drama am Standort Babelsberg und somit auch die ersten Monate der neuen Produzentin Dominique Moro nicht zwingend einfach gemacht – und das, wo doch ohnehin schon von reichlich großen Fußstapfen die Rede war, in die die Kreative schlupfen musste, nachdem sich Petra Kolle nach vielen Jahren zurückgezogen hatte.

"Ich hatte relativ viel Zeit, mich mental darauf vorzubereiten", sagt Moro zu DWDL.de. "Wir hatten einen sehr fließenden Übergang. Petra hat noch das 30-Jahre-Special produziert, während ich schon für den Alltag zuständig war." Insofern sei ein "smoother" Übergang geglückt. Inzwischen sei sie "gut angekommen", "sicher im Sattel" und versuche "neue Fußstapfen" zu setzen, anstatt in die alten zu treten.

Solche Fußstapfen können bei täglichen Serien am besten immer in Wochen gesetzt werden, in denen sich das Kreativteam der Serie die Storylines der nächsten Monate ausdenkt. "Das sind große Entscheidungen. Man muss strategisch überlegen, wie die Serie ausgerichtet wird. Welche Erzählfarben stellen wir in den Vordergrund?" Zusammen mit den weiteren Kreativen fiel dabei vor einigen Monaten die Entscheidung, gleich zu Beginn des Jahres 2023 zwei große Comebacks zu feiern – und diese bis kurz vor der Ausstrahlung geheim zu halten.

Sideropoulos und Fehlow zeitweise zurück

Denn ab kommender Woche wird nicht nur Daniel Fehlow in seiner Rolle als Leon Moreno zeitweise in das Format zurückkehren, sondern auch Susan Sideropoulos. Bis 2011 spielte diese in "GZSZ" ein Jahrzehnt lang die Rolle der Verena Koch, die bei einem Autounfall ums Leben kam und ihren Partner Leon trauernd zurückließ. Sideropoulos wagte 2015 noch einmal einen Soap-Versuch, spielte "Mila" für Sat.1 – allerdings nicht allzu lange. Neben Seriengastauftritten war sie u.a. 2019 vor größerem Publikum in "The Masked Singer" zu sehen.

Im "GZSZ"-Ableger "Leon" lernte die von Fehlow verkörperte Figur Sarah kennen, die Verena zum Verwechseln ähnlich sieht und auch von Sideropoulos gespielt wird. In der Fortsetzung "Leon – Kämpf um deine Liebe", die am 11. Januar in der RTL-Primetime läuft, planen beide sogar ihre Hochzeit und tauchen ab dann auch in der Original-Serie auf. Moro verspricht Auswirkungen speziell auf die Figuren, die schon lange dabei sind und Verena noch kannten. 

Mit der Aufnahme der Figur Sarah stärkt die Serie ihren Kern – "weibliche Frauen ab Ende 20, Anfang 30." Auch weil das der groben Kernzielgruppe entspricht, bleibe der storytechnische Fokus auf diesen Geschichten. Und während Susan Sideropoulos zurück am Serien-Kiez ist, steht für Valentina Pahde, die seit vielen Jahren Jo Gerners Enkelin Sunny spielt, eine XXL-Pause an. "Die Serie braucht diesen Balance-Akt zwischen Figuren, die uns vertraut sind, und neuen Charakteren, damit die Serie nicht in ihrem eigenen Saft ertrinkt", formuliert Moro das Bestreben, die Daily auch über Neuankömmlinge in eine frische Richtung zu schubsen.



2023 werde sich zudem erneut in der Serie zeigen, dass sich der Wunsch der Zuschauenden hinsichtlich erzählter Geschichten in den vergangenen drei Jahren, also ungefähr seit dem Start der Pandemie, deutlich geändert habe, wie Moro verrät. "Es gibt den Wunsch nach leichteren Geschichten, nach Zerstreuung. Es darf nicht alles düster und schwer sein. Das heißt für uns, dass wir viel mehr als früher darauf achten, dass pro Folge auch ein leichterer Handlungsstrang zum Entspannen und Schmunzeln dabei ist."

Fesselnde Geschichten sollen gleichwohl nicht außer Acht gelassen werden. Trotz der Sehnsucht nach Heiterem würde das Autorenteam immer nach dem Grundsatz 'No Conflict, No Story' denken. Entsprechend soll 2023 ein großes Finale rund um die Emily-Nihat-Lilly-Geschichte ebenso anstehen wie das nächste Rappeln im Gerner-Bode-Clan. Um den ikonischen Serienanwalt, der zuletzt deutliche Spuren von Milde zeigte, kann es in der UFA Serial Drama-Produktion eben einfach nicht langweilig werden. "Mehr Leichtigkeit zurückzubekommen", also mehr gute Zeiten als schlechte Zeiten zu erleben, das ist indes der große Wunsch von Dominique Moro selbst in diesem neuen Jahr.