Es sind Zeiten der Ungewissheit bei Sky Deutschland - und das ausgerechnet kurz vor Weihnachten. Die Stimmung könnte besser sein, dabei feierte man diese Woche die Premiere des Biopics „Der Kaiser“ über Franz Beckenbauer, das kommende Woche Freitag startet. Gut möglich aber, dass man sich bei Sky nächste Woche für einen anderen Mann noch weitaus mehr interessieren wird.
Klarheit über die Zukunft von Sky Deutschland rückt näher: In den zurückliegenden Wochen sind die Verhandlungen über einen von Eigentümer Comcast angestrebten Verkauf von Sky Deutschland vorangeschritten und sind nach Informationen von DWDL.de auf der Zielgeraden, um noch vor Jahreswechsel einen Schlussstrich ziehen zu können.
Wie mit dem Geschehen vertraute Personen berichten, laufen Gespräche bezüglich eines Verkaufs des deutschen Pay-TV-Senders schon seit Monaten. Der Öffentlichkeit wurde das Vorhaben bekannt, als die US-Agentur Bloomberg Ende Oktober erstmals von den Gedankenspielen berichtete, inklusive einer Sky Deutschland-Bewertung in Höhe von einer Milliarde US-Dollar.
Dass Comcast am Ende auch nur annähernd so viel Geld für Sky Deutschland erlösen wird, haben Insider jedoch schnell als unwahrscheinlich eingeschätzt. Auch weil nach der Übernahme noch umfangreiche Investitionen nötig werden dürften. Comcast will raus, weil die Perspektive fehlt. Anders als in Großbritannien oder Italien ist Sky Deutschland hierzulande kein Breitband-Provider.
Eine Positionierung als lukrativer TriplePlay-Versorger für Internet, Telefon und TV war der deutschen Sky-Tochter damit nie möglich. Gescheitert ist der Versuch, trotzdem mit eigener Hardware im deutschen Markt Umsätze zu generieren. Die Sky Soundbox beispielsweise wurde im Spätsommer 2018 eingeführt. Zwei Jahre später wurde die Vermarktung wieder eingestellt.
Die angekündigte Einführung des in Großbritannien verfügbaren Smart-TV-Fernseher Sky Glass in Deutschland wurde im August diesen Jahres zunächst auf 2023 verschoben. Nur wenige Wochen später werden die Verkaufsabsichten öffentlich. Ohne die Möglichkeit als Vollversorger aufzutreten, hängt Sky Deutschland gänzlich vom Geschäft mit Programm-Abos ab und sieht sich dabei seit Jahren dem verschärften Wettbewerb mit neuen Streamingdiensten ausgesetzt, der die Preise und damit möglichen Margen drückt.
Verschlankung und Verlagerung
Die bisherige Antwort von Comcast bestand aus einer stetigen Verschlankung des Führungsteams von Sky Deutschland in Unterföhring sowie die Verlagerung von Verantwortlichkeiten auf die Sky-Mutter in Großbritannien - oder zu Sky Italia, wie etwa das Playout Center. Immer stärker auf die Kostenbremse zu treten, um die Margen zu retten, ist jedoch eine endliche Strategie.
Und doch sind die Verkaufsabsichten von Comcast überraschend, weil bei Branchenbeobachtern die Skepsis überwiegt, wie praktikabel eine Herauslösung von Sky Deutschland aus der Sky-Gruppe ist - und zu welchen Konditionen. Lizenziert man die Marke, wird ein Rebranding nötig oder will der Käufer nur den Kundenstamm, um ein eigenes Produkt zu stärken oder aufzubauen?
Als wahrscheinlich gilt, dass Ralph Dommermuth, Gründer und Mehrheitsaktionär von United Internet, nach einem Verkauf mit seinen Unternehmungen zum künftigen Gesellschafterkreis des deutschen Pay-TV-Unternehmens gehören wird. Anfang November berichtete DWDL.de erstmals über das Interesse aus Montabaur.
Andere Marktteilnehmer wie ProSiebenSat.1 Media SE haben in den vergangenen Wochen ganz offiziell verneint, sich für einen Erwerb von Sky Deutschland zu interessieren oder wollten sich nicht öffentlich äußern, aber haben trotzdem abgewunken (Deutsche Telekom). Auch Ex-Premiere-Chef Georg Kofler hat nichts damit zu tun - eine Fantasie, die unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Unterföhring aufkeimte.
"Über Chancen und Wachstum reden"
Ralph Dommermuths United Internet kann umsetzen, was Comcast nicht konnte: Über die Tochter-Firma 1&1 ist man als Breitbandversorger in Deutschland aktiv. Damit wären nach einer Übernahme von Sky Deutschland lukrative TriplePlay-Angebote denkbar.
Zusammen mit einem Partner soll Dommersmuths Firmengruppe in den Gesprächen mit Comcast zuletzt bereits handelseinig geworden sein, auch wenn es aus Montabaur auf DWDL.de-Anfrage dazu am Freitag ein knapp formuliertes Dementi gibt. Für Unternehmer Ralph Dommermuth, der auch Anteile an Borussia Dortmund hält, würde eine Beteiligung an Sky zur oft vermittelten Grundeinstellung passen.
Erst im Oktober sagte Dommermuth dem "Focus", dass seiner Ansicht nach Angriff die beste Verteidigung sei. "Wir sollten häufiger über Chancen und Wachstum reden", so der Selfmade-Milliardär, bei dem geschäftlich zuletzt allerdings auch nicht immer alles nach Plan lief. Jüngst verzögerte sich der Aufbau eines eigenen Mobilfunknetzes, die 1&1-Aktie ist heute nur rund etwa halb so viel wert wie noch im Januar.
Neue Perspektiven können da nicht schaden. Für ihn und Sky Deutschland, wo Comcast mit dem Verkauf ein großes Missverständnis beendet, wie Insider die Zeit seit der Übernahme von Sky Deutschland durch die damalige Sky plc. bezeichnen. Ob das dann deutlich leichter wird, muss sich zeigen.