Schon seit mehr als elf Jahren gibt es bei der ARD eigentlich den Wunsch, beim Wirtschaftsmagazin "Plusminus" auf eine einheitliche Lösung in Sachen Moderation zu setzen. "Damit die Wiedererkennbarkeit beim Publikum garantiert ist", hieß es damals. Dazu muss man wissen: "Plusminus" ist zwar jede Woche im Programm, allerdings jedes Mal betreut von einer anderen Redaktion, schön reihum durch die ARD-Anstalten. Während MDR, NDR, WDR und hr sich auf einen gemeinsamen Moderator geeinigt hatten, setzten BR, SWR und SR damals auf eigene Lösungen - vier Personen wechselten sich also ab.

2012 gab es dann tatsächlich ein Casting, in dem damals das künftige Gesicht der Sendung gefunden werden sollte. Dem Vernehmen nach setzte sich damals die inzwischen bei RTL arbeitende Pinar Atalay durch – sie aber wirklich zur festen "Plusminus"-Moderatorin zu machen, daran hatten plötzlich BR und SR kein Interesse mehr. Der Saarländische Rundfunk verwies damals auf die große Bedeutung von "Plusminus" für den SR und zeigte sich froh darüber, dass "mit Karin Butenschön ein bundesweit bekanntes Gesicht des Saarländischen Rundfunks weiter die Sendung mit präsentieren kann".

Doch damit, dass das Casting keine einheitliche Lösung gebracht hatte, ist die Geschichte längst nicht zu Ende: 2013 entschied sich erst der HR, aus der gemeinsamen Lösung der vier Sender auszuscheren, etwas später zogen dann auch noch NDR und WDR nach. Aus zunächst vier Moderatorinnen und Moderatoren wurde also nicht wie angepeilt eine oder einer - sondern sieben. Viel besser konnte man wohl kaum demonstrieren, wie sehr sich die ARD bei angestrebten Reformen selbst im Weg steht.

Doch elf Jahre später gibt es nun eine Einigung - zumindest fast. Auch im neuen Jahr wird "Plusminus" im Wechsel von den Wirtschaftsredaktionen des BR, HR, MDR, NDR, SR, SWR und WDR verantwortet – aber nicht jede Anstalt bringt auch eigenes Moderations-Personal mit. Stattdessen wird Alev Seker, die seit schon 2020 die vom SWR kommenden "Plusminus"-Folgen moderiert, neue Haupt-Moderatorin des Formats. "Mit Alev Seker wird eine profilierte und kompetente Journalistin Presenterin von 'Plusminus'. Sie ist künftig das Gesicht des ARD-Wirtschaftsmagazins, das sie als Moderatorin schon bestens kennt", sagt Das Erste-Programmdirektorin Christine Strobl. Feste Vertreterin wird Anna Planken, bisher unter anderem bekannt vom "Morgenmagazin".

Doch es gibt einen Haken - denn einigen konnten sich weiterhin nicht alle ARD-Anstalten, der kleine Saarländische Rundfunk schert weiterhin aus. Die SR-Ausgaben sollen demnach von Julia Lehmann präsentiert werden. Der SR wolle so auch weiterhin seinen Beitrag zum Programm des Ersten beisteuern, sagte Peter Meyer, SR-Unternehmenssprecher zu DWDL.de. Warum schloss man sich aber nicht dem personellen Vorschlag der anderen Anstalten an? "'Plusminus' ist die einzige Magazinsendung, in der der SR als Sendestandort und personell in der ARD vertreten ist. Die Präsenz im Ersten ist dem SR außerordentlich wichtig und bedeutet Sichtbarkeit für den SR außerhalb des Sendegebiets. Zudem gibt es eine lange Tradition unserer Wirtschaftsredaktion als Teil des 'Plusminus'-Teams, die wir so fortgesetzt sehen", so Meyer.

Neben der nun beschlossenen Reduzierung der Anzahl wechselnder Moderatorinnen soll ab 2023 obendrein auch die Anzahl der Produktionsstandorte sinken. Aus Stuttgart werden dann die vom SWR, MDR und BR kommenden Folgen gesendet. WDR, NDR und HR melden sich fortan aus Frankfurt. Auch hier schert der SR aus: Er sendet weiter aus Saarbrücken. Die Social-Media-Kanäle sollen zentral aus Frankfurt bespielt werden.

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