Wer den Accounts des SWR-Kulturradios SWR2 auf Instagram oder Facebook folgt, wird es schon bemerkt haben: Der Name des Radioprogramms ist dort bereits verschwunden, stattdessen heißen die Accounts nun "SWR Kultur". Es sind die ersten Boten der neuen Strategie, alle Kultur-Inhalte des SWR mit einem einheitlichen Absender zu versehen - und zwar über alle Medien hinweg, ganz nach dem Vorbild des Info-Bereichs, wo man "SWR Aktuell" schon 2016 zur einheitlichen Marke gemacht hat.
Das bedeutet: Auch der Radiosender SWR2 wird in SWR Kultur umbenannt werden, allerdings erst als letztes Glied der Kette und somit voraussichtlich Anfang 2024, noch im ersten Halbjahr 2023 soll ein neues Kulturmagazin im Fernsehen die bisherigen Formate ablösen, voraussichtlich auch unter dem Namen "SWR Kultur", wobei hier noch keine endgültige Entscheidung vorliegt, weil am Konzept noch gebastelt wird.
Ziel ist aber erstmal, vor allem im Digitalen einen "festen Anlaufpunkt für die Kultur im und aus dem Südwesten" zu schaffen, zu etablieren und so "die Sichtbarkeit von öffentlich-rechtlichen Kulturthemen" zu verbessern. Zum Einen sollen also Inhalte, die bislang schon verschiedenen Stellen im SWR entstehen, so verknüpft werden, dass sie schnell auffindbar sind. Zum Anderen werden aber auch neue Inhalte erstellt, insbesondere mit Blick auf eine jüngere Altersgruppe. Erste Versuche lassen sich beispielsweise schon in den Reel-Serien "Art&Weise" oder "Im Detail" auf den Social-Media-Accounts besichtigen, die auch zeigen, welchen optischen Stil man künftig pflegen wird.
Aus der Medienforschung wisse man, dass 30- bis 40-Jährige "sehr breit kulturell interessiert" sei - was zum Einen eine große erreichbare Zielgruppe vermuten lässte, zum Anderen aber auch einen möglichst breiten Kultur-Begriff erfordert. "Mit ‘SWR Kultur’ wollen wir eine Einladung aussprechen, die Vielfalt der Themen und der Menschen abbilden und mit dem Vorurteil des elitären Elfenbeinturms aufräumen", erklärt Anke Mai, SWR-Programmdirektorin Kultur. "Kultur ist Teil unseres Lebens, so wie sie Teil unseres öffentlich-rechtlichen Auftrags ist. ‘SWR Kultur’ ist ein Versprechen: Wir bieten nicht nur das Erwartbare, sondern wir wollen überraschen, wir wollen einen zweiten Blick auf die kulturellen Themen werfen, die uns im Südwesten beschäftigen. Wir erwarten uns eine Stärkung der Kultur von diesem gemeinsamen Absender und einen lebendigen Kultur-Kosmos, der die Menschen bereichert."
Was hingegen nicht mehr Teil der Social-Media-Kanäle von SWR Kultur sein wird sind Klassik-Inhalte. Hintergrund sei, dass Klassik-Interessierte zwar immer kultur-Interessiert seien, Kultur-Interessierte aber nicht unbedingt an Klassik interessiert. Doch auch, wenn man sich obendrein von der übergreifenden Medienmarke "SWR Classic", die bislang die Klassik-Inhalte gebündelt hat, trennt, beteuert man, dass Klassische Musik ein "unverzichtbarer Teil des SWR-Kultur-Kosmos" bleibe. Auch eigene Social-Media-Angebote soll es geben.
Klassik bleibe ebenso wie die Bereiche Kultur und Wissen auch weiterhin Bestandteil des Radioprogramms von SWR2, wo man das bisherige Publikum möglichst nicht verschrecken will und daher trotz Umbenennung in SWR Kultur auch 2024 erstmal keine tiefgreifende Änderung der Ausrichtung plant. Das Programm solle weiterhin für "Tiefgang und Entschleunigung" stehen. Online-Angebote aus dem Klassik-Bereich sollen stärker vernetzt und durch Suchmaschinen-Optimierung auch besser auffindbar werde. Hierzu fehlt noch die neue und derzeit in Entwicklung befindliche SWR-Website. Bis die fertig ist, hat "SWR Kultur" ein eher provisorisches Heim auf der Website von SWR2 bezogen, wo es im oberen Bereich der Seite nun losglöst vom Radioprogramm "Neues aus dem SWR Kultur-Kosmos" zu sehen gibt.