Schon seit Mitte August hält sich in der Branche das Gerücht, wonach der TV-Ableger von "Bild" vor einer unsicheren Zukunft steht. Nun berichtet der "Spiegel" von möglichen Plänen, das tägliche Live-Programm einzustampfen. Die Rede ist davon, dass Axel Springer den Sender "stark beschneiden" will. Diskutiert wurde demzufolge sogar ein komplettes Aus - nun ist die Rede davon, Bild zumindest "auf Sparflamme" weiterzubetreiben.
Der "Spiegel" stützt sich in seinem Bericht auf eine noch nicht veröffentlichte "Bewegtbild-Strategie" von Chefredakteur Johannes Boie, wonach "Bild" nur noch dann live auf Sendung gehen soll, wenn der Zuschauer es erwarte - etwa bei Terroranschlägen oder anderen Großereignissen. Sollte es so kommen, dann würde damit das Ende der "Bild Live"-Sendungen einhergehen, deren Länge nach dem Start schon einmal beschnitten wurde, bevor die Live-Strecke Ende Mai sogar auf 13 Stunden ausgebaut wurde.
"Live ist das markenprägende Programmangebot von Bild TV", sagte Claus Strunz, Chefredakteur TV & Video bei Bild, damals. Tatsächlich hatte der Sender, auch getrieben durch die eindringliche Vor-Ort-Berichterstattung von Vize-Chefredakteur Paul Ronzheimer, nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs zwischenzeitlich steigende Einschaltquoten verzeichnet. Doch jetzt, auch über ein Jahr nach dem Sendestart, erreicht Bild im Schnitt noch immer nur einen Marktanteil von 0,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.
Klar ist: Die Quote ist niedrig, möglicherweise zu niedrig, um große Werbegelder zu generieren. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen die TV-Werbebranche generell mit sinkenden Erlösen zu kämpfen hat, hat es ein kleiner Sender wie Bild noch schwerer. Da liegt eine Reduzierung des Programms auf der Hand. Laut "Spiegel" könnte die Lösung in vorproduzierten Dokus und billigeren Formaten liegen. Auch die Talkshows "Viertel nach Acht" und "Die richtigen Fragen" sollen erhalten bleiben.
Dass ein Bild-Sprecher gegenüber dem "Spiegel" nicht dementiert, dass sein zentrales Programmelement eingestellt werden soll, sagt indes viel über den Zustand des Senders aus. "Unsere Programmplanung für 2023 ist noch nicht abgeschlossen", heißt es aus Berlin. Zudem versichert der Sprecher, dass es Live-Strecken grundsätzlich auch im kommenden Jahr geben werde. Eine Bestandsgarantie für "Bild Live" ist das freilich nicht.