"Media that matter" lautete das Motto für die Preisverleihung des Prix Europa, mit dem die besten europäischen TV-, Radio- und Digital-Media-Programme geehrt werden sollen. Im Rahmen dieser Verleihung wird auch ein "European Journalist of the Year" geehrt. In diesem Jahr ging diese Auszeichnung an Galina Timtschenko, der Mitbegründerin, Geschäftsführerin und Herausgeberin des unabhängigen Online-Mediums Meduza. Und nich tnur sie erhielt ihren Award: Auch die im vergangenen Jahr ausgezeichnete weißrussische Journalistin Darya Chultsova nahm ihren Preis erst jetzt in Empfang, weil sie erst im September aus Gefangenschaft frei kam. Ihre Kollegin Katsiaryna Andreyeva wurde hingegen zu weiteren acht Jahren Arbeitslager verurteilt.
Galina Timtschenko war zehn Jahre lang Chefredakteurin des einflussreichen russischen Nachrichten-Portals Lenta.ru. Im Zuge der kritischen Berichterstattung über die militärische Intervention Russlands auf der Krimhalbinsel wurde sie 2014 auf Druck von Putin gefeuert. Daraufhin packte sie ihre Sachen und zog ins lettische Riga, wo sie noch im selben Jahr ihr eigenes Online-Medium gründete. Ein Großteil der Redaktion von Lenta.ru folgte ihr nach. Meduza veröffentlicht auf Russisch und Englisch und hat sich seitdem zu einer der wichtigsten russischsprachigen unabhängigen Nachrichtenquellen entwickelt. Finanziert wurde die Plattform über Werbeeinnahmen, bis diese infolge der Aufnahme ins Register der sogenannten ausländischen Agenten wegfielen. Gerettet hat sich Meduza vorerst durch eine Crowdfunding-Kampagne. Bei der Übergabe des Preises sagte sie: "Jeder Krieg beginnt damit, dass die unabhängige Presse mundtot gemacht wird und Einschnitte in die Redefreiheit gemacht werden. Die Meinungsfreiheit zählt immer zu den ersten Opfern im Vorfeld von kriegerischen Auseinandersetzungen. Wir müssen versuchen, das zu verhindern."
Der ZDF-Film "Die Wannseekonferenz" wurde als bester Fernsehfilm ausgezeichnet. Die beste Fernsehserie kommt nach Ansicht der Jury aus Norwegen, heißt "Afterglow" und beschäftigt sich mit dem Leben nach einer Krebsdiagnose. Als bestes Fernsehprogramm über kulturelle Vielfalt wurde eine Dokumentarserie ausgezeichnet: In "Belgium's Stolen Children" suchen drei Menschen nach den Spuren ihrer eigenen Herkunft in Verbindung mit der belgischen Kolonialgeschichte. Das französische "War Crimes: The Faces of the Executioners" bringt das Publikum direkt ins aktuelle Kriegsgeschehen in der Ukraine und wurde damit beste Fernsehinvestigation. Der Preis für den Besten Europäischen Dokumentarfilm geht nach Schweden für eine hochkarätige schwedisch-deutsch-finnische Zusammenarbeit, an der von deutscher Seite ZDF/ARTE beteiligt war: "Der schönste Junge der Welt" erzählt das tragische Schicksal des von Luchino Visconti entdeckten Björn Andrésen in der Unterhaltungsindustrie. Auch an der besten TV-Dokumentarserie von Radio Bremen ist ARTE beteiligt. Der Titel der Serie ist Programm und ethische Frage zugleich und treibt derzeit viele Menschen um: "Wen dürfen wir essen?". Ein weiterer Preis an eine deutsche Produktion gab's im Radio-Bereich: Die beste Investigation war hier nach Ansicht der Jury "'Ihre Angst spielt hier keine Rolle' - Wie Familiengerichte den Gewaltschutz von Frauen aushebeln" vom Deutschlandradio.