Schon seit 1989 verlieh die Bayerische Staatsregierung alljährlich ihren Bayerischen Fernsehpreis, ehe man sich in diesem Jahr entschied, ihn auf neue Füße zu stellen: Der Name änderte sich offiziell in "Der Blaue Panther" - so, wie die vergebene Statue des (eigentlich weißen) Panthers mit dem weiß-blauen Schild in der Branche ohnehin schon immer genannt wird. Die Bayerische Regierung ist nun nicht mehr Ausrichter, sondern Geldgeber, während der Preis von der Medien.Bayern GmbH, der BLM und zahlreichen Sendern und Plattformen getragen wird, die mit ihren Vertreterinnen und Vertretern zugleich nun auch den Großteil der Jury stellen neben externen Experten wie unter anderem auch DWDL-Chefreporter Torsten Zarges. Und Jahre nach dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis zeichnete man nun erstmals auch Streaming-Produktionen aus.
Bei manch am Mittwochabend verliehenem Preis fragte man sich allerdings, ob man vielleicht in der Preisverleihung des Vorjahres gelandet war. Die prämierte Dokuserie "Charité intensiv" - fraglos jeder Auszeichnung würdig - feierte ihre Premiere schon im März 2021 und mehr als ein halbes Jahr vor der letztjährigen Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises Mitte Oktober. Auch die Sky-Dokumentation "Wirecard - Die Milliardenlüge" und die Warner TV-Serie "Para - Wir sind King", wofür Schauspielerin Soma Pysall nun einen Blauen Panther bekam, liefen schon im Frühjahr vergangenen Jahres und wurden deshalb auch schon vor mehr als einem Jahr beim Deutschen Fernsehpreis berücksichtigt bzw. bepreist. Der zeitliche Versatz zwischen Beobachtungszeitraum und Auszeichnung beim Blauen Panther scheint enorm zu sein.
Doch das soll die Ehre für die verdienten Preisträgerinnen und Preisträger nicht schmälern, daher der Reihe nach: In der Kategorie Information / Journalismus wurden insgesamt drei Preise verliehen. Neben Carl Gierstorfer, der für Buch und Regie von "Charité intensiv - Station 43" ausgezeichnet wurde, und Benjamin und Jono Bergmann, die einen Blauen Panther für die Regie von "Wirecard - Die Milliardenlüge" erhielten, wurden auch Nadja Mitzkat, Annette Kammerer und Jan Vollmer für den Beitrag "Gegen Putin: so gefährlich ist Protest in Russland" aus der Funk-Reihe "Strg_F" ausgezeichnet. Hier urteilte die Jury: "Die Produktion ist unter beachtlichen Risiken entstanden, sie zeigt uns die Verfolgung jeglicher kritischen Aktivitäten in Russland und gibt uns gleichzeitig einen verstörenden Einblick in einen von vielen prorussischen Telegram-Kanälen, der das Ausmaß an nationalistischem Fanatismus erahnen lässt."
Im Unterhaltungsbereich entschied sich die Jury für Auszeichnungen für die ProSieben-Sendung "Wer stiehlt mir die Show?", namentlich an Joko Winterscheidt und Executive Producerin Julia Mehnert. Es handle sich um "die großartigste Show-Idee seit langem", so die Jury. Anna-Lena Zwez erhielt als Executive Producerin einen Preis für "Don't stop the Music - Kids". Wie schon beim Deutschen Fernsehpreis wurde auch beim Blauen Panther die Besonderheit herausgehoben, dass es neben der Version für Erwachsene auch eine Variante für den KiKa gab. Es sei "gelungen, dass die Sendung, nicht nur uns Erwachsene begeistert, sondern auch die jugendlichen KiKa-Zuschauer auf Augenhöhe abholt", so die Jury. Und schließlich gab es auch einen Blauen Panther für Olli Dittrich für "Ich war Angela Merkel: Das Zahlemann-Protokoll".
Im Fiktionalen Bereich fällt vor allem auf, dass sich die Jury vor allem von Serien begeistern ließ. Während bei Grimme-Preis und Deutschem Fernsehpreis "Eldorado KaDeWe" explizit für Musik und Ausstattung gelobt wurde, gab es in München nun auch eine Ehrung für Regisseurin und Co-Autorin Julia von Heinz für das ambitionierte Projekt. Sie habe "bemerkenswertes Werk geschaffen und mit ihrem Blick in die Vergangenheit, auch den Blick in die Gegenwart und vielleicht sogar in die Zukunft gerichtet", so die Jury. Weitere Preise gingen an Bob Konrad, Hanno Hackfort und Thomas Pletzinger für das Drehbuch der Sky-Serie "Funeral for a Dog", der Nachwuchspreis wurde an David Helmut für die RTL+-Serie "Wrong - unzensiert" verliehen.
Der Blaue Panther für die beste Schauspielerin wurde wie oben bereits erwähnt an Somy Pysall für "Para - Wir sind King" (Warner TV Serie) verliehen, als bester Schauspieler wurde Peter Kurth für seine Rolle in "Ferdinand von Schirach - Glauben" (RTL+/Vox) ausgezeichnet. Neu eingeführt wurden in diesem Jahr zwei Preise, die durch Publikumsabstimmungen entschieden wurden. Dabei traf die Jury allerdings eine Vorauswahl von drei Produktionen, unter denen dann ausgewählt werden durfte. Gewonnen haben die Prime-Video-Serie "Die Discounter" als "beliebteste Serie", als "beliebtester Film" wurde "Army of Thieves" von Netflix geehrt - womit die vom Publikum vergebenen Preise übrigens die einzigen für die beiden Streaming-Plattformen waren, die nicht zu deutschen Sendergruppen gehören.
Bleibt noch die Kategorie Kultur / Bildung. Hier erhielten Salwa Houmsi und Jo Schück einen Blauen Panther für die Moderation des ZDFkultur-Formats "13 Fragen". Es sei "ein erfolgreicher Versuch, der Debattenkultur in Deutschland eine neue und überraschende Richtung aufzuzeigen" und ein "wichtiges Beispiel für konstruktiven, also lösungsorientierten Journalismus, der gerade in diesen bewegten Zeiten dringend von Nöten ist", so die Jury. Außerdem wurde auch Martin Groß für Buch und Regie der Doku "Auswärtsspiel - Die Toten Hosen in Ost-Berlin" geehrt, die einen Bogen zwischen den 40 Jahre auseinanderliegenden Konzerten der Hosen in der Erlöserkirche in Berlin-Lichtenberg spannt.
Neben diesen von der Jury bzw. per Publikumsabstimmung vergebenen Preisen, vergab der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder zudem auch noch persönlich zwei Auszeichnungen. Einen "Sonderpreis" verlieh er an Arnold Schwarzenegger. "Wir ehren sein großes Engagement in Social Media für die Ukraine und gegen den Krieg", so Söder. Den Ehrenpreis vergab er an Markus Lanz, den er als "klugen, hartnäckigen und immer akribisch vorbereiteten Talkmaster" bezeichnete. Dabei begegne er seinen Gesprächspartnern "mit einer geradezu trügerischen Leichtigkeit", durch die ihm so mancher Gast in die sprichwörtliche Falle gegangen sei. Söder: "Dank der Aussagen und Details, die Markus Lanz in seiner unerreichten Art herauskitzeln kann, hat er eine einzigartige Stellung in der deutschen Fernsehlandschaft erreicht. Zugleich begegnet er allen seinen Gesprächspartnern fair und auf Augenhöhe, so dass keiner unversöhnt aus dem Studio geht und jeder gerne wiederkommt. Markus Lanz schafft daher Diskussion und Meinungsbildung - mit Charme und im allerbesten Sinne des Wortes. Das ist existenziell wichtig für unsere lebendige Demokratie." Wie passend es ist, dass ein Politiker persönlich einen Preis für einen Polittalker auslobt, in dessen Sendung er auch immer wieder selbst zu Gast ist, steht auf einem anderen Blatt.