"Was läuft schief beim NDR?", fragt die "Zeit" in einer aktuellen Geschichte zu den Vorgängen im NDR-Landesfunkhaus Schleswig-Holstein. Es ist einer der diversen Krisenherde, die die ARD derzeit zu bieten hat. Im Mittelpunkt der Vorwüfe stehen hier Chefredakteur Norbert Lorentzen und die damalige Politikchefin Julia Stein, denen die Verhinderung kritischer Berichterstattung vorgeworfen wird.
Sie hatten sich damals gegen ein Interview mit dem kurz zuvor von CDU-Ministerpräsident Daniel Günther entlassenen Justizminister Grote ausgesprochen, das ein NDR-Reporter gerne führen wollte - mit Verweis darauf, dass man den Fall bereits behandelt habe und keine Neuigkeiten zu erwarten seien. Die Entscheidung war damals strittig und wird später vor den Redaktionsausschuss gebracht, der sich am Ende festlegt: Das Interview hätte aus dessen Sicht geführt werden müssen. Der Verdacht politisch motivierter Einflussnahme konnte nicht erwiesen, aber eben auch nicht ausgeräumt werden.
Schon in diesem Bericht wird aber klar: Während ein Teil der Belegschaft einen "politischen Filter" beklagt und ein schlechtes Arbeits-Klima beschreibt, in dem sich viele nicht mehr trauen, offen zu sprechen. Zugleich wird am Rande aber auch darauf verweiesen, dass den Redaktionsausschluss eine "Erklärung" aus der Abteilung Politik und Recherche erreicht hababe, in dem die Vorwürfe als "haltlos" bezeichnet und bemängelt wurde, dass sie nicht dazu angehört worden seien.
Dem "Zeit"-Bericht zufolge gibt es weiterhin eine zweigeteilte Belegschaft - während ein Teil die Vorwürfe, für die nach wie vor Belege fehlen, nicht nachvollziehen könne, haben insgesamt knapp 100 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner ein Schreiben an NDR-Intendant Joachim Knuth geschickt, in dem sie erklären, dass sie sich eine "vertrauensvolle Zusammenarbeit" mit der derzeitigen Führungsriege "nicht mehr vorstellen" könnten. Eine ähnliche Situation hatte es zuvor auch beim NDR in Hamburg gegeben. Dort hat Sabine Rossbach erklärt, nicht mehr dauerhaft auf ihren Posten zurückzukehren.
Stein und Lorentzen ließen sich beim Landesfunkhaus Schleswig-Holstein bis auf weiteres von ihren Aufgaben entbinden, Landesfunkhaus-Direktor Thormählen hat einen Monat unbezahlten Urlaub genommen, um die Aufklärung abzuwarten. Derzeit laufen interne Untersuchungen der Vorwürfe, zugleich hat der Landesrundfunkrat auch eine externe Kanzlei mit der Prüfung beauftragt. Die Frage ist nur, ob das Ergebnis noch etwas daran ändern wird, dass es ähnlich wie in Hamburg auch in Kiel einen personellen Neuanfang geben wird.