Schlechte Nachrichten werden gerne kurz vor dem Wochenende verbreitet. Da verwundert es nicht, dass die RTL Group am Freitag bis um 18:30 Uhr wartete, um die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass die geplante Fusion zwischen der französischen Tochter M6 und dem Konkurrenten TF1 nicht zustandekommen wird. Nichts weniger als ein "nationaler Media-Champion" sollte aus der Verschmelzung entstehen - doch daraus wird nun nichts, wie das Unternehmen zusammen mit dem größten TF1-Eigner Bouygues mitteilte.

Zweifel an dem Vorhaben waren schon vor einigen Wochen aufgekommen, nachdem die mit der Untersuchung des Vorhabens betrauten Teams der französischen Wettbewerbsbehörde ihren Bericht vorgelegt hatten. Darin war die Rede davon, dass eine Fusion eine ganze Reihe "erheblicher wettbewerbsrechtlicher Bedenken" aufwerfe, insbesondere mit Blick auf den Werbemarkt. Die in dem Bericht vorgeschlagenen Maßnahmen, um doch noch grünes Licht zu bekommen, hätten nach Auffassung von RTL und Bouygues dazu geführt, dass die Fusionspläne "nicht mehr sinnvoll" wären und daher aufgegeben würden, hieß es Ende Juli.

Und genau so wird es nun also auch kommen: Das Vorhaben wird begraben. Auch weitere Gespräche mit der französischen Kartellbehörde, die Anfang des Monats stattfanden, haben die Aufseher offensichtlich nicht umstimmen können. "Nach den Debatten mit der Behörde und trotz der vorgeschlagenen zusätzlichen Abhilfemaßnahmen scheint es, dass nur strukturelle Abhilfemaßnahmen, die zumindest die Veräußerung des Fernsehsenders TF1 oder des Fernsehsenders M6 umfassen, ausreichen würden, um die geplante Fusion zu genehmigen", erklärten RTL Group und Bouygues in einem Statement. "Die Parteien sind daher zu dem Schluss gekommen, dass die geplante Fusion keine strategische Begründung mehr hat."

Scharfe Kritik an Wettbewerbsbehörde

Darüber hinaus kritisierten die Unternehmen die Wettbewerbsbehörde dafür, dass sie "die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Veränderungen, die den französischen Rundfunksektor durchziehen, nicht berücksichtigt". Tatsächlich stellt sich die Frage, wie umfassend man die Werbemärkte betrachtet: Die TV-Konzerne sehen sich unter zunehmendem Druck durch die US-amerikanischen Online-Riesen, die auch einen immer größer werdenden Teil der Werbeeinnahmen für sich verbuchen können. Im TV-Bereich - der im Werbemarkt weiterhin ein Schwergewicht ist - entstünden aber fast monopol-artige Verhältnisse.

"Wir sind weiterhin fest davon überzeugt, dass ein Zusammenschluss der TF1- und M6-Gruppen eine angemessene Antwort auf die Herausforderungen gegeben hätte, die sich aus dem verstärkten Wettbewerb der internationalen Plattformen ergeben“, erklärten RTL und Bouygues am Freitag. Klar ist aber auch, dass viele mit dem Ergebnis auch zufrieden sein werden, allen voran TV- und Produktionskonkurrenten, die eine Kannibalisierung befürchtet hatten, wenn die fusionierte Gruppe einen übergroßen Anteil am gesamten Werbemarkt einnimmt.

Für Bertelsmann- und RTL-Group-Boss Thomas Rabe ist das Scheitern der Fusion gleich in doppelter Hinsicht bitter: Die beiden Unternehmen hatten es fast schon zur zwingenden Notwendigkeit erklärt, einen solchen "nationalen Champion" zu kreieren, um im Wettbewerb mit den US-Plattformen bestehen zu können. Dazu kommt, dass Rabe in einem Interview mit Blick auf die Zusammenschlüsse von RTL Nederland und Talpa sowie M6 und TF1 auch von "zwei echten Testfällen" mit Blick auf Deutschland gesprochen, schließlich ist es kein Geheimnis, dass der RTL-Chef mit einer Fusion von RTL Deutschland und ProSiebenSat.1 liebäugelt. Solche Wunschträume dürften nun erstmal in weite Ferne gerückt sein.