Trauer um Fritz Pleitgen: Der ehemalige Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR) ist tot. Wie am Freitag bekannt wurde, starb Pleitgen am Donnerstagabend im Alter von 84 Jahren in Köln. Er lebte bis zu seinem Tod in Bergisch Gladbach. Der gebürtige Duisburger kam bereits 1963 zum WDR nach Köln, war zunächst in der Redaktion der "Tagesschau" tätig und arbeitete später als Auslandskorrespondent. Während seiner journalistischen Laufbahn berichtete Pleitgen unter anderem aus Brüssel, Paris, Moskau, Washington und New York. Ab 1977 war er zudem einige Jahre lang Korrespondent in Ost-Berlin.
Als Intendant und hochangesehener Rundfunkmanager, Korrespondent und politischer Journalist habe er den Westdeutschen Rundfunk über viele Jahrzehnte entscheidend geprägt und zum Erfolg geführt, so Buhrow weiter. "Fritz Pleitgen war ein kluger Stratege, der sich dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk voll und ganz verpflichtet fühlte und sich energisch und leidenschaftlich für ihn einsetzte. Vorbild, Ratgeber, Mentor war er für viele, auch für mich. Wir haben ihm sehr viel zu verdanken. Ihm gebührt ein ganz besonderer Platz in der WDR-Geschichte."
1988 übernahm Fritz Pleitgen die Position des WDR-Chefredakteurs, ehe er nach drei Jahrzehnten beim Fernsehen zum Radio wechselte und schließlich Hörfunkdirektor des WDR wurde - ein ungewöhnlicher Schritt, der jedoch dazu führte, dass er den öffentlich-rechtlichen Sender wohl so gut kannte wie nur wenige andere. In seiner Zeit als Hörfunkdirektor refomierte er Programme und Organisation gleichermaßen und brachte mit 1Live eine junge Welle an den Start, die bis heute erfolgreich ist und viele Nachahmer hervorbrachte. Mit WDR 5 richtete er zudem ein reines Wortprogramm ein. Er selbst blieb auch nach seiner Korrespondenten-Zeit vor der Kamera aktiv und moderierte fast 300 Ausgaben des "Presseclubs" im Ersten.
Mit all dieser Erfahrung aus Fernsehen und Radio im Gepäck wurde Fritz Pleitgen schließlich 1995 als Nachfolger von Friedrich Nowottny zum Intendanten des WDR gewählt. Während seiner Amtszeit setzte er verstärkt auf die Regionalisierung des Senders, was sich etwa in der Gründung neuer Lokalstudios niederschlug. Auch beim Start des Ereignis- und Dokumentationssenders Phoenix hatte Pleitgen maßgeblichen Anteil. Bis 2007 stand der Journalist an der Spitze des WDR, aber auch danach engagierte er sich vielfältig - etwa als Vorsitzender der Geschäftsführung der Initiative Ruhr.2010 sowie als Präsident der Deutschen Krebshilfe. Dass er letztlich selbst an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankte, hielt ihn bis zum Schluss nicht davon ab, sich für die Aufklärung der Bevölkerung einzusetzen.
Pleitgen machte Podcast über sein Leben
Erst im vergangenen Jahr hatte sich Fritz Pleitgen auf ein ganz besonderes Projekt eingelassen: In einem hörenswerten WDR-Podcast erinnerte er sich an die wichtigsten Stationen und Ereignisse seines Lebens, befragt von Jochen Rausch, dem damaligen Programmchef von 1Live, WDR 2 und WDR 4, der zu Pleitgen eine enge Beziehung pflegte. Bei den Treffen für die Podcast-Produktion im Herbst 2021 gingen Rausch und Pleitgen jeweils eine Station durch: Von den Anfängen als Kriegskind im Revier bis zu seinem letzten Amt als Präsident der Deutschen Krebshilfe, das er, selbst 2020 an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt, bis 2021 ausübte.
Beim Erzählen verlor sich Fritz Pleitgen nicht in Nostalgie, sondern setzte Ereignisse wie beispielsweise den Mauerfall stets in Bezug zur Gegenwart - analytisch und ohne Kitsch. Pleitgens Resümee: "Ich habe keinen Grund mit meinem Leben zu hadern. Ich habe sehr viel Glück gehabt."