Für maximal ein Jahr wurde Katrin Vernau am Dienstag zur Interimsintendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg gewählt. Doch ein Selbstläufer war die Wahl nicht. Angetreten als einzige Kandidatin, verfehlte die 49-Jährige im ersten Wahlgang nämlich die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Nach Informationen von "RBB24" entfielen auf sie nur zwölf statt der benötigten 14 Ja-Stimmen. Im ersten Wahlgang sollen sich sieben Mitglieder des Gremiums gegen sie ausgesprochen haben, zudem gab es eine Enthaltung. Im zweiten Wahlgang änderten einige Mitglieder ihre Meinung. Die Rede war von "einer großen Mehrheit", die bei der zweiten Wahl auf Vernau entfiel. Katrin Vernau sagte nach ihrer Wahl: "Ich freue mich über das Vertrauen und auf die vor mir liegende Herausforderung. Nun gilt es, den RBB gemeinsam mit den Mitarbeitenden wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen und ihn zu einer starken Landesrundfunkanstalt für Brandenburg und Berlin zu machen."

Dorette König, amtierende Vorsitzende des Verwaltungsrats, würdigte die neue Intendantin als "exzellente Managerin, die über vielfältige und umfangreiche berufliche Erfahrungen verfügt und verschiedene Restrukturierungsaufgaben erfolgreich gemeistert hat. Ich bin davon überzeugt, dass Frau Dr. Vernau durch Ihre Kenntnis der ARD schnell für den rbb wirksam werden kann."

Vernau war die einzige Kandidatin, die von einer Findungskommission für das Amt einer Übergangsintendantin vorgeschlagen wurde. Bereits am Dienstagabend hatte sie sich den Mitgliedern des Rundfunkrates in einer Videoschalte vorgestellt. Angeblich soll es dabei Signale gegeben haben, dass sie mit einer "sicheren Mehrheit" rechnen könne. Das war nun zumindest anfangs der Fall.



Mit der Wahl der Interimsspitze ist die Leitung des RBB für maximal zwölf Monate geklärt. Spätestens im September 2023 muss der RBB also von einem regulär gewählten Intendanten oder einer regulär gewählten Intendantin geführt werden. Zu den Aufgaben der Interimsleitung wird daher auch gehören, den Weg für solche Wahlen zu ebnen. Zudem sollen Strukturen innerhalb des RBB neu geordnet und die Aufklärung der Vorfälle rund um die ehemalige Intendantin Patricia Schlesinger weiter aufgeklärt werden.