Wer sich in den zurückliegenden sehr trockenen und mitunter auch ziemlich heißen Tagen an der Eisdiele seiner Wahl zum Zwecke der Abkühlung eine Kugel oder gar mehrere bestellt hat, wird nicht unbedingt eine Verbindung zum Fernsehen hergestellt haben. Für Formatentwicklerin und Moderatorin Julia Leischik gibt es diese aber durchaus. Mit der 51-jährigen Kölnerin startet Sat.1 am Montagabend ein neues Format – und auch in "Das Haus am Meer" soll es um große Gefühle gehen. "Wir wollten im Gegensatz zu 'Bitte melde Dich', wo wir ja sehr viel unterwegs sind, einen festen Ort, einen 'Hafen', für emotionale Geschichten finden", sagt Leischik über die Produktion von Endemol Shine Germany und Rainer Laux Productions, an der seit satten fünf Jahren gearbeitet wird.



Ganz bewusst stehe dieser "Zuhause"-Ort, der Schauplatz der Primetime-Sendung ist, in Deutschland, an der Ostsee, und wird Hort für Träume und Sehnsüchte. Ins "Haus am Meer" kommen Menschen, die jemanden suchen, die sich entschuldigen wollen, die Wünsche haben. Die Themen hätten die Sendung gefunden, nicht andersherum, sagt Leischik. "So viele Menschen, die jemanden suchen, wenden sich seit Jahren an uns. Und sie tun es eben auch, wenn sie zum Beispiel jemanden suchen, bei dem sie sich entschuldigen möchten. Oder wenn sie nicht den Mut haben, jemandem etwas zu gestehen oder wenn sie die große Liebe suchen. Die Leute wenden sich mit den verschiedensten Wünschen an mich. Sie sehen mich wohl so über die Zeit als eine Art Vermittlerin", sagt Leischik sichtlich gerührt.

Im "Haus am Meer" sieht sich Leischik nun vor allem als Moderatorin. "Ich mag, dass in dem Wort 'moderat' steckt, also per Definition 'angemessen'". Sehr ernst nehme sie diese Aufgabe und hoffe, ihre Gesprächspartner würden genau das auch spüren.

Dass Sat.1 zuletzt am Montagabend mit stark menschelnden Formaten, zudem noch mit weiblichem Lead, nicht gerade gut fuhr und beispielsweise das neue "Birgits starke Frauen" gar nach kurzer Zeit aus dem Line-Up verbannte, treibt Leischik indes weniger um. Wenn man Julia Leischik fragt, ob sich Emotainment in diesen Zeiten möglicherweise auch infolge eingetretener Marktsättigung schwer tue, kommt das Vanilleeis ins Spiel. "Das ist, als würdest du Gino aus der Eisdiele fragen, ob er noch an Vanilleeis glaubt. Vanille ist der Klassiker unter den Sorten. Manchmal tut sich Vanilleeis schwer, weil es fancy neue Sorten gibt. Aber Vanille ist immer da", erklärt Leischik.

Man müsse eben nur dafür sorgen, dass es auch gut zubereitet ist. "Mit echter Vanille und mit Hingabe", sagt die Fernsehmacherin und -moderatorin. "Dann berührt dieser Geschmack dein Herz und du verbindest tausend gute Gefühle damit. Gino muss es dann nur gut platzieren in der Vitrine, damit es gesehen wird zwischen veganem Matchaeis und Salted Caramel." Und auch wenn es eine Saison mal schlechter laufen könne, Vanilleeis werde es immer geben. "Das weiß auch Gino und deswegen wird er Vanille als Sorte niemals aus der Vitrine nehmen."

So wie Sat.1 bei Weitem nicht vorhat, Julia Leischik aus dem Programmplan zu nehmen. Ihren ursprünglich noch rund ein Jahr laufenden Vertrag mit dem Sender, zu dem sie vor etwas mehr als zehn Jahren von RTL wechselte, hat sie jüngst bis Sommer 2026 verlängert. "Ich freue mich sehr dabei zu sein, wenn Sat.1 zeigt, dass es noch viel zu sehen gibt! Als Moderatorin, aber ebenso als Entwicklerin. Daniel Rosemann ist voller Tatendrang. Ich bin es auch", sagt Leischik.

 

"Andere vertrauen auf die Retrowelle und legen Formate wieder neu auf. Ich habe einfach durchgemacht." Julia Leischik

 

Zu dem, was es mehr zu sehen geben soll, gehört freilich auch Leischiks Klassiker "Bitte melde dich: Julia Leischik sucht", eine Fortführung der damaligen RTL-Sendung "Vermisst". "Andere vertrauen auf die Retrowelle und legen Formate wieder neu auf. Ich habe einfach durchgemacht – jetzt im 16. Jahr – wenn wir die Zeit vor Sat.1 dazu zählen", sagt Leischik. Auch im Herbst 2021 war "Bitte melde dich" noch sehr gefragt, teils schalteten an die drei Millionen Menschen ein, sowohl insgesamt als auch bei den Jungen lagen die Marktanteile am Sonntagvorabend regelmäßig im zweistelligen Bereich. "Wir haben außerdem sämtliche 'Suchformate' überlebt", sagt sie – nicht zuletzt wohl auch, weil Leischik gezielt immer wieder an Stellschrauben gedreht hat. "Wir waren lange Zeit ein On-Location-Format, mittlerweile haben wir ein Studio etabliert. Es gibt nun ein ganzes Reporterteam im On, das auf Reisen geht. Und wir sind noch näher an die suchenden Menschen gerückt, um zu verstehen, wie sehr ihnen eine geliebte Person fehlt. Der Kern der Sendung bleibt natürlich erhalten", sagt Leischik im Gespräch mit DWDL.de.

Den Kern aufrecht zu erhalten, das war speziell 2020 und auch Anfang 2021 nicht ganz einfach, ist "Bitte melde dich" doch nicht nur recherche-, sondern insbesondere auch außerordentlich reiseintensiv. "Es war schwer, aber so gut wie nie unmöglich", sagt Leischik durchaus mit Stolz. "Wir sind dahin gereist, wohin es eben irgendwie ging. Wir haben die verschiedensten Hygienekonzepte und Maßnahmenkataloge erstellt und haben tatsächlich eine Staffel mit vielen Auslandsdrehs produziert"



Für Zuverlässigkeit soll nun auch eine konstante Programmierung im Sat.1-Programm sorgen. Man habe jetzt eine feste Saison für "Bitte melde dich: Julia Leischik sucht" gefunden – von Herbst bis Weihnachten. Schon in diesem Jahr soll die kommende Staffel des Suchformats in diesem Zeitraum laufen. "Wir vereinen lang getrennte Familien und Freunde. Dafür eignet sich die Zeit vor Weihnachten, dem Fest der Liebe, einfach am besten", findet Leischik. Darauf erst einmal ein Vanilleeis.

"Das Haus am Meer", ab Montag um 20:15 Uhr in Sat.1