In Zusammenarbeit mit Deezer ist offiziell ab Mittwoch die neue App RTL+ Musik verfügbar und gibt Zugriff auf mehr als 90 Millionen Songs und damit nach RTL-Angaben auf alle im Musikmarkt gängigen Kataloge und Künstlerinnen und Künstler. Darüber hinaus stehen mehr als 5.000 von Musik-Editoren kuratierte Playlists für jede Stimmung und jedes Genre und bis zu 100 Radio-Streams zur Verfügung. Dieses Angebot werde weiter ausgebaut, etwa durch Soundtracks zu beliebten Serien, Shows und Realityformaten.
In Köln-Deutz ist man stolz darauf, den ersten Schritt zum Ausbau von RTL+ getan zu haben und hofft durch den attraktiven Einstiegspreis insbesondere diejenigen zu erreichen, die bislang noch gar kein digitales Musik-Abo haben und in RTL+ Max eine attraktive und einfache Kombination aus Video und Audio sehen, die seperate Vertragsabschlüsse vermeidet. Um auch Nutzerinnen und Nutzer anderer Musik-Streamingdienste zu einem Wechsel zu bewegen, soll demnächst auch eine Import-Funktion von Playlisten anderer Anbieter ergänzt werden. Vorerst bedeutet Audio bei RTL+ Musik allerdings nur Musik, denn Podcasts und Hörbücher fehlen noch. Das soll folgen.
"One App, all media"?
Klar ist aber jetzt schon: Das Prestige-Projekt von RTL Deutschland braucht länger als intern erhofft und kommt auch nicht ganz so, wie lange ankündigt. Als man im November 2021 die Pläne zum Ausbau von RTL+ zum vollumfänglichen crossmedialen Angebot offiziell bestätigte, über die DWDL im Sommer 2021 erstmals berichtete, klang das Vorhaben weitaus ambitionierter. Unter dem Motto „mehr sehen, mehr hören, mehr lesen“ wurde eine „One App, All Media“-Lösung im ersten Halbjahr 2022 angekündigt. In der Umsetzung wird die Revolution jetzt zur Evolution.
Nicht nur zeitlich konnte man die Ankündigung nicht einhalten: RTL+ Musik ist eine separate App, die erst einmal heruntergeladen werden muss. Der Wettbewerbsvorteil, die bereits millionenfach installierte RTL+ App nutzen zu können, um einen Upsell zu beschleunigen, lässt sich so nicht nutzen. Mit RTL+ Musik fängt man also bei Null an und das recht spät. Die Marketingpower von RTL Deutschland soll beim Aufholen helfen. Dass die App-Architektur für Video-Streaming und Audio-Streaming unterschiedlich ausfällt und getrennte Apps in vielerlei Hinsicht einfacher sind, ist unbestritten. Von der geplanten Zeitschriften-Integration ganz zu schweigen.
Warum also RTL Deutschland zunächst der Versuchung erlegen ist, bei RTL+ das Motto „One App, All Media“ zu propagieren, ist unklar. Einhalten lässt sich diese Ankündigung vorerst jedenfalls nicht. Wann auch Podcasts und Hörbücher, also Inhalte des bisherigen AudioNow-Angebots bzw. die digitalen Zeitschriften aus dem Hause Gruner+Jahr Teil des digitalen Abos über mehrere Apps hinweg werden, verrät die Pressemitteilung zum Launch von RTL+ Musik noch nicht. Die zusätzlichen Audio-Inhalte könnten aber nach DWDL-Informationen noch bis Jahresende folgen.
Die Einführung von RTL+ Musik ändert übrigens auch die Preisstruktur für einige, die nur Video-Inhalte sehen wollen. Wer zwei parallele Videostreams, die Downloadfunktion oder Serien in Originalversion schauen will, brauchte bislang den teuersten Tarif RTL+ Premium Duo. Für Bestandskunden ändert sich zunächst auch nichts, doch wer diese Features künftig nutzen will und Neukunde wird, muss den neuen RTL+ Max-Tarif wählen. Wer also Serien und Filme von RTL+ downloaden will, um sie etwa auf Reisen zu schauen, muss künftig tiefer in die Tasche greifen: Aus dem bisherigen Preis von 7,99 Euro wird nach dem Gratis-Monat und sechs Aktionsmonaten zu 9,99 Euro der neue Preis von 12,99 Euro.