RTL gönnt sich in Sachen frischem Programm in diesem Jahr keine Sommer-Auszeit. Zwar war der Wiederholungsanteil im Juli ein bisschen höher als in den beiden Vormonaten, doch ein Frische-Anteil von 85 Prozent (das spiegelt den Anteil an Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren im Abendprogramm zwischen 20:15 Uhr und Mitternacht wider) ist dennoch ein erstaunlich hoher Wert, wie ihn kein anderer Privatsender überhaupt in den vergangenen Jahren in irgendeinem Monat erreicht hat. Das Erste und das ZDF hatten durch die Frauen-EM zwar ein paar Fußballspiele, hielten sich ansonsten aber deutlich stärker zurück und lagen bei 69 bzw. 58 Prozent. Auch auf das bisherige Jahr gesehen liegt RTL im Frische-Ranking damit aktuell deutlich vor dem Ersten und dem ZDF, die in früheren Jahren den Sieg jeweils unter sich ausgemacht hatten.
Doch nicht nur bei RTL war der Frische-Anteil trotz Urlaubszeit und hoher Temperaturen hoch, im Juli haben auch die Sender von Seven.One Entertainment wieder deutlich nachgelegt. Bei Sat.1 stieg der Frische-Anteil im Vergleich zum Vormonat um 15 Prozentpunkte, bei ProSieben sogar um 23 Prozentpunkte, sodass beide nun wieder über der 50-Prozent-Schwelle lagen - sprich: Abends mehr frisches Programm als Wiederholungen zeigten. Und selbst Kabel Eins erhöhte seinen Frische-Anteil ganz massiv auf nun 35 Prozent, womit man klar an RTLzwei vorbei zog. Neben den Eigenproduktionen macht sich hier auch bemerkbar, dass man mit "Superman & Lois" zur Abwechslung auch mal im Serien-Bereich wieder etwas Neues am Start hat.
Nach sieben MOnaten zeigt sich übrigens das Bild, dass kein Sender in diesem Jahr seinen Wiederholungsanteil im Vergleich zum Vorjahr gesteigert hat, kaum Veränderung gab's beim Ersten und dem ZDF, mehr frisches Programm bei den Privaten. Vor allem RTL und Vox haben deutlich aufgerüstet. Man muss das wohl auch im Zusammenhang damit sehen, dass im Dezember noch die Fußball-WM ansteht, gegen die sich die Privaten dann zurückhalten dürften.
FIX-Punkte Juli 2022 |
Vergleich zum Vormonat |
Vergleich zum Juli 2021 |
Jahresschnitt '22 (vs 01-07/21) |
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RTL | 85 von 100 | -5 | +12 | 90 (+17) |
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Das Erste | 69 von 100 | +6 | +11 | 81 (+0) |
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ZDF | 58 von 100 | -10 | -6 | 82 (+1) |
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Sat.1 | 56 von 100 | +15 | +0 | 53 (+6) |
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ProSieben | 53 von 100 | +23 | +16 | 55 (+9) |
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VOX | 43 von 100 | -6 | +19 | 46 (+11) |
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kabel eins | 35 von 100 | +14 | +12 | 24 (+2) |
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RTLzwei | 24 von 100 | -3 | -1 | 34 (+5) |
Frische-Index-Verlauf bis Juli 2022
dwdl.de/zahlenzentrale
Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.