Gehörig unter Druck geraten ist RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, die seit Jahresbeginn auch ARD-Vorsitzende ist (DWDL.de berichtete). Auch gegen Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf wurden Vorwürfe laut, dieser lässt sein Amt inzwischen ruhen. Und während beide nicht zu einer Sitzung des Brandenburger Landtags in dieser Woche erschienen, was dort als "außerordentlich bedauerlich" bezeichnet wurde, gab die Fernsehmanagerin nun ein großes Interview im "Tagesspiegel".
Ihre Kernbotschaft ist: Alles wird nun aufgearbeitet, Compliance-Anwälte seien im Haus und hätten von ihr auch umfangreiches Material erhalten. Befasst sind damit fünf Anwälte mit ihren Teams. Ergebnisse sollen Ende September oder im Oktober vorliegen. Mitarbeitende des RBB seien von der Schweigepflicht entbunden worden, ein Whistle-Blower-System wurde eingeführt. Nicht geändert zu haben scheint sich die Meinung der Intendantin, von der Presse falsch behandelt worden zu sein. Zuletzt war angekündigt worden, unter anderem gegen "Business Insider" vorzugehen. Davon ist sie auf Nachfrage zumindest jetzt nicht klar abgerückt. "Es wird daran gearbeitet, wir sind mitten im Prozess", erklärt die Intendantin, die sich offenbar weiterhin darüber ärgert, dass aus dem Inneren ihres Hauses Dinge nach extern gegeben wurden. "Wir haben eine Compliance-Beauftragte, eine Revision und ein Justitiariat, wenn man etwas zum Wohle des RBB verändern will, dann kann man sich dahin wenden. Dass man rausgeht, und dann auch noch zur Springer-Presse, fand ich bemerkenswert", sagt Schwesinger, die dann auch ihre Sichtweise zu konkreten Punkten erklärt.
"Über den Auftrag der Messe Berlin an meinen Mann hätte ich wahrscheinlich im RBB reden sollen, auch wenn die Compliance-Verordnung das nicht vorschreibt. Aber: es wurde nichts heimlich vollzogen, mein Mann macht seit Jahren Beratungen und er verfasst Bücher", so Schlesinger. Der Betrag von 41.000 Euro, den er für eine Beratung bekommen habe, liege seit einigen Tagen auf einem Treuhandkonto. "Weil auch mein Mann sagt: Das muss sauber sein."
Über die derzeit gestoppten Pläne zum Bau des neuen Digitalen Medienhauses des RBB soll im August 2023, also erst in über einem Jahr eine endgültige Entscheidung fallen. "Wir machen hier kein Harakiri, wir schauen im nächsten Jahr, ob wir uns den Bau angesichts steigender Preise leisten können." Gerechnet wird damit, dass das Bauvorhaben etwa 125 Millionen Euro kosten wird. Der Verwaltungsrat hat genehmigt, einen entsprechenden Kredit aufzunehmen.
Die derzeitige Krise werde auch Schlesinger verändern, daran lässt sie in dem Interview wenig Zweifel. "Was Vertrauen angeht: das ist auch bei mir erschüttert. Damit werde ich leben müssen, das ist eine für mich zutiefst verändernde Erfahrung. Dafür ist man auch Führungskraft, dass man das aushält und immer weitermacht." An einen mancherorts geforderten Rücktritt oder ein Ruhenlassen des Amtes denkt sie aber nicht. "Ich arbeite seit Jahrzehnten im öffentlich-rechtlichen System, dessen zutiefst überzeugte Anhängerin ich bin. Ich werde diesem System weiterhin mit aller Kraft zur Verfügung stehen", erklärte sie nun dem "Tagesspiegel". Immerhin: Über die Erhöhung ihres Gehaltes auf 303.000 Euro wolle sie mit der Verwaltungsratsvorsitzenden Dorette König nochmals sprechen.