Nach Jahren der fantastischen Wachstumsstory kommt Netflix in der wirtschaftlichen Realität an, trennt sich aufgrund der gesunkenen Wachstumsprognosen nach der ersten Entlassungswelle im Mai mit 150 betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jetzt nochmal von 300 Kolleginnen und Kollegen, die meisten davon in den USA. Entsprechende Berichte von US-Medien bestätigte der Streamingdienst. Doch auch in Deutschland kommt die neue Realität an: Netflix justiert seine Strategie bei deutschen Eigenproduktionen.
Eigentlich wäre vor wenigen Tagen Drehstart gewesen für ein Serienprojekt mit dem Arbeitstitel "Pauline". Die neue deutsche Serienidee sollte bei der Kölner Produktionsfirma btf entstehen, mit denen Netflix u.a. die Serie "How to sell drugs online (fast)" und das am 6. Juli startende "King of Stonks" realisiert hat. Es sollte eine "Teenage Pregnancy Coming of Age"-Geschichte mit Fantasy-Element werden. Das ambitionierte Serienprojekt wurde bislang von Netflix noch gar nicht kommuniziert. Das hätte zum Drehstart erfolgen sollen.
Auf das Projekt "Pauline" angesprochen, bestätigt eine Netflix-Sprecherin am Freitag gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de den Stop des Projekts: "Wir bestätigen, dass wir uns nach reichlicher Überlegung gegen das Serienprojekt 'Pauline' (AT) entschieden haben." Weiter heißt es: "Mit btf verbindet uns eine kreative und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Gemeinsam haben wir viele erfolgreiche Projekte umgesetzt und werden das auch weiterhin tun." Netflix verweist auf "King of Stonks", das am Samstag beim Filmfest München Premiere feiert und am 6. Juli veröffentlicht wird. Am 3. August folgt dann mit dem Film "Buba" ein Spin-Off von "How to sell drugs online (fast)" mit Bjarne Mädel in der Hauptrolle.
Warum aber dann das kurzfristige Aus für die Fantasy-Serie - kurz nach den aufsehenerregenden Quartalszahlen von Netflix? Eine Sprecherin des Streamingdienstes bestätigt eine Neubewertung der geplanten Programme: "Die Gründe liegen tatsächlich in der strategischen Ausrichtung unseres Serienslates in Deutschland und haben nichts mit der Qualität des Projektes zu tun." Spannend wäre natürlich zu wissen, wohin es denn ausgerichtet werden soll. Ohne Angaben zum Umfang heißt es leider nur: "Wir investieren auch weiterhin verstärkt in deutschsprachige Produktionen, die für unsere Mitglieder interessant sind." Die vom Teufel geschwängerte Pauline gehört halt nicht mehr dazu.
Für die kommenden Monate sind erst einmal noch zahlreiche Projekte angekündigt. "Die Kaiserin", die zweite Staffel der "Barbaren" und das Hightech-Projekt "1899" kommen schon bald, etwas länger dauern noch "Achtsam Morden", "Liebes Kind" und "Kleo". Auch im Bereich Film und Doku hatte Netflix Anfang des Jahres einige Produktionen in Aussicht gestellt und DWDL.de kürzlich über die deutsche Version der von Fremantle für Netflix produzierten Realityshow "Too hot to handle" berichtet.